Das Isaac-Quartett
aus Hongkong. Rupert bahnte sich mit Stanley einen Weg durch das bumsvolle Lokal und setzte ihn an die Theke, auf der sich Orangen und Mandarinen stapelten. Niemand lächelte die Jungen an. Rupert zog Dollarscheine aus der Tasche. »Hier«, sagte er und stopfte sie in Stanleys Schlafanzug. »Ich muss weg. Wir sind keine zehn Straßen von Isaacs Büro entfernt. Ich kann keine Bullen gebrauchen, die mir zu nahe kommen.«
Stanley blickte finster auf seine Gipshandschuhe. »Ich wünschte, ich könnte dir helfen, Rupe … Isaac etwas antun, wovon er sich nicht mehr erholt.«
»Das kannst du glatt vergessen. Isaac gehört mir.«
Stanley spürte einen Klaps auf der Schulter und Rupert war fort. Er schüttelte die Bilder von Esther ab, indem er Krabbenbällchen und eine Bohnensuppe auf kantonesische Art bestellte. Als er die Junggesellen aus Hongkong mit ihren Reisschalen unter dem Kinn ansah, wurde ihm die Unsinnigkeit seiner Lage bewusst. Er konnte keine Gabel halten – Stäbchen wurden ihm hingestellt. Stanley wollte sein Gesicht nicht auf den Tresen hängen und kleine Krabbenstückchen unter dem Teig herausschlecken. Er konnte die Krabbenbällchen noch nicht einmal in seine Suppe werfen. Wild mit dem Mund gestikulierend, gelang es ihm, eine Zigarette zu stehlen. Er rauchte an die Theke gelehnt, auf seinen Hocker gefesselt. Allein wäre er nicht bis zur Tür gekommen.
Eine Reihe von Gesichtern sah ihn durch das Fenster an. Sie verzerrten sich zu einem Grinsen. Stanley dachte an Katzen mit Schnurrhaaren. Die Jungen hatten kurze Haare am Kinn. Es waren die Snapping Dragons. Joey, Sam, Sol und Marv hätten die Namen von Jeschiwe-Jungen sein können, schoss es Stanley durch den Kopf. Mit steifbeinigem Gang zwängten sich ihre Körper in das New Territories Café. Der Duft von Orangen und Seife aus Hongkong verdichtete sich in der Luft. Die Junggesellen pressten die Knie zusammen, um den Snapping Dragons der Pell Street gefällig zu sein, die mit ihren dicken Winterpullovern im Vorbeigehen Serviettenständer und Senfgläser umwarfen. Die Dragons umzingelten Stanley Chin.
»Wenn das nichts ist. Der Kerl persönlich.«
»Wie läuft’s, Big Stan? Liebst du immer noch alle Rundäugigen?«
»Ohne seinen Lollipop sieht er traurig aus.«
Marv war der ruhigste von allen. Er nahm eine Gabel vom Tresen und stach sie in Stanleys Schenkel. Die drei anderen Dragons machten sich auf die Suche nach Besteck. Sam versuchte, Stanley gewaltsam ein Krabbenbällchen in die Kehle zu schieben. Joey schüttete die Suppe in Stanleys Schlafanzugkragen. Dann nahmen sie ihm die Dollarscheine weg. Stanley hatte seine Waffen. Er konnte mit seinen Ellbogen um sich schlagen. Mit seinen Zähnen konnte er einen Dragon kleinkriegen. Doch er konnte das Gleichgewicht nicht halten. Als er auf Marvins Nase losging, fiel er vom Barhocker. Die Jungen fingen an, auf ihm herumzutrampeln. In einer Niere hatte er einen Absatz. Er schluckte Blut. Vier Dragons standen auf ihm. Dann stiegen sie von ihm herunter. Er hörte, wie sie sagten: »Mutter«. Die Winterpullover eilten aus seiner Reichweite. Jemand hatte sie in die Flucht geschlagen.
Stanley konnte nicht herausfinden, wer sein Retter gewesen war. Er sah die Orangen. Er schaute nach rechts und nach links. Seine Schädelknochen schmerzten, als er den Kopf auf dem Fußboden wandte. Die Junggesellen gingen schlampig mit ihrem Reis um. Seine Gipsverbände waren verschmutzt. Sein Mund tat weh. Kurz darauf wurde er in Mäntel gewickelt. Drei Männer hoben ihn auf. Das konnten nur Bullen sein. Selbst mit Blut in der Nase erkannte er Isaacs blauäugigen Liebling, Manfred Coen. Dieser Bulle schlich sich auf seltsame Weise in Stanleys Leben ein. Blue Eyes, wollte Stanley sagen. Heraus kam Schaum. Rupert hasst Sie, Mr. Coen. Manfred wischte mit einem bestickten Taschentuch das Blut ab. Stanley biss die Zähne auf das Taschentuch, um etwas gegen den Druck in seiner Nase zu tun. Er wollte kein Blut auf einen Kamelhaarmantel niesen. Blue Eyes hatte sanfte Zeigefinger. Er konnte die Haut eines Jungen sogar durch ein blutiges Taschentuch liebevoll massieren.
13
Brodsky hatte sich jetzt seit fast einer Stunde mit finsteren Blicken Transvestiten angeschaut. Er konnte seinen Zorn nicht an dem Chef auslassen. Isaac trieb sich auf dem Times Square rum und dabei hätte er im Präsidium sein müssen, um eine Pressekonferenz zur Feier der Wiederergreifung Stanley Chins abzuhalten. Da sollte noch einer was von Spürhunden sagen.
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