Das Isaac-Quartett
Jungen gespielt hatte.
Jerónimo sah den Ziegel nicht böse an. Er wandte Papa sein Gesicht zu. Er rieb sich mit seinem Guzmann-Hals an Zorros Schulter. Er dachte an alle seine Brüder. Ein Abschiedswort existierte nicht im Vokabular des Babys. Seine Nasenlöcher schnupperten nach Luft. Seine Zunge lag eingerollt auf der Unterlippe.
Miguel, der Chauffeur, betete zu Santa Maria, ihm einen geraden Blick nach vorn über das Lenkrad zu schenken und blind für die Guzmanns zu sein. Miguel war schwach. Er sah gerade noch rechtzeitig in den Rückspiegel, um Papas Ziegelstein zu beobachten. Am El Dia de los Inocentes würde er beschwören, dass Papa Jerónimo mit einem Kuss den Schädel eingeschlagen hatte. Entweder Miguel war verrückt, oder Papas Ellbogen bewegte sich keine zwei Zentimeter. Moses berührte Jerónimo zwischen den Augen. Das Baby stürzte mit gerunzelter Stirn in Zorros Arme. Miguel versank in seinem Sitz. Er hätte einen Monat so verharrt, wenn ihm die Guzmanns nicht befohlen hätten, sich aufzusetzen. Die Tür wurde geöffnet. Miguel hörte das Schlurfen und Scharren mehrerer Körper. Señora, sie hatten sein Taxi zum Leichenwagen gemacht!
Jemand klapste ihm aufs Ohr. Miguel hätte kein Signal des Fuchses je vergessen. Er fuhr aus dem Hof. In seinem Spiegel sah er zwei Guzmanns. Zorro und das tote Baby. Papa saß nicht im Wagen. Jerónimos Stirn war ziemlich blau. Er hatte einen geschwollenen Kopf. Er lehnte an Zorros Schulter wie ein lebendiger Junge. Miguel schrie unter der Zunge. Er hatte Angst, einen Laut von sich zu geben. Die Guzmanns konnten einen schneller ermorden, als man blinzeln konnte.
»Miguel«, sagte Zorro. Er war nicht unfreundlich zu seinem Chauffeur. Er knurrte nicht. Seine Stimme war zart und leise. »Bring uns in die Bronx.«
Der Chauffeur spürte ein Zwicken in seinem Rückgrat. Wollte der Fuchs von der Vierzehnten Straße bis in die Bronx ein totes Baby liebkosen? Miguel war sich darüber bewusst, dass die Guzmanns Wunder wirken konnten. Jeder Marrane konnte sich in eine männliche Hexe verwandeln. Würde der Fuchs seinen Atem in Jerónimos Nase hauchen, auf dass das Baby gähnte und lächelte, ehe sie den Harlem überquert hatten? Würden die beiden sich auf Miguels Rücksitz unterhalten? Er schielte in den Rückspiegel. Er suchte nach deutlichen Anzeichen. Er erwartete, dass die Schwellung zurückgehen würde. Wenn der Fuchs das Baby lange genug streichelte, würde das Rosige in sein Gesicht zurückkehren. Jerónimo würde nicht mit blauem Schädel rumlaufen müssen. Der Fuchs murmelte jetzt vor sich hin. Waren es die Zauberformeln eines marranischen Hexers, oder war es ein Liebeslied an einen Bruder? Miguel war das gleich. Er wollte eine Auferstehung in seinem Taxi erleben. Wer würde ihm glauben, wenn er seinen Compadres erzählte, dass er beobachtet hatte, wie ein Junge mittleren Alters starb und in weniger als einer halben Stunde wiedergeboren worden war.
Papa musste kochen, da man sonst in der Bar Verdacht geschöpft hätte. War unter den Iren ein Spitzel? Papa konnte sich nicht sicher sein. Der Ziegel steckte unter seinem Hemd, vor Sammys Kunden verborgen. Die Kavaliere in den Kings of Munster hätten Papas Qualen nicht bemerken können. Mit vollkommener Selbstbeherrschung schnipselte er Abalonen. Seine anderen Söhne schliefen im Allerheiligsten. Sie würden nach Jerónimo maunzen, wenn sie ihre Köpfe von den Kissen hoben. Welche Entschuldigung konnte Papa vorbringen? Jorge würde mit einem Finger im Auge brüllen. Topal und Alejandro würden sich hinter Silvers geheiligten Schrein klemmen. Die Bar würde ihre Wehklagen nicht verstehen.
Moses hatte es satt, Bier aus Dublin zu atmen. Er hatte vor zu packen, nachdem er seine letzte Schüssel Tintenfisch zubereitet hatte. Die Guzmanns würden nach Europa gehen. Da es jetzt in Spanien einen König gab, den jungen Juan Carlos, konnten die Marranen in ihre ursprüngliche Heimat zurückkehren. Moses würde sich von Madrid fernhalten. Die Madrileños waren eine hellhäutige Rasse. Papa würde es im Norden versuchen. Er würde sich in Bardjaluna niederlassen, einer Stadt, bei deren Aufbau die Araber geholfen hatten. Er würde im alten Chinesenviertel leben, nahe an dem öligen Hafen ein zurückgezogenes Leben führen. Auf den Ramblas würde er einen Stand mit Vogelkäfigen aufbauen und den schwedischen und deutschen Touristen die Taschen ausrauben. Er würde mit seinen Jungen in Charlie Chaplin-Filme gehen. Zorro würde
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