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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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meinte Isaac zu Inspector Winch. »Wer ist Martin McBride?«
    »Ein Krimineller. Er hat sich mit den Niggerluden zusammengetan.«
    »Hat er einen Neffen?«
    »Eine ganze Wagenladung voll. Unser Martin hat seine Neffen überall.«
    »Wie viele von denen haben dieses große D, von dem ich dir erzählt habe?«
    »Nur einer. Dermott.«
    »Dermott McBride?«
    »Nein. Den Iren hat er aus seinem Namen gestrichen. Er hat ihn auf Bride verkürzt.«
    »Bring mir diesen Schwanzlutscher. Ich möchte gern mal mit Dermott Bride plaudern. Wir haben eine gemeinsame Freundin.«
    »Isaac, das kann ich nicht. Niemand weiß, wo Dermott ist.«
    »Dann zapf mal deinen Computer an und finde ihn für mich.«
     
    Oh, sollten sie doch lachen und ihn Sammys Trottel nennen, aber Tiger John Rathgar besaß Augen und Ohren wie jeder andere und einen Mund, um zu schnauzen und Zigarettenpapier zu fressen, wenn ihm danach war. Noch vor einem Jahr hatte »Hizzoner« gesagt: »Johnny, die Luden müssen schließlich auch leben, genau wie wir. Was hat es denn für einen Sinn, die schwarzen Püppchen ein ums andere Mal von der Straße zu jagen? Nach vierundzwanzig Stunden schlendern sie doch sowieso wieder herum.« Also würgte John seine Muschipatrouille ab, zog ihr fast alle Zähne, und dann fing das mit den Sparbüchern an. Die mit den irischen Namen. Simon Dedalus, Molly Bloom und so weiter. John tat nichts Ungesetzliches, womit er sich diese Molly Blooms verdient hätte. Er versprach den Luden von der Nuttenmeile rein gar nichts. Konnte er was dafür, wenn Jamey O’Toole ihm Sparbücher in den Schoß warf? Jetzt war Wahljahr und »Hizzoner« wollte, dass die grünen Minnas wieder rollten, um schwarze Nutten einzusammeln. John musste die Muschipatrouille reaktivieren. Aber der Bürgermeister warnte ihn: »Keine weißen Mädchen. Wir können uns keinen Fehler erlauben. Wenn deine Jungs eine Hausfrau aufgabeln, werden uns die Zeitungen kreuzigen. Ich verlass mich auf dich.«
    John begleitete die Muschipatrouille. Christianson, sein Chauffeur, hielt sich vorneweg, dahinter dann die Sammeltaxis, uralte grüne Minnas mit verbeulten Dächern. John entschied, welche Nutten in die Minnas wanderten. Er kassierte die fettesten Mädchen ein, die mit den kurzen Hemdchen und den Pockennarben auf dem Oberschenkel. Die Wagen waren in weniger als einer Stunde voll. Die Mädchen hockten drin und zickten rum. Sie konnten der Hitze ihrer eigenen Leiber nicht entkommen. Sie zerrten an ihren Hemdchen, um sich Kühlung zu verschaffen, und bissen große Stücke Luft ab. John gab seinem Fahrer ein Zeichen. »Christie, ich hab genug. Auf geht’s.«
    »Wohin, Boss?«
    »Zum Haus des Bürgermeisters.«
    Christianson warf die Sirene an und schoss quer durch die Stadt, überholte Krankenwagen und Feuerwehrwagen und brachte den Commish zum Carl Schurz Park. Ein Polizist trat aus seinem Wachhäuschen, salutierte vor Tiger John und öffnete ihm das Tor. John ging unter der blauen Markise an der Seite des Hauses. Er stattete Gracie Mansion gern einen Besuch ab. Es war ein schönes altes Haus mit weißen Verandabrüstungen und schwarzen Läden vor den Fenstern. Sam hatte drei Zimmer für sich. Er war der erste Junggeselle im Amt, der hier wohnte.
    Johnny nahm den Haupteingang, trat unter der Deckenbeleuchtung mit Luftquirl ein, und Sammys Hausmädchen, das ebenfalls hier wohnte, lächelte ihn an und erkundigte sich nach seiner Gesundheit.
    »Danke, Sarah, tipptopp.«
    »Das ist gut, Commissioner John.«
    »Und wie geht es dem Chef heute?«
    »Er tobt«, sagte sie. »Wegen der ›Sonntagsfrage‹. Alle setzen darauf, dass Rebecca gewinnt.«
    »Das hat nichts zu besagen«, entgegnete John. »Er wird’s schon packen.«
    Er ging über den grünen Teppich des Bürgermeisters die geschwungene Treppe hinauf. Es war fast drei Uhr nachmittags, aber der Bürgermeister war noch nicht aufgestanden. John stand vor dem Schlafzimmer und klopfte an.
    »Komm rein, um Himmels willen.«
    Sam stand in Unterwäsche da. Seinem Police Commissioner zuliebe zog er einen Schlafanzug an und ging wieder ins Bett. Dort lag er unter der Decke, bis Sarah mit einer Kanne Kaffee und süßen Brötchen für die beiden Junggesellen kam. Als Sarah verschwand, zwinkerte er John zu. Ein riesiges, schwarzes Geschäftsbuch lugte unter der Decke hervor. Es handelte sich um den Etat des Bürgermeisters für das kommende Steuerjahr. Sam trat mit beiden Beinen nach dem Buch. »Becky Karp meint, ich könne weder addieren noch

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