Das Isaac-Quartett
ein Auge auf O’Roarke. Wenn er Blut spuckt oder sonst was, rufst du mich.«
Coen musste sich selbst helfen. Er konnte sich nicht heimlich davonschleichen wie sein Chef. Er hatte sich damit abgefunden, dass der Sonntag für ihn gestorben war. O’Roarke organisierte ihm einen Stuhl. Blue Eyes wurde gegen den Hochzeitstisch gedrückt. Cowboy verschlang mit dunkler Spucke auf der Zunge Grapefruitschnitze. Commissioner Ned konnte er nicht überstimmen. Coen musste bleiben. Das Smörgåsbord wurde in die Küche gekarrt, ein erschöpfter Berg Delikatessen, die auf ihren Tabletts wackelten. Während des ersten Ganges erschien eine Drei-Mann-Band, Saxophon, Akkordeon und Bass. Die Band baute sich dort auf, wo vorher der innere Ring des Smörgåsbord gewesen war. Die Hochzeitsgäste wurden ermutigt, zwischen den Gängen zu tanzen, damit die Küchenbelegschaft die Möglichkeit fand, die Tische abzudecken; die Hilfsköche mussten fünfhundert Vorlegeplatten mit Kartoffelkroketten für den zweiten Gang garnieren.
Das Plärren des Saxophons überzog den Saal mit einer metallischen Schicht. Der Bassist hatte dickliche Finger. Der Akkordeonspieler würde kaum einen Bullen auf die Tanzfläche locken können. Mit Pistolen in den Gürteln tanzten die meisten Bullen nur widerwillig. Ihren Gattinnen war das nur zu recht; sie wollten mit Coen tanzen. Blue Eyes musste den Tisch verlassen. Die »Krähen« bedachten ihn mit tödlichen Blicken. Der Reihe nach nahmen ihn die Gemahlinnen in den Arm. Der Akkordeonspieler hatte ein pikantes hebräisches Lied für die Hands of Esau und irische Jigs für das Kruzifix der katholischen Bullen vorbereitet. Die Frauen unterbrachen ihn und schritten gegen seine Melodien ein. Sie forderten etwas Langsames. Coen tanzte einen Foxtrott nach dem anderen. Die Frauen waren nicht zu ermüden. Sie zwangen ihn, mitten im Tanzschritt die Partnerin zu wechseln. Das ständige Scheuern an fremder Haut verursachte Coen eine unglückselige Erektion. Die Frauen hatten es auf seine wunden Punkte angelegt und tanzten nur noch näher an Blue Eyes gedrängt. Unter den Ehemännern breitete sich Zorn aus. Sie verlegten sich im Neptune Manor auf Schießübungen und zielten auf Coens hübsche Ohren und seinen bezaubernden Mund. Blue Eyes war ihnen unerträglich. Diese Männer schleppten sich durch ihre Pflichtrunden und sorgten sich dabei ständig um Spione, die der First Deputy in ihr Revier gemogelt haben könnte; es fehlte ihnen gerade noch, dass Isaacs Engel ihre Frauen bumste.
Die Braut des Herrenausstatters musste Coens Verzweiflung gespürt haben. Sie stand auf, nahm die Schleppe ihres Kleides in die Faust und schob sich zwischen die Frauen, um sie von Coen fortzulocken. Doch sie hatte die Zartheit von Coens Zügen nicht bedacht, die Berührung eines Fingernagels mit ihrer Handfläche, die Wirkung, die von seinem verlegenen Schwanz ausging. Ihr Gesicht geriet aus den Fugen und wurde fleckig unter dem Schleier. Sie sog ihre eigene Spucke ein, um sich abzulenken. Der Herrenausstatter war zu Tode gekränkt. Seine Anita tanzte keinen Meter von ihm entfernt mit gelockerten Fäusten und niederfallendem Kleid. Die Falten in ihrem Rücken waren unmissverständlich. Anita drückte sich an Coen. Mit verbissenen Backen suchte der Herrenausstatter seinen Schwiegervater. Cowboy stand nicht müßig am Büfett; vom ersten Foxtrott an hatte er Coens Ende geplant. Barney kannte einen Krämer in Bath Beach, einen liebenswürdigen jungen Italiener, der sicher gern bereit war, Coens Augen für hundert Dollar zu schließen. Auf den Krämer gab es Garantie: Er nahm keinen Penny, falls er zufällig versagen sollte.
Doch dann streifte ein Wunder den Hochzeitssaal; Coens Schwanz fiel zusammen. Anita löste sich von ihm. Sie ließ etliche Zentimeter zwischen sich und Blue Eyes frei. Ihr geröteter Teint verlor unter dem Schleier an Farbe. Bald würde ihre natürliche Hautfarbe zurückkehren. Coen begleitete sie an den Tisch, und die Kommissare applaudierten schwach für die Braut. Der Herrenausstatter befürchtete das Schlimmste für seine Hochzeitsnacht. Blue Eyes hing mit der Nase im Geschirr und war wild entschlossen, keinen Blick auf Anitas Schleier zu werfen. Jetzt, nachdem der Liebling aller Frauen das Tanzbein nicht mehr schwang, konnte Barney mit den Hochzeitsgästen politisieren. Die Kellner kamen herein; kleine Federn aus Dampf stiegen aus den Truthahnbrüsten auf, die verfänglich mit Kartoffelbällchen und Erbsen umlegt
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