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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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Besen.«
    Isaac knurrte innerlich. Sammy hatte schon genug Probleme, seinen Schlafanzug an- und auszuziehen. Isaac begriff nicht, was auf der Straße los war. Er hatte seine Spione. Und es war nicht die Civil Liberties Union, die die Mädchen so schwer arbeiten ließ. Man konnte sie keine halbe Stunde in einen Käfig sperren. Sie verfügten über eine Armee von Kautionsstellern, die mit ihren Luden Händchen hielten. Die Nutten vervielfältigten sich, ob nun mit oder ohne Polizei. In Isaacs Büro gab es Kommissare, die behaupteten jeden Macker der Stadt zu kennen. Sie redeten von einer mysteriösen Niggergang, die die Luden zu einer Art Gewerkschaft zusammenschweißten. Eine schwarze Mafia, meinten sie. Die »Blues« von Sugar Hill. Man konnte nur keinen von denen aufstöbern. Wo waren die »Blues« von Sugar Hill? Das Ganze ergab keinen Sinn. Isaacs Spitzel hatten nichts zu verkaufen. Sie zuckten mit den Schultern und schworen, irgendeine »schwere Scheiße« würde demnächst im Gully landen. Deshalb hatte Isaac abtauchen und sich in den Alten der Siebenundvierzigsten Straße verwandeln müssen. Isaac traute nur dem, was er selbst riechen konnte. Und dieser Melvin Pears schwadronierte von Nuttenrechten. Jede Bordsteinschwalbe in Manhattan hatte mehr Rechte und Privilegien als Rebecca Karp oder Pears’ grünäugige Gattin.
    Pears hatte eine kahle Stelle, größer als die Isaacs. Er hackte noch immer auf dem First Dep herum. »Aller Ruhm fliegt Ihnen zu«, sagte Pears. »Sie lösen den großen Mordfall, das große Verbrechen, aber die namenlosen alten Männer und Frauen haben Angst, nachts auf die Straße zu gehen.«
    Isaac unterbrach ihn. »Wäre es Ihnen lieber, wir würden alle vierzehnjährigen Burschen nach achtzehn Uhr in Arrest nehmen?«
    Pears stürzte sich auf Isaac. »Das ist genau die selbstgefällige Antwort, die man von einem Bullen erwarten kann. Verhaften wir einfach alle und schon verschwindet auch das Verbrechen.«
    Isaac verfügte nicht über Pears’ Schlagfertigkeit. Er hielt den Mund und ließ den Burschen reden. Seine Gedanken wanderten Annie Powell. Ihr D konnte einem Mann ins Auge stechen. Das Mädchen ist doch keine Nutte, verdammt. Sie war für etwas bestraft worden, das sie getan hatte. Annies Sünde.
    Pears hatte aufgehört zu sprechen. Und was wurde nun von Isaac erwartet? Sollte er Bürgermeister Sam verteidigen? Die Leistungen der Polizei auflisten? Über das neue Präsidium und diesen Idioten Tiger John reden? Versprechen, dass man perversen Sexualpraktiken im Frauengefängnis einen Riegel vorschieben würde? Isaac redete über Oswald Spengler. Pears kratzte sich am Kopf. Rebecca Karps Bewunderer mussten Isaac wohl für ein wenig durchgeknallt gehalten haben. »Dieses Terrain ist«, sagte Isaac, »unregierbar. Überall stoßen wir auf Psychosen … In den Achselhöhlen … Unterm Schuh. Man kann sie im Schweiß dieses Raumes riechen … Wir sind alle Babykiller, mehr oder weniger unterdrückt … Wie misst man denn die Wut eines Menschen? Entweder verhalten wir uns wie Roboter oder wir töten. Wie können Sie eigentlich allen Ernstes von Ihrer Polizei erwarten, dass sie weniger verrückt ist als Sie selbst?«
    Es gab Gelächter im Raum, einige zischten.
    Pears brüllte ihn an. »Sidel, Sie sind einfach nicht auf den Punkt gekommen. Was interessieren mich Ihre Philosophien? Blödsinnige Erfindungen. Aalglatte Bemerkungen. Wir haben hier eine Stadt und die muss regiert werden. Aber der Bürgermeister, Ihr Freund, macht einen unsichtbaren Job.«
    Die Debatte war vorüber. Die Leute beglückwünschten Melvin Pears. Er hatte es diesem Tölpel von halbgebildetem Cop gezeigt. Isaac hatte nur ein Semester am Columbia College absolviert. Er hätte einem nichts über die Theorien eines John Locke erzählen können. Er verfügte über Brocken von Nietzsche, Spengler, Hegel und Marx. Seine Leseerfahrung war äußerst eingeschränkt.
    Eine Menschentraube bildete sich um Pears. Eine alte Dame kam auf Isaac zu. Sie murmelte etwas, das er nicht verstehen konnte. Alles, was Isaac mitbekam, war das Grün in Mrs. Pears’ Augen.
    Marvin Winch, einer seiner Kommissare, wartete am Straßenrand auf ihn. Isaac gelobte bei sich ein paar kleine Reden zu fabrizieren, bevor er wieder einen Saal betrat. Pears hatte ihm die Kehle rausgerissen. Der First Dep verfügte nur über ein dürftiges Gespür für Logik. Seine Ideen stammten von dem Wurm in seinem Gedärm. Er war kein zivilisierter Mensch.
    »Und?«,

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