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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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sich zu Isaac auf den Vordersitz, während Brodsky unter der Markise herumbummelte und die Busen auf einer Voranzeige neben dem Kartenschalter anstarrte. Wadsworth kauerte sich tief in den Sitz. Er hatte die rosa Augen einer gefangenen Flunder. Er begrüßte Isaac nicht auf Jiddisch, und auf Englisch auch nicht. Isaac musste sprechen.
    »Wads, ich hefte mich nicht grundlos an deine Fersen. Das weißt du genau. Es muss sein. Die Guzmanns haben mir eine Leiche geklaut. Sie mischen sich in meine Angelegenheiten. Ich bin nicht hinter ihren Spielhöllen her, Wads. Sollen sie in Frieden spielen. Sag mir nur, wo der Hurenmarkt abgehalten wird; wo ist der Ort, an dem die Guzmanns all die kleinen Mädchen verhökern können, die sie sich an der Bushaltestelle schnappen.«
    Wadsworth rührte sich nicht aus seiner Ecke heraus. Er zeigte Isaac eine runzlige Handfläche. »Warum drückst du mir nicht gleich eine Rasierklinge in die Hand, Polizeipräsident? Damit ich mir die Kehle aufschlitzen kann, ehe die Guzmanns Gelegenheit dazu finden.«
    »Sei nicht albern, Wads. Ich will niemanden hochgehen lassen. Ich halte mich an die Hurenhändler, das ist alles. Die Guzmanns werden nie erfahren, wer meine Quelle ist. Wie sollten sie auch? Und warum schimpfst du mich Polizeipräsident? Ich bin nur ein mieser kleiner Chef.«
    »Isaac, Zorro ist nicht auf den Kopf gefallen. Wenn sie dich auf seinem Marktplatz riechen, weiß er Bescheid.«
    »Die Guzmanns sind lausige Zuhälter, Wads. Wenn sie dir ein Haar krümmen, stelle ich ihre Eier in Spiritus aus.« Wadsworth lächelte nicht. »Du hast eine große Familie, Wads. Ein Junge mit vielen Onkeln und Cousins, die in Obdachlosenheimen schlafen, sollte nicht so empfindlich sein. Hast du mich verstanden? Du kannst die Flatter machen, Wads, ganz wie du möchtest. Aber wenn Cowboy herausfindet, dass du nicht mehr für mich arbeitest, nimmt er dir deinen Kinoplatz.«
    »Isaac, im Vergleich zu dir sind die Guzmanns Engel.«
    »Stimmt. Die Guzmanns wickeln ihr Geld in Gebetsschals, aber können sie dich vor dem Knast bewahren? Ich bin dein Freund, nicht Zorro. Denk daran. Spuck’s aus. Wie lautet der Name dieses Hurenmarktes?«
    »Zuckerdorff. Es ist ein Umschlagmarkt für fehlerhafte Ware. Zweite und dritte Wahl. Zorro mietet den Laden einmal wöchentlich.«
    »Ist das Ganze ein Schwindelunternehmen?«
    »Nein. Man kann bei Zuckerdorff eine Bluse für eine seiner Freundinnen kaufen. Sieh dich vor dem alten Mann vor, Isaac. Er ist Zorros Großonkel.«
    Brodsky fuhr den Chef zu »Zuckerdorff von der Sixth Avenue«, der im Kellergeschoss einer Schlafanzugfabrik angesiedelt war, Vierzigste Straße zwischen der Zehnten und der Elften. Zuckerdorff hatte weder Sekretärinnen noch Lagerarbeiter. Er hatte dichte Augenbrauen und vorstehende Schädelknochen. Achtzig musste er sein. Isaac musste ihn aus einer Wand aus Kisten mit Herrenartikeln ziehen. Zuckerdorff nahm diese Zudringlichkeit nicht günstig auf. »Meine Herren, haben Sie einen Zettel von einem Richter? Andernfalls würde ich Sie bitten, mich in Ruhe zu lassen.« Der Chef wollte seinen Dienstausweis nicht aus der Tasche fischen; Brodsky musste sein goldenes Abzeichen rausholen.
    Zuckerdorff lachte dem Chauffeur ins Gesicht. »Mister, ich habe schon viele dieser Art gesehen. Die sind nur dazu gut, Filzläuse zu erschrecken.«
    »Soll ich ihm die Fresse einschlagen, Isaac?«
    Der Chef ging um Brodsky herum, um Zorros Großonkel besser im Blickfeld zu haben. Es erbitterte ihn, einen alten Mann mit bläulicher Haut an den Schläfen quälen zu müssen. Trotzdem konnte er nicht zulassen, dass eine Rotte von Zuhältern aus der Bronx ihn auf seinem eigenen Boden auslachte. »Zuckerdorff, wenn Sie auf Zorro zählen, können Sie es gleich vergessen. Leute wie die Guzmanns nehme ich zum Frühstück zu mir. Sie sind pikanter als Froschschenkel. Bedenken Sie also das, was ich Ihnen mitteilen muss. Entweder Sie schmeißen Zorro aus Ihrer Firma und untersagen ihm, seine Huren in diesem Gebäude zu verhökern, oder Sie werden Ihre Kisten auf der Straße stapeln müssen. Ich kann Sie schneller zum fliegenden Händler machen, als Zorro die Zehennägel seines Vaters pediküren kann.«
    Zuckerdorff hoppelte zum Telefon. Er wählte, ohne Isaac anzusehen. Sein Gespräch verlief reichlich kurz. »Zelmo, hier spricht Tomas … Ich habe zwei komische Vögel in meinem Büro … Seltsame Kerlchen … Bullen mit ganz eigenen Vorstellungen … Scheinen Leuten gern zu

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