Das Isaac-Quartett
sein Gerede von Würmern. Der Bär wimmerte jetzt. Dann pfiff er durch die Zähne: »Joghurt, gib mir Joghurt.«
»Isaac, ich habe nichts Essbares im Haus. Ich bin nur einen Tag im Monat in New York.«
Als sie Isaacs Grimassen sah, lief sie nach oben und sah in die Vorratskammer. Bis auf eine Packung Tee und ein altes Honigglas waren die Regale leer. Sie ging mit dem Glas runter zu Isaac und fütterte ihn mit Honigklumpen. Isaac bebte. Der Löffel konnte ihn nicht schnell genug wiederbeleben. Er schnappte sich das Glas und aß den Honig mit seiner Zunge. Die Blässe war verflogen. Isaac der Tapfere hatte klebrige Backen.
»Soll ich den Portier anrufen und ihm sagen, dass er einen Hühnerknochen bringen soll? Ich könnte auch deine Schnürsenkel in einer Tasse Tee kochen.«
»Das ist nicht komisch«, sagte Isaac. »Ich habe mir bei den Guzmanns einen Bandwurm geholt.«
»Ist das ansteckend, Isaac? Wie ein Syph? Du hättest nicht so intim mit dieser Familie werden sollen.«
»Intim? Diese Scheißkerle haben mich vergiftet.«
Isaac kauerte sich in der Wanne zusammen, bis seine Lippen das Wasser berührten. Selbst der mächtigste Bulle der ganzen Stadt musste sich die Eier einweichen. Der Chef ging in die Brüche. Sein Volk war von ihm abgefallen. Sein Vater hatte die Sidels verlassen, als Isaac achtzehn war. Seine Mutter war von einer Bande von jugendlichen Verrückten zusammengeschlagen worden. Sie hatte sieben Monate im Koma gelegen und war im Schlaf gestorben, während Isaac bei Papa Guzmann in der Bronx war. Seine Tochter war in Seattle. Marilyn the Wild zog durchs Land und sammelte Ehemänner und schob sie wieder ab. Sein Engel Manfred war durch ihn gestorben. Isaac hatte Coen in seinen Krieg mit den Guzmanns reingezogen, und er hatte ihn nicht mehr rechtzeitig rausholen können, um den Hals des Engels zu retten. Sein Gönner, Ned O’Roarke, hatte sechs Jahre lang mit einem Tumor in der Kehle auf dem Stuhl des First Deputy gesessen und den Vorsitz über seinen eigenen Tod geführt. Und seine Frau Kathleen zog ihren Anteil an Florida Isaacs Gesellschaft vor.
Der Bandwurm interessierte Kathleen. Die Vorstellung eines winzigen Tieres, das an Isaacs Eingeweiden rupfte, gefiel ihr. Sein Leiden fing an, sie zu erregen. Mit einem zum Schrei verzerrten Mund war er nicht mehr der gar so heilige Bulle. Sie zog ihren Bademantel aus und stieg zu Isaac in die Badewanne. Der Chef schnaubte vernehmlich. Für Isaac waren das die alten Zeiten: der College-Junge, der nur darauf wartete, von seiner irischen Schönheit gestillt zu werden. Er war nie über seine frühen Gelüste hinausgewachsen. Er wäre nach wie vor bereit gewesen, mit seinem Kopf an Kathleens Brüsten zu sterben.
Beide hopsten im Wasser, als sie eine Serie von ekelhaft durchdringenden Blöklauten hörten. Kathleen versuchte, das Geräusch aus ihren Ohren zu schütteln. »Mein Gott, ich bin taub«, kreischte sie. Isaac musste um ihre Beine herumklettern und nach seinen Kleidern wühlen. Er fand das automatische Funkgerät unter einem Handtuch auf Kathleens Waschkommode. Er schaltete das kreischende, idiotische Ding aus und entschuldigte sich bei seiner Frau. »Tut mir leid. Dagegen ist nichts zu machen. So nehmen meine Leute Kontakt mit mir auf.«
Von dem Telefon aus, das in Kathleens Ankleidezimmer stand, rief er in seinem Büro an. Pimloe nahm den Anruf entgegen. »Isaac, die Guzmanns sitzen nicht mehr auf der Straße.«
»Wohnen sie in einer ausgeräucherten Synagoge?«
»Nein.«
»Herbert, drück dich nicht ganz so unvollständig aus. Wo ist Papa mit seinen Jungen?«
»Sie sind in eine Bar gezogen.«
»In welche Bar?«
»Die Kings of Munster. In der Horatio Street.«
»Herbert, was glaubst du wohl, wie sie dahingekommen sind?«
»Keine Ahnung. Steht Papa auf irischen Whiskey?«
»St. Patrick hat sie eingeschleust, du Schmock. Das ist seine Stammkneipe. Er ist in der Horatio Street groß geworden. Er wird Papa eine Zeit lang mit Guinness durchfüttern.«
»Sollen wir sie ausräuchern?«
»Halt dich da raus, Herbert. Um Papa kümmere ich mich selbst.«
»Keine Sorge, Isaac. Ich habe einen Jungen auf jedem Dach stehen, das mit den Kings of Munster verbunden ist. Das Baby kann sich keinen Zentimeter von der Stelle rühren, ohne dass wir davon erfahren. Jerónimo bekommt Ärger, wenn wir ihn in der Nähe eines Daches erwischen.«
»Gut, Herbert. Auf Wiedersehen.«
Pimloe hatte sich Isaac geweiht. Ohne Cowboy Rosenblatt hatte er seinen Ehrgeiz
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