Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
Vom Netzwerk:
mit kleinen und großen. Er besorgte Gelegenheitsarbeiten für Wadsworths weitschweifige Sippe, Onkel, Cousins und Freunde. Wadsworth wollte keinen Nutzen für sich selbst aus seinen Diensten ziehen. Er war der beste Informant, den Isaac je gehabt hatte. Als berufsmäßiger Einbrecher, gelegentlich auch Brandstifter, verkaufte er Uhren und Schuhe an Feuerwehrmänner, Kanalarbeiter und die Söhne einiger Mafiosi. Wadsworth stand in Verbindung mit Taschendieben, Shylocks und kleinen Erpressern in der ganzen Stadt und schnappte jede Information auf, ehe sie bis auf die Straße vordrang.
    »Wenn du wegen deiner Mutter gekommen bist, kann ich dir nicht helfen, Isaac. Maskierte, die den Leuten Schädel einschlagen, ohne in die Ladenkasse zu langen – ich halte das für Laienkram.«
    »Oder für einen Racheakt. Wadsworth, kennst du jemanden, der so viel gegen mich hat, dass er eine Bande verkommener Kinder auf meine Pelle hetzt?«
    »Isaac, du fragst mich, ob du Feinde hast? Ich kann dir zehn Bullen aufzählen, die dich am liebsten umbringen würden, einschließlich Cowboy Rosenblatt.«
    »Ich könnte zwanzig aufzählen, aber das ist nicht die Arbeit eines Bullen. Was ist mit den Guzmanns?«
    Die Guzmanns, ursprünglich Spieler und Taschendiebe aus der Bronx, wandelten sich in eine Sippe von Zuhältern. Sie waren in Isaacs Bereich eingedrungen, auf der Suche nach Junggemüse, Dreizehnjährigen, ausschließlich Weiße, und Isaac hatte gelobt, die Guzmanns aus Manhattan zu vertreiben. Er hatte seine Männer an den Busbahnhöfen stationiert, um ihnen den Mädchenfang zu erschweren. »Zahlen es mir die Guzmanns heim, Wadsworth?«
    »Nee«, sagte Wadsworth und zeigte seine bleichen Lippen. »Die Guzmanns haben Gefühl. Sie würden deiner Mutter nichts tun. Die kämen direkt zu dir.« In der staubigen Luft des Tivoli brannte das tiefe Rot seiner Pupillen; Isaac musste seinen Blick abwenden. »Probier es bei Amerigo.«
    »Warum sollte Amerigo mir nachstellen?«
    »Er grummelt, Isaac. Mehr weiß ich nicht. Er glaubt, du hast was mit dem FBI.«
    »Das ist rein geschäftlich, Wadsworth. Der First Dep muss höflich sein. Manchmal benutzen wir ihre Laboratorien. Aber Newgate ist ein Trottel. Warum sollte ich mit dem was haben?«
    »Erklär mir das doch nicht, Mann. Spar es dir für Amerigo.« Isaac blinzelte im grellen Sonnenschein außerhalb des Tivoli.
    Kellerlöcher war er nicht gewohnt. Inspektor Pimloes Theorien über die Lollipop-Gang verärgerten ihn. Seine Abteilung hatte nur Scheiße zutage gefördert, idiotischen Mist. Pimloe schleppte ihm eine ganze Galerie von Landstreichern an und sprach von Zufall. Isaac sah die Sache anders. Die Lollipops hatten Ida einen Schrecken eingejagt, seiner Verlobten, hatten seinen Lieblingsimbiss in der Essex Street überfallen und seine Mutter zusammengeschlagen. Und all das in einer einzigen Nacht. Sie wollten Isaac ein Zeichen geben. Konnte Amerigo Genussa ihr Gönner sein, ein Mann, der Isaac aufs Korn nahm und Kinder mit Masken und Dauerlutschern ausstattete?
     
    Amerigo war der Präsident des Garibaldi-Vereins und der Pa drone der Mulberry Street. Ehe er auf Immobilien umstieg und ein Sechstel von Little Italy gekauft hatte, war er ein wunderbarer Spitzenkoch gewesen. Das Caffè da Amerigo hatte er aufgeben müssen, um seine Holdings zu kontrollieren und für Sicherheit auf den Straßen zu sorgen. Die Puerto Ricaner fielen ein, Chinesen rissen sich leerstehende Gebäude nördlich der Canal Street unter den Nagel, doch die Schwarzen hatte Amerigo ferngehalten. Seine Wachposten brüsteten sich gern damit, dass ihre Mamas und ihre Mädchen im Umkreis einer halben Meile um das Garibaldi-Vereinshaus kein schwarzes Gesicht zu sehen bekamen – es sei denn, es gehörte einem Bullen oder einem FBI-Mann.
    Die Garibaldis führten einen Privatkrieg gegen das FBI, dessen Vogelscheuchen und bezahlte Informanten sich in Amerigos Straßen tummelten, seine Telefone anzapften, in seine Fenster guckten, Drähte durch seine Wände gruben und versuchten, mit den Töchtern der Gemischtwarenhändler, der Bäcker und der Ravioliverkäufer der Mulberry Street zu flirten.
    Isaac nahm wieder ein Taxi und fuhr zur Grand Street. Er stattete dem Obststand von Murray Baidassare einen Besuch ab, gegenüber von Ferraras Konditorei. Murray war ein unbedeutender Spitzel für die Abteilung des First Dep gewesen, bis Isaac ihn an Newgate abgetreten hatte. Jetzt war er Newgates Köder, ein FBI-Spion. Newgate finanzierte

Weitere Kostenlose Bücher