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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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»Sie hat eine lebhafte Fantasie. Sie glaubt, ich wohne in einem Bordell.« Sie blieben in einem korkverkleideten Raum mit weichem blauen Licht und einer vorschriftsmäßigen Tischtennisplatte stehen. Coen bewunderte die grüne Leuchtfarbe auf dem Tisch. Child drückte ihm einen Butterfly in die Hand. Er hörte, wie das Mädchen ein Kinderlied sang. »Carbonderry, my Carbonderry.« Er hob den Schläger hoch. Child spielte ihm einen unbenutzten Ball zu. Coen schmetterte mit dem Butterfly. Child grinste.
    »Wo haben Sie das gelernt? Bei Dickie Miles? Bei Reismann? Wollen Sie Hartgummi? Einen genoppten Schläger?«
    »Nein, ich spiele mit diesem.«
    Wenn der Ball aus dem blauen Licht kam, musste Coen schielen. Er fragte sich, wann Child endlich über seine Tochter reden würde. Childs Aufschläge machten ihm Schwierigkeiten. In Fischgrät eingewickelt konnte er den Ball nicht schmettern. Sein Schlips würgte ihn. Child half ihm beim Ausziehen. Coen spielte in shortsähnlichen Unterhosen. Nach anfänglichem Unbehagen gewöhnte er sich an den Luftzug auf seinen Kniescheiben. Child hatte ein größeres Repertoire an Schlägen. Seine Lobs erwischte Coen nicht. Seine angeschnittenen Bälle trafen dicht neben dem Griff von Coens Schläger auf. Coen schlug auf die Luft ein. Child griff ihn von seiner schwachen Seite an und zwang Coen an die Tischkante. Zweimal flog der Butterfly aus Coens Hand. Das Mädchen sang wieder. »Carbonderry, my Carbonderry.« Ihre spöttischen Nasallaute brachten Coen aus der Fassung. Der Ball prallte dumpf gegen seinen Schläger. Child lag mit achtzehn zu zwei in Führung, als das Mädchen hereinkam. Sie amüsierte sich über den schwitzenden Coen in Kniestrümpfen und Unterhose. »Liebling, ist das nicht der Bluthund, der Carrie wiederfinden soll? Für einen Bullen hat er süße Brustwarzen.« Sie näherte sich Coens Tischhälfte. »Hat er Ihnen erzählt, dass ich seine Nichte bin?« Coen wendete den Blick von ihrem geöffneten Mantelkragen. Das Mädchen war größer als er und ihr Busen wogte in der Nähe seines Halses. »Er ist nämlich wirklich ein Onkel. Niemand will es glauben. Vander bevorzugt niemanden in seiner Besetzung.«
    Child bohrte mit einem Finger kleine Dellen in den Butterfly. »Halt den Mund, Odile.«
    »Kannst du den Bluthund nicht für Größeres einsetzen, Vander? Nackt genug ist er ja. Und der Schläger in der Faust steht ihm fantastisch. Bring ihn dazu, dass er ihn sausen lässt, Liebling. Das will ich sehen.«
    Child warf seinen Schläger nach ihr. Er traf sie an der Schulter, und sie formte mit ihren Kiefermuskeln einen perfekten Schrei. Ihre Nasenflügel blähten sich. Im Schmerz bildete ihr Busen einen grandiosen Boden. Im Stöhnen wurde ihr Körper geschmeidig. Die Körperlichkeit dieses Mädchens war verblüffend. Mit einer zufälligen Bewegung konnte sie einen Raum schrumpfen lassen. Sie rannte mit Child hinaus. Er hörte sie auf dem Korridor plappern. Child kehrte wesentlich weniger interessiert an Coen zurück. »Odile ist Schauspielerin«, sagte er. »Lassen Sie sich nicht von ihrer rohen Ausdrucksweise einwickeln. Sie denkt nur an Pornografie. Sonst hat sie nichts im Kopf.« Child machte drei schnelle Punkte und legte die Schläger zur Seite. Er brachte Coen in sein Arbeitszimmer. »Meine Tochter ist mit Odile zur Schule gegangen.«
    »Cousinen ersten Grades?«, fragte Coen.
    »Ja, Cousinen ersten Grades«, sagte Child und sah Coen forschend an. »Odile ist die Ältere. Sie hatte immer Einfluss auf Caroline. Die beiden haben sich mit einem jüdischen Zuhälter eingelassen.«
    »Stammt er aus Manhattan, dieser Zuhälter? Geht er zu Fuß oder fährt er einen Wagen?«
    »Er hat einen spanischen Namen, mehr weiß ich nicht.«
    »Guzmann? Heißt er Guzmann? César Guzmann?«
    »Kann sein.«
    »Wie haben die Mädchen César kennengelernt?«
    »Sie sagten César, Mr. Coen, nicht ich. Es könnte auch ein Alfred, ein Pepe oder ein Juanito sein, Gott weiß, wer.«
    »Was hatten die beiden mit einem Zuhälter im Sinn, Mr. Child?«
    »Wir sind hier nicht auf Long Island, Coen. Die Zuhälter schleichen jeden Morgen um Carolines Schule herum und suchen Frischfleisch. Sie gehen ganz schön ran. Etliche Mädchen aus der Carbonderry School sind mit Hispanos und solchem Gesindel durchgebrannt. Vonseiten der Schule wird es totgeschwiegen. Auf der Amsterdam Avenue nutzt kein Keuschheitsgürtel.«
    »Dann glauben Sie also, dass Ihre Tochter mit diesem Zuhälter zusammen ist? Wenn

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