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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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Süßigkeiten und kaufte dort gebrannte Mandeln, getrocknete Aprikosen und ein Pfund Sesamkekse. Mit Papiertüten bewaffnet betrat er das Manhattan-Feierabendhaus, er musste sämtlichen alten Damen auf der grünen Bank vor dem Haus zunicken. Er war sicher, dass sie seine Geschichte kannten. Manfred, Sohn von Albert und Jessica, die in Festtagskleidern ihre Köpfe in den Ofen gesteckt und es in die Daily News geschafft hatten. Coen hatte das Manhattan ausgesucht, weil das Altersheim nicht konfessionsgebunden war und er nicht zusehen wollte, wie sein Onkel von fanatischen alten Juden damit gequält wurde, dass er einen Bruder und eine Schwägerin hatte, die Selbstmörder waren. Sheb hatte Albert und Jessica gefunden; Sheb hatte sie aus dem Ofen gezogen und ihren Tod von der Feuerleiter verkündet. Doch schon lange zuvor hatte man ihn für verrückt gehalten. Er saß in Alberts Laden und durchleuchtete mit raushängendem Schwanz Eier. Niemand machte schneller einen Blutklumpen ausfindig als Onkel Sheb. Die blutigen Eier trank er selbst und spuckte die Eierschale auf die Theke. Witwen und ältere Ehefrauen akzeptierten seinen Exhibitionismus und das Bestechende an seinen Rieseneiern und legten sich zu ihm auf sein Feldbett neben der Toilette. Diese allzeit bereite Sexualität war es, die Onkel Sheb bei geistiger Gesundheit erhielt, oder zumindest zum Teil. Für seine Frauen musste er sich anziehen und sich die Haare schneiden lassen. Er musste die richtigen Sätze gackern, eine Kniescheibe streicheln, während er ein Ei ansah.
    Im Trakt für Junggesellen fand Coen seinen Onkel in einem kleinen Raum neben der Bibliothek vor, der den Herren zur zurückgezogenen Besinnlichkeit diente. Sheb trug Coens altes Hemd und Coens graue Hose von der Polizeiakademie. Weinend krakelte er mit einem Füller ohne Feder einen Brief. Nach jedem fünften Strich tunkte er den gesamten Federhalter in ein Tintenfass und tat so, als hätte er Coen nicht bemerkt, der stehen geblieben war und auf das Kratzen horchte.
    »Albert, wir haben die Nerven nicht dafür. Klar kenne ich Männer mit Titten. Das ist nicht unser Ding. Jessica hat uns was voraus. Das überlegene Wesen ist das Wesen, das sich zum Pinkeln hinsetzt. Immer. Ich hätte lieber ein Loch als eine Faust in meiner Hose.«
    Tinte tröpfelte auf die Hose seines Onkels. Coen entschloss sich, ihn anzusprechen. »Schreibst du an Albert, Onkel Sheb?«
    Sheb ging überraschend spöttisch darauf ein.
    »Albert ist seit dreizehn Jahren tot. Wie käme ich dazu, Albert zu schreiben? Sag mir eins. Was hast du in der Hand?«
    »Süßigkeiten, Onkel. Vom Broadway.«
    Sheb untersuchte die Tüten. Er schnüffelte an den gebrannten Mandeln, kaute auf einer getrockneten Aprikose und brach einen Sesamkeks in der Mitte durch. Dann schnauzte er Coen an, weil er so viel eingekauft hatte. »Manfred, willst du mich mit einem Pfund Sesam zum Schweigen bringen? Heb mal. Ist das etwa nicht ein ganzes Pfund?« Coen fragte sich, warum sein Onkel in klaren Momenten immer so angriffslustig war. »Du kannst mich nicht zum Narren halten. Du schiebst es auf Sheb. Sonst hättest du weniger Tüten mitgebracht.«
    »Es auf dich schieben, Onkel? Was denn?«
    Sheb hustete die Sesamkekse an. »Warum kein halbes Pfund? Das ist eine vernünftige Menge. Von einem halben Pfund wird einem nicht schlecht. Manfred, hast du jemals gesehen, wenn ein Bauch sich aufbläst?« Er zwinkerte. »Süßigkeiten haben eine Menge Gas. Wenn es in dein Hirn zieht, bist du futsch. Deine Ohren werden blau.« Er weinte wieder. »Dein Vater, Gott segne ihn, hatte große Eier. Seine Hosen hab ich auch getragen. Sie waren eng im Schritt, genau wie die da. Hast du was von Jerónimo gehört?«
    »Er ist bei den Guzmanns, Onkel. Ich war lange nicht in der Bronx. In der Boston Road würde ich mich nicht mehr auskennen.«
    Jerónimo war Césars ältester Bruder, ein dreiundvierzigjähriger Junge. Er röstete Marshmallows in dem Süßwarenladen der Guzmanns und sorgte dafür, dass der Schokoladensirup immer wieder ausging. Vor siebenunddreißig Jahren war er wegen der ungeheuerlichen Erektionen, die er im Alter von sechs Jahren hatte, aus der ersten Klasse rausgeworfen worden. Jerónimo vermisste die Schule nicht. Er hielt sich im Laden auf oder sah Sheb Coen zu, wenn er blutige Eier trank.
    »Jerónimo ist hier«, sagte Sheb.
    »Jerónimo auf dem Riverside Drive? Er würde gar nicht herfinden, Onkel.«
    »Er hat mich letzten Monat besucht. Wir haben drei

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