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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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Mitglied des Gummiknüppeltrupps zu raufen. Hatte sich Isaac mit ihm auf dem Boden gewälzt, um ihm etwas einzuflüstern, etwas Gehässiges, etwas über Jerónimo? Als er die Vierunddreißigste Straße überquerte, blieb er stehen, um in das Schaufenster einer Herrenboutique zu rufen: »Das Kerlchen ist kein Vögele. Ich will tot umfallen, wenn Jerónimo der Lippenstift-Freak ist!«
    Jungen kamen aus der Boutique gelaufen, um den großen Dummkopf in zerlumpten Kleidern anzugaffen. St. Patrick ließ sie stehen. Er arbeitete sich bis zur Fünfzigsten Straße vor und sah sich stirnrunzelnd die edlen Brieftaschen in einem Lederwarengeschäft an. Er zog schlichtere Modelle vor, Brieftaschen, denen ein Kratzer nichts ausmachte, Hemden, die man am Körper auftrug. Er wollte Odiles Onkel aufsuchen, Vander Child, den Engel des Broadway, und sich mit ihm über Odiles Zukunft unterhalten. Seine gesamten anständigen Kleider, Hemden und Anzüge aus seinen Zeiten als Polizist, waren gemeinsam mit der Schul in der Bethune Street draufgegangen. Er wollte sich kein Jackett von Hughie leihen. Er war der Patrick der Synagogen, der Apostel der Ungeschliffenen. Vanders Pförtner grinste ihn hämisch an. Patrick zog eine Flasche Guinness aus seiner Hose und knackte sie mit den Zähnen. Ohne abzusetzen, trank er die Flasche leer. »Sie können dem Ritter mitteilen, dass sein Neffe Patrick jetzt raufkommt.«
    Der Pförtner rief bei Vander an und erzählte ihm von dem Riesen, der unten stand. »Ein ganz mieser Kerl, Sir. Behauptet, ein Neffe von Ihnen zu sein. Er hat schwarze Pisse getrunken und die Flasche auf den Boden geworfen.« Vander kam St. Patrick zum Aufzug entgegen, schüttelte ihm die Hand und führte ihn in seine Wohnung.
    Patrick zog die Schultern ein. Er sah Zimmer nach Zimmer voller knochenweißer Möbel, hochbeinige Kommoden, die ihm über die Stirn reichten, niedrige Kommoden, die dreimal breiter als er waren. Er drehte sich zu Onkel Vander um und brachte sein Anliegen vor. Doch das schwarze Bier, der lange Weg und die Sorge um Jerónimo hatten seine zurechtgelegte Rede beeinträchtigt. Sätze sammelten sich unter seiner Zunge und brachen als Brei aus ihm heraus. »Trauscheine … Zorro … ungültige Heirat … Ehefrau …«
    Vander lächelte. Seine Nichte hatte ihm von St. Patrick erzählt. Der große Tölpel belästigte sie. Er stand vor dem Haus, in dem Odile wohnte, und verjagte mit einem Besen Kunden und Freunde. Niemand außer Papa Guzmanns idiotischen Söhnen und St. Patrick selbst konnte zu Odile vordringen. Mit seiner Hingabe ruinierte er Odile. Sie konnte niemanden in ihrer Wohnung empfangen, sich für keinen Mann ausziehen. Seinetwegen würde sie verarmen.
    »Odile will Sie nicht in der Jane Street haben, Mr. Silver. Sie mischen sich in zu vieles ein. Ich glaube, dass sie Sie gern hat, aber sie braucht keinen Großvater. Lassen Sie sie in Ruhe.«
    Patrick fand seine Sprache wieder. Er packte Vander am Revers, hob ihn hoch, um auf einer Augenhöhe mit ihm zu sein, und sagte: »Ich bin kein Opa, Mr. Child. Ich bin ein Kerl von zweiundvierzig Jahren. Mein Vater war Gemeindevorsteher, und meine Mutter hat Brot ausgetragen, und ich werde Ihre Nichte heiraten.«
    Er kehrte in die Kings of Munster zurück, gab der gesamten Bar eine Runde Guinness aus, schnäuzte sich die Nase und gab seine Verlobung mit der kleinen Goie bekannt. Ihre zahlreichen Ehemänner, Papa, Jorge, Alejandro, Topal und Jerónimo, nahmen Patricks Neuigkeiten freudig auf. »Ire, ich kann nicht in Zorros Namen sprechen«, sagte Papa. »Aber meinen Anteil an ihr kannst du haben. Die Goie gehört dir.«
    Zur Feier des Tages schob Sammy gefrorene Hamburger in seinen Ofen. »Bei Gott, jetzt wird gegessen.« Papa starrte die schwitzende Kiste mit restloser Verachtung an. Er stellte den Ofen ab und warf alle Hamburger weg. Dann flüsterte er Topal eine Einkaufsliste ins Ohr. Topal holte ein paar Stifte aus dem Hinterzimmer, färbte sich zur Tarnung die Backen und ging mit der Liste seines Vaters in die Wurstfabrik an der Hudson Street.
    Während die Iren an der Bar die nächste Runde Guinness tranken, bereitete Papa eine Kasserolle aus Wurst und Bohnen zu. Der Duft des würzigen Schweinefleisches, das in einem Topf schmorte, brachte die Iren, die in den Kings of Munster noch nichts anderes als mickrige Happen und Kartoffelchips geknabbert hatten, fast um den Verstand.
    Als Hausherr hatte Sammy das Recht, vor seinen Gästen anzutreten und mit einem

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