Das Isaac-Quartett

Er würde sich nur fragen, warum du den weiten Weg gemacht hast.«
    Jamey lächelte. »Was gibt’s sonst noch Neues vom großen Gott Dennis?«
    »Halt den Mund«, fauchte John. Mangen verfügte über eine ganze Schwadron von Schmeißfliegen und die zwängten sich in jede Ritze. Womöglich versteckten sie sich sogar im China Pot. » Du gehörst nach Uptown … verschwinde.«
    O’Toole erhob sich. Er musste seitwärts gehen. Das Café war nicht breit genug für seine Schultern. An der Tür blieb er stehen und rief dem Commissioner noch zu: »Was macht dein First Dep?«
    »Hab ihn länger nicht gesehen.«
    »Ich schon«, sagte Jamey. »Er treibt sich in dreckigen Klamotten in der Gegend um die Siebenundvierzigste Straße herum.«
    »So ist er nun mal, Itzig Isaac … das Hirn des NYPD. Wenn du mich fragst, hat er was von einem Psychopathen. Schmachtet einem toten Kerl hinterher. Du erinnerst dich an Manfred Coen?«
    »Blue Eyes«, meinte Jamey verächtlich.
    »Genau der. Isaacs Tochter hat Coen verhext.«
    Marilyn the Wild war ein hungriges Mädchen. Die Tochter griff sich alles, was Hosen hatte. Sie war heiratswütig. Sie nahm sich einen Mann und stieß ihn nach einer Woche wieder ab. Das arme Mädchen hatte ganz klar eine Meise. Sie verknallte sich in Isaacs »Engel« Blue Eyes Coen. Aber Isaac gab Coen nicht frei. Stattdessen warf er ihn einer Familie von Zuhältern in der Bronx vor und Blue Eyes wurde ermordet. Und nun streift Isaac in alten Lumpen durch die Gegend, jagt Zuhälter und trauert um Coen.
    »Grüß ihn von mir, Jamey, falls du dem verstunkenen Kerl begegnest.«
    Sie beide hassten Itzig Isaac. Isaac der Tapfere hatte O’Toole aus dem NYPD geschmissen und seiner Pension beraubt. Heute musste er für den König im Dreck kriechen. In einem schmierigen Café brachte er John Sparbücher.
    Nachdem O’Toole zur Tür hinaus war, rief John vom China Pot aus seinen Chauffeur an. »Christie, ich bin auf der Baxter Street …« Er wollte sich nicht von einem irischen Chauffeur kutschieren lassen. Ein Ire würde ihm nur was vorsingen. So viel Vertraulichkeit wollte John nicht in seinem Wagen haben. Christianson war Schwede und Schweden waren still.
    »Cheerio«, sagte er zu dem Chinesen hinter der Theke. »Bis die Tage, Jungs.« Sein schwarzer Mercury wartete vor dem China Pot. Er machte einen Schritt auf die Straße und war aus der Baxter Street, Chinatown und dem Polizeipräsidium verschwunden. Die Polster in dem Mercury waren sein größter Trost. Solange er auf diesen fetten Polstern saß, konnte niemand John nerven oder als PC angreifen.
    Ein blinkendes Lämpchen auf der Ablageschale des Mobiltelefons machte seine gute Laune zunichte. Es war der Bürgermeister. John hob ab. Er musste sichergehen, dass Sammy in der Leitung war und nicht einer dieser Dummköpfe aus dem Büro des Bürgermeisters.
    »Euer Ehren … sind Sie das?«
    »Höchstpersönlich«, erwiderte der Bürgermeister.
    Sammy war ihm gegenüber unnahbar geworden. Die Wiederwahl stand an, und auf Tiger an seinen Rockzipfeln konnte er gut verzichten. Isaac war der Held des Bürgermeisters. Isaac war der Prachtjunge. Die Zeitungen machten Tiger John fertig. Sie nannten ihn den »Ahnungslosen Commish«. Isaac konnte in seiner eigenen Scheiße tanzen und die Polizeireporter würden nach Gold schnüffeln. Sie liebten jede noch so dahingeschluderte Musik, die ihnen der First Dep vorträllerte. Es war ihnen egal, dass sich Itzig Isaac absentiert hatte und in der Wildnis Manhattans verschwunden war. Er war ihr Liebling.
    »Ich nehme heute Abend mein Bad … Sag den Jungs, sie sollen die Sauna gut schrubben. Wie geht’s dir, Johnny?«
    »Prächtig, einfach nur prächtig.«
    Er war der Hanswurst von Bürgermeister Sam geworden, ein Commissioner, den man im Schrank verschwinden lassen und wieder herausholen konnte, je nachdem, wie der politische Wind gerade stand. Momentan waren Johns Schranktage. Man begegnete ihm nie auf den kleinen Partys, die Sam so gern gab. John war der Hüter des Bades. Sein Club hatte eine Sauna für den Bürgermeister eingebaut, damit »Hizzoner« sich irgendwo verkriechen konnte. Johns Aufgabe war es, die heißen Saunasteine mit Tassen Wasser abzulöschen. Das waren die Pflichten eines Police Commissioners.
    Das Lämpchen des Bürgermeisters verlosch. John legte den Hörer auf und murmelte vor sich hin. Jetzt, wo er in Schwierigkeiten steckt, will er sein Bad.
    »Fahr mich ins Dingle«, bellte John.
    Tiger John Rathgar war ein Son