Das Isaac-Quartett
Feuerstein in sich, um einen Planeten in Brand zu setzen, doch Zuneigung konnte er nicht aus seinem Herzen pressen. Er tat die Monstergeschichten ab. Er war wieder Jerónimos Hüter. Er würde ihn von den Dächern fortlenken, seine Wachskreiden verstecken und sein Stück Metall auch. »Jerónimo.«
Das Baby sah von den orangen Pflastersteinen auf.
Seine Lippen zitterten. Die Haut um seine Augen spannte sich. Seine Haltung wurde gebeugter. Er kroch auf den Fersen wippend rückwärts und stürzte sich in den Riverside Drive.
»Jerónimo, lauf nicht vor mir weg.«
Das Baby stürmte auf die Fahrbahn. Es erreichte die andere Sraßenseite nie. Ein Wagen hielt seinetwegen an. Es war Zorros staubiges Taxi. Patrick konnte den Fuchs durch eine verdreckte Scheibe sehen. Er hörte das Quietschen einer Tür. Die Beine des Babys waren in der Luft. Sein Bauch glitt über die Polster; das meiste von ihm war im Wagen.
Der Riese hätte Jerónimo zurückerobern können. Er musste sich nur die Kraft von Cruathair O’Carevaun borgen, Zorros Stoßstange packen und das Taxi in den Riverside Park schleudern. Patrick sah zu, wie der Fuchs mit Jerónimo davonfuhr. »Bruder zu Bruder«, sagte er. »Gott segne sie.«
Er ging zum Broadway. Er konnte immer noch sein Hundebier in einer irischen Bar trinken. Er war der Retter von Marilyn the Wild. Die Shillelagh Society konnte seine zahlreichen Sünden verkünden: Patrick Silver, der Sklave der Guzmanns, der sein Gewehr verloren und sich in eine Nutte aus der Jane Street verliebt hatte. Ganz gleich. Er konnte mit seinem Halfter, der wie ein schlaffer Schwanz an seinem Schenkel hing, ins Claremorris gehen. Keiner seiner früheren Brüder würde ihn je rauswerfen.
13
Der Fuchs hielt Jerónimo während der Fahrt im Arm. Es war eine gierige Umarmung. Er wollte das Strickmuster der Knochen seines Bruders spüren, die Ohrenschützer in seinen Taschen, die Mottenkugeln, die sich alle Guzmanns in die Manschetten ihrer Hemden fummelten (diese Mottenkugeln konnten es mit dem stinkigen Parfüm des Teufels aufnehmen). Zorro hatte keine Angst, ihn zu verlieren. Jerónimo würde nicht aus dem Wagen springen. Das Baby sah Zorro in die Augen. Es wimmerte nicht. Es drosch nicht um sich. Jerónimo kuschelte sich an Zorros Brust.
Der Fuchs führte Selbstgespräche. Seine Augen waren schwarz. Er verfluchte Isaac und Isaacs Kontrolle über die Straßen Manhattans und der Bronx. Er kannte die Pläne seines Vaters. Moses würde Amerika verlassen. Zorro hätte Isaacs blonden Engeln für den Rest seines Lebens ausweichen können, in Telefonzellen schlafen, in Türeingängen belegte Brote essen, in eine Flasche pissen, sein Gesicht an jedem Wochentag mit andersfarbigen Wachsmalkreiden anmalen, aber er konnte seine Familie nicht im Stich lassen. Zorro war ein amerikanisches Baby. Er konnte in Peru, in Mexiko oder in Isaacs Manhattan gedeihen. Er konnte Leuten die Taschen ausrauben, ihnen ein Mädchen verkaufen, Geld für eine Lotterie kassieren, die nicht existierte. Der Fuchs genoss seine Nacktheit. Er konnte sich mit Wachs, Schlamm, Zeitungen, grünen Briefmarken bedecken. Doch sein Vater hatte in der Bronx schweres Gefieder angesetzt. Und Isaac hatte ihn gerupft. Ohne seine Farm und seinen Süßwarenladen war Moses verloren und hatte die Neue Welt satt.
Zorro konnte den Herzschlag seines Bruders schmecken. Er war so würzig wie Papas Currys aus der Boston Road, mit Pulvern abgeschmeckt, die aus Uruguay kamen. Das war das Aroma der Krypto-Juden, scharf und sauer, der verrückten Marranen, deren Grauen und deren Liebe denselben starken Geruch ausströmten. Das Hemd des Fuchses war nass. Zahnte das Baby an Zorros Magen? Jerónimo sah aus dem Fenster auf die Feuertreppen der Ninth Avenue. Er brütete über den grafischen Symbolen in den Schaufenstern von Fisch- und Geflügelläden und lächelte, wenn er die Schnauze eines Schwertfischs, Hühnerfedern, den Fuß einer Ente mit den Schwimmhäuten erkannte.
Zorros Taxi nahm die Schleichwege der Lastwagenfahrer hinter den Märkten der Gansevoort Street. Miguel, der Chauffeur, war in der Boston Road gebürtig. Zorro hatte ihn engagiert, weil die Taxiunternehmen von Manhattan mit Isaacs Spitzeln durchsetzt waren. Miguel fuhr Vermieter, Zuhälter und Taschendiebe, Leute wie Zorro und Papa Guzmann. Er wurde dafür bezahlt, dass er auf die Straße sah. Ein Chauffeur, der bei seiner Arbeit Neugier zeigte, hätte ohne Ohren in die Bronx zurückkehren können. Doch dieser
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