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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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verjagen, bevor sie von den Männern des Chief Inspectors gekrallt wurde. Doch die Eleganz ihrer Nase ließ ihn erzittern. Warum entführte sie nicht irgendein Cadillac nach White Plains? Das war eine Frau zum Heiraten, nicht zum Rumpimpern. Dann sah der alte Mann die andere Gesichtshälfte.
    Sie war vernarbt, böse vernarbt. Anscheinend hatte sich dort ein Knöchel verewigt, so, als sei die Frau mit einer metallenen Faust zusammengestoßen. Er sah genauer hin. Man hatte ihr ein D ins Gesicht geritzt. Mein Gott. Ein scharlachroter Buchstabe auf der Dreiundvierzigsten Straße.
    »Miss, Sie können hier nicht bleiben. Die Cops lieben diese Ecke. Sie sollten besser zur Fünfundvierzigsten rauf.«
    »Geht nicht.« Sie lächelte, und der schauerliche Buchstabe schlängelte sich auf ihrer Wange. »Ich habe leider keine Gewerkschaftskarte. Die anderen Mädchen würden mir den Arsch aufreißen.«
    »Wer passt denn auf dich auf?«
    »Martin McBride.« Das Lächeln verebbte und das D beruhigte sich wieder.
    »Jedenfalls ist dieser Martin ein Idiot. Schickt der dich auf die Straße?«
    Die vernarbte Schönheit brauste auf.
    »Mister, nehmen Sie mich irgendwohin mit oder verschwinden Sie. Martin mag es nicht, wenn ich mit Fremden quatsche.«
    Sie hatte nicht die Stimme einer Bordsteinschwalbe und das verwirrte den alten Penner. Er hatte nicht die Absicht, sie auszuziehen. »Wie heißt du?«
    »Annie.«
    »Annie und wie weiter?«
    »Reicht Annie nicht?«, entgegnete sie. »Annie Powell.«
    Er schmuggelte sie ins Au Tunnel, ein französisches Restaurant auf der Achtundvierzigsten Straße. Der Oberkellner hatte Schiss, ihn rauszuschmeißen. Der alte Penner hatte Zwanzigdollarscheine und eine Diners-Club-Karte in der Tasche.
    Annie Powell lachte. »Mein Gott, Sie sind verrückt.«
    »Wer ist Martin McBride?«
    »Der Onkel von irgendwem«, sagte sie. »Nichts weiter.«
    Der alte Mann zeigte auf die Narbe. »War er das?«
    »Nein.«
    Sie tranken Muskateller, bestellten Muscheln, grüne Bohnen, Forelle und Mousse au chocolat.
    »Mister, was muss ich für dieses Essen tun? Gut möglich, dass ich Ihnen nicht schräg genug bin.« Er hatte ihr seinen Namen nicht genannt.
    Der Penner gab ihr vierzig Dollar. »Tu mir einen Gefallen, Annie Powell. Bleib für den Rest der Nacht von der Straße.«
     
    Der alte Mann war aufgebracht. Er war auf sein Hotelzimmer gegangen, konnte aber nicht schlafen. Er hatte Visionen, wie Annie in einer Arrestzelle von kessen Vätern abgegrabscht wurde. »Scheiße«, sagte er. Er zog sich an und ging zu Fuß zur Centre Street im Süden von Manhattan. Dort lag das alte, vernachlässigte Polizeipräsidium. Die Räume standen jetzt leer. Die Polizei war in einen riesigen, roten Monolith in Chinatown umgezogen. Nur ein paar abkommandierte Polizisten bewachten die Flure in der Centre Street vor Ratten und anderem Geschmeiß. Die meisten Akten waren umgelagert worden. Selbst die Fotoabteilung im Keller war ausgezogen. Am Empfang saß ein Wachmann, aber der Alte hatte keine Schwierigkeiten, ins Gebäude zu kommen. Er musste keinen Ausweis vorzeigen. Er stieg in den zweiten Stock, durchquerte eine Zimmerflucht und betrat durch eine Eichentür ein Büro. In diesem Büro gab es ein Telefon, der einzige Apparat im ganzen Gebäude, der noch funktionierte. Er rief im neuen Präsidium an und brüllte in den Hörer. »Ich hab’s euch schon mal gesagt. Eine Schnalle namens Annie Powell. Holt ihr sie von der Straße, belästigt ihr sie, rührt ihr sie an, fliegt die komplette Muschipatrouille. Und findet raus, wer dieser Martin McBride ist. Hat er einen Neffen, dessen Name mit einem großen D anfängt? … Ja ., D … wie doof … oder dumm … oder debil.«
    Er legte auf und konnte endlich einschlafen. Viel Zeit zum Verschnaufen bekam er allerdings nicht. Ein Bursche aus dem Büro des Bürgermeisters rief an. Der Ehrenwerte war wieder mal ausgeflattert, im Schlafanzug zu einem Mitternachtsbummel aus Gracie Mansion marschiert.
    Der alte Penner nahm ein Taxi nach Uptown. Er ließ den Fahrer die Straßen rund um den Carl Schurz Park abklappern. Dann stieg er aus. Der ehrenwerte Bürgermeister Sam war zum Cherokee Place gelaufen. In dem gestreiften Schlafanzug und dem Bademantel aus roter Seide wirkte er durchaus nicht fehl am Platz. Als er den alten Penner sah, fing er an zu weinen. Er war neunundsechzig und in den letzten beiden Jahren war er an der Demokratischen Partei schier senil geworden.
    »Jungchen, was ist denn mit dir

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