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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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of Dingle Bay. Das Dingle war sein Club. Angefangen hatte der Club als eine Art Temperenzlervereinigung für trunksüchtige irische Cops. Die Sons of Dingle hatten das richtige Mittel dagegen. Sie prügelten jedem die fürchterliche Liebe zum Whiskey aus dem Leib. John hatte noch eine weitere moralische Verpflichtung. Er suchte die Gattinnen dieser Männer auf und versuchte sie zu verführen. Die Dingles hatten mehr als nur Abstinenz im Sinn. Sie waren die Schlägertruppe in der irischen Grafschaft Manhattan. Sie trieben offene Rechnungen für die örtlichen Händler ein und verschafften Demokraten die nötigen Stimmen, sofern die sich das leisten konnten. Heute waren sie ein wenig überholt. Sie konnten Männer wie Frauen nicht mehr einfach so vor der Wahlkabine verprügeln, nicht einmal mit Tiger John als Commish.
    Er traf vor einem heruntergekommenen Ladenlokal an der First Avenue ein, dem Dingle Bay. Der Laden tat gar nicht erst so, als sei er ein Herrenclub. Der hier war für die behaarten Iren. Gekreuzte Knochen waren auf die Scheiben gemalt, gekreuzte Knochen und eine Harfe. Die Fensterbretter zerbröckelten, die Blechmarkise war rostzerfressen. Aber keine andere Vereinigung irischer Cops hatte eine Sauna vorzuweisen.
    John schickte den Mercury zurück nach Chinatown und klopfte an die Eisentür des Clubs, dreimal lang. Das war das Signal für seine Kumpel.
    Er musste noch einmal klopfen. »Ich bin’s … John.«
    Die Tür ging gerade weit genug auf, um ihn hereinzulassen. Himmel, es war dunkel da drin. Die Jungs hielten nicht viel von Sonnenlicht. Sie betrieben geradezu einen Kult damit, ihre sommersprossigen Glatzen zu bedecken. Sommers wie winters, drinnen wie draußen trugen sie ihre Eight-Piece Tweed Caps aus reiner Donegal-Wolle. Die Mützen hinterließen eine tiefe Furche auf ihrer Stirn und auf dieses »Donegal« -Mal waren sie stolz. Andere trugen schwarze Melonen. Das waren Ruheständler von der Retired Sergeants Association, die ab und zu im Dingle reinschneiten.
    John legte sein Jackett ab. Im Dingle musste er nicht den Commissioner spielen. Er konnte in Hemdsärmeln herumlaufen, ohne sich bloßzustellen.
    »Jungs, der Bürgermeister kommt heute Abend.«
    Die alten Männer kicherten sich eins. Sie hatten zwar eine Sauna für Bürgermeister Sammy Dunne gebaut, aber besonders leiden mochten sie Sam nicht.
    »Herrje, wir haben den Scheiß von seinem letzten Besuch noch nicht weggeräumt … Wir werden den ehrenwerten Bürgermeister nicht enttäuschen. Wir werden die Ekelbude aufwischen … Wie läuft’s denn so im Präsidium, John?«
    »Der übliche Scheiß«, sagte er. »Kann nicht klagen.«
    McNeill, sein Chief Inspector, ging in ein paar Monaten in den Ruhestand. McNeill besaß eine Burg in der alten Heimat. Dort würde er wie ein Fürst leben und in seinen eigenen Gewässern nach Lachsen angeln. Und was wurde aus John? Ein First Dep ging ihm jetzt schon ab. Er würde nach Isaac pfeifen müssen.
    Die alten Herren waren in Sangeslaune. Sie hatten ihre Flaschen mit Rootbeer und Tiger John. Es handelte sich um eine Abstinenzlervereinigung und im ganzen Haus gab es keinen Tropfen Alkohol. Also flitzten sie kurz nach nebenan und spritzten heimlich ihr Rootbeer mit irischem Whiskey.
     
    We’re the sons of Dingle Bay
    The wild geese who left our home
    Who left our home
    Who left our home
    For Americky …
     
    Wie wahr, wie wahr, meinte Johnny. Wildgänse. Fern von daheim. Die Dingles hatten es gut. Sie mussten nicht den Polizeipräsidenten mimen. Sie konnten die alte Heimat besuchen, so wie Coote McNeill und der alte Tim Snell und all die anderen Jungs von der Retired Sergeants Association. Konnten das halbe Jahr in Wexford oder Dublin leben. Konnten Halstücher, Melonen und eine frische Ladung Donegal-Käppis mitbringen.
     
    We’re the sons of Dingle Bay …
     
    Das Lied befreite ihn von Itzig Isaac. John musste weder an Isaac noch an Chief Inspector McNeill oder das Bad des Bürgermeisters denken. Er fuhr mit der Zunge über den Flaschenhals und sang mit:
     
    Who left our home
    Who left our home
    For Americky …
2
    Es war einmal ein alter Mann, der hatte einen Wurm im Gedärm. Der Wurm liebte es, sich zu winden. Dann umklammerte der alte Mann seinen Bauch, als wolle er sein Innerstes herausreißen. Er lebte in einem heruntergekommenen Hotel auf der Siebenundvierzigsten Straße. Das Hotel hatte noch nicht mal einen Namen. Es lag gleich an der Nuttenmeile. Die Luden hielten sich von dem Mann

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