Das Isaac-Quartett
Halfter an den Fransen fest, damit der Colt ihm nicht in den Magen piekste. Die Krähen hatten zu viel Peperoni gegessen: Beim Anblick der Umarmung, die Barney und Isaac austauschten, trat ihnen das Wasser in die Augen. Hatten sie es mit ausgewachsenen Männern oder mit Tanzbären zu tun?
Cowboys Umarmung entbehrte jeder Scheinheiligkeit. Hingebungsvoll quetschte er Isaacs Rippen zusammen. Barney war kein lumpiger Krieger; er teilte den Kummer seiner Feinde.
Doch Isaac hatte Cowboy nicht wegen seiner bärenhaften Umarmung beim Mittagessen gestört, auch nicht, um Chianti in einer Flasche mit Bastkorb zu riechen. »Lass die Finger aus meinem Hühnerstall, Barney. Der Fall geht dich nichts an. Ich werde allein damit fertig.«
»Wer ist hier der Hühnerdieb?«, fragte Cowboy. Er kämpfte gegen seinen sehnsüchtigen Wunsch an, Isaac an den Ohren zu packen und ihn unter den Tisch zu werfen.
»Wenn es hier ein Rätsel zu lösen gibt, so werde ich es lösen. Die Leute, die es gewagt haben, meine Mutter anzurühren, bekommen es mit mir zu tun.«
»Keine Blutrache, Isaac. Das ist Sache der Polizei. Ich kann das ganze südliche Manhattan auf diese Verrückten ansetzen, ganz gleich, wer sie sind.«
»Barney, ich will nicht, dass deine Jungen hier überall rein- und rausrennen. Das ist mein Bier. Hände weg.«
»Wen hast du denn, Isaac? Blue Eyes? Dieser Minderbemittelte, der seinen Schwanz nicht erkennt, wenn er ihn sieht.«
»Pass auf, was du sagst, Barney. Du redest über meinen Mann.«
Cowboy musste ihn ziehen lassen. Als Chief of Detectives stand er über der höchsten Sprosse der Leiter, auf die ein Inspektor es je bringen konnte. Doch der First Deputy starb an Krebs und der Bulle, der seinen Stuhl erbte, hatte die Kontrolle über die gesamte Polizei der Stadt. Barney brauchte sich gar nicht erst den Kopf zu zerbrechen, wer O’Roarkes Erbe sein würde. Dennoch war er zum Feiern aufgelegt. Seine älteste Tochter, eine alte Jungfer von zweiunddreißig, würde in acht Tagen vor dem Traualtar stehen. Dann hatte Barney seine Kinder alle unter der Haube. Was hatte Isaac erreicht? Er hatte seine einzige Tochter schon dreimal verheiratet.
Isaac ließ Brodsky nicht holen; ein Chauffeur hätte ihn möglicherweise abgelenkt. Er nahm ein Taxi, weil es ihm widerstrebte, sich über Furcht und Schrecken, über Kriminalität oder über das Wetter zu unterhalten.
Der Fahrer hielt Isaac für einen Pornokönig oder für einen Manager von Tunten auf Zeit: Noch nie hatte ihn jemand aufgefordert, langsam an sämtlichen Lichtspieltheatern der Zweiundvierzigsten Straße vorbeizufahren, die die ganze Nacht über geöffnet hatten. »Das da ist es«, sagte Isaac und sprang aus dem Taxi. Der Fahrer sah ihn im Foyer des Tivoli verschwinden. Er packte Isaacs Dreistigkeit nicht. »Der Typ muss sich für unsichtbar halten. Der läuft da rein, ohne Eintritt zu zahlen.«
Isaac stöberte in den hinteren Reihen herum. Er konnte sich keine Taschenlampe von einer Platzanweiserin des Tivoli ausleihen. Wadsworth, der Mann, den er suchte, hätte sich vor ihm versteckt. Er mied die männlichen Prostituierten, die einen direkt an den Gängen ansprachen. »Brauchst du einen Finger, Baby? Kostet dich allerdings was. Drei Dollar pro Zentimeter.« Isaac hätte sie einbuchten lassen können, aber dann hätte er seinen Mann verloren. Er musste Wadsworths Kino beschützen.
Hinter sich hörte er ein leises Knistern. »Was machst du hier, Isaac?« Wadsworth war ein Albino, ein milchiger Neger mit rosa Augen. In der Sonne konnte er nicht überleben. Wadsworth brauchte vierundzwanzig Stunden Dunkelheit. Er lebte im Tivoli, spülte sich den Mund in der Trinkwasserfontäne aus, wusch seine Unterwäsche im Waschbecken, schlich sich nach Mitternacht ins Freie und kehrte vor dem ersten Sonnenstrahl in das Lichtspieltheater zurück. Er lebte von Popcorn und Karamellbonbons aus den Automaten des Tivoli. Während Zeichentrickfilmen, Spielfilmen und Vorankündigungen konnte er regungslos in einer Stellung verharren. Wadsworth behauptete, niemals Schlaf zu brauchen.
»Hast du dich wegen meiner Onkel umgehört, Isaac? Meine Onkel bedeuten mir viel.«
»Ich versuche es, Wadsworth. Ich kann nichts gegen die Bewerberlisten des Staatsdienstes machen. Aber bei der Abteilung für städtische Parkanlagen könnte man eine Tippse unterbringen.«
»Meine Onkel können nicht Schreibmaschine schreiben, Isaac.«
Der Chef musste Wadsworth mit Gefälligkeiten bei der Stange halten,
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