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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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subtrahieren. Dabei braucht man nicht mehr als zehn Finger, um zu wissen, dass die City in der Scheiße versinkt. Irgendein Zauberer im Rechnungsprüfungsamt findet andauernd hier ’ne Million und da ’ne Million … Und am nächsten Tag sind sie wieder futsch … Hast du die Mäuschen aufs Revier verfrachtet, John?«
    »Ja, hab ich.«
    Sam verstummte und mampfte auf einem süßen Brötchen herum.
    Himmel, wie redete man mit einem Bürgermeister? John trank seinen Kaffee aus und gab sich große Mühe, die Tasse nicht zu zerbrechen. »Ääh«, fing er an, »Sie werden Rebecca bei den Wahlen sicher niedermachen.«
    Aber der Bürgermeister hörte ihm nicht zu. Seine Kiefer mahlten, und er starrte in den großen Spiegel neben dem Bett. Armer alter Mann. Hizzoner kann noch nicht mal eine Unterhaltung führen. Sein Verstand ist kurz vorm Durchschmoren.
    So leise es ging verließ John das Schlafzimmer. Er verabschiedete sich von Sarah und bedankte sich für Kaffee und Brötchen. Christie hatte den Wagen in der Nähe des Tores geparkt. Er hatte einen Umschlag für Tiger John.
    »Wer hat dir das gegeben?«
    Christianson streckte die Hände hoch, um die überragende Größe desRiesen anzudeuten. »Dieser ausgestoßene Cop,
    O’Toole.«
    »O’Toole? Woher wusste der, dass ich zum Haus des Bürgermeisters wollte?«
    Christianson zuckte mit den Schultern und schürzte die Lippen.
    Der PC fixierte ihn wütend. »Der Sonderstaatsanwalt ist uns auf den Fersen und du alberst mit diesem Nuttenfreund vor Gracie Mansion herum? … Also los. Fahr mich zum Dingle. «
    John öffnete den Umschlag und ein Sparbuch fiel heraus.
    John interessierte sich nicht für die Summen in dem Buch. Fünftausend, sechstausend, ihm war’s egal. Diese Botenjungen wurden dem Commish langsam ein bisschen zu kess. Der Riese war ihm bis vor Sammys Tor gefolgt! Er verbarg das Buch hinter der Hand, damit er den bescheuerten Namen lesen konnte. Anna Livia Plurabelle. Werd einer schlau aus diesem O’Toole und seinem König in Dublin. John erhielt seine Sparbücher, ob er nun Jagd auf Nutten machte oder nicht. Wofür zum Teufel bezahlten sie ihn? Würde es Sparbücher nur so regnen, je mehr grüne Minnas er losschickte? Anna Livia und Molly Bloom.
    »Das Dingle«, sagte John, »wann sind wir endlich da?« Dann erst registrierte er, dass der Wagen stand.
    »Boss, wir stehen schon fünf Minuten hier.«
    »Oh«, machte John. Er stieg aus, klopfte dreimal, murmelte seinen Namen und kroch hinein zu den Dingle Bay Boys.
4
    Er war wieder dieser Penner, hatte aber keinen dreckigen Hals mehr und auch nicht so viele Stoppeln im Gesicht. Sein Gesicht war hager und trug die Leidensmiene eines Freiers. Annie Powell gefiel das überhaupt nicht. Der Penner hatte Eau de Cologne aufgelegt, ein Aftershave. Mit diesen dunklen Augenhöhlen verscheuchte er nur alle. »Herrje«, sagte sie und lachte ihn an. »Wie soll ich denn meinen Unterhalt verdienen? Kauf mich für ’ne halbe Stunde, aber fütter mich nicht schon wieder. Mit vollem Magen kann ich nicht arbeiten.«
    Isaac holte sie von der Dreiundvierzigsten Straße runter, bevor sie sich beschweren konnte. Er hatte den festen Griff eines großen Affen. Sie konnte ihre Hand nicht befreien. Die Luden und die jungen schwarzen Nutten lachten, als sie Annie und Isaac vorbeizockeln sahen. Man hätte glauben können, der Penner hätte sich eine Frau genommen. Sie gingen ins Vinaigrette. Isaac spendierte ihr Champagner in Demi-Flaschen. Er schien heute aggressiver vorzugehen. Annie mochte lieber Weißwein und grüne Bohnen. Aber diese Fläschchen besänftigten den Penner nicht. »Ich kann dich von der Ecke wegholen«, sagte er. »Ich kann dafür sorgen, dass du keinen Fußbreit Platz hast, um noch anzuschaffen.«
    »Herrje, du bist ja wirklich ein Priester … Wenn du einen Anteil von mir haben willst, musst du Martin McBride fragen.«
    »Ich scheiß auf McBride«, erwiderte Isaac. »Ich will, dass du mit mir lebst.«
    Sie lachte nicht über diesen Antrag. Ihre Augen versanken im Schädel.
    »Ich habe Downtown eine Wohnung. In der Rivington Street. Mach dir keine Sorgen. Du kannst ruhig deine Männer haben. Ich misch mich nicht ein. Ich werde ihnen Drinks mixen. Hole Wein. Aber ich will nicht, dass du auf den verdammten Straßen anschaffen gehst.«
    »Mister«, sagte sie. »Ich brauche keinen Onkel, danke. Ich hab schon einen Luden.«
    Konnte er Annie Powell anvertrauen, dass sie ihn und seinen verdammten Wurm quälte? Dass er jeden

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