Das Isaac-Quartett
Zeichen von Armut und kraftvollem, leidvollem Denken. Der First Dep hatte sich in seinen Tagen und Nächten als Penner weit von der Centre Street entfernt. Er hatte sich weit über die irremachende Grenze des Erlaubten hinausgewagt. Isaac war immer weniger ein Cop.
»Dein Mann weint nach dir«, sagte er.
Überdosen an Kaffee und Zigaretten hatten Sylvia wiederbelebt. »Isaac spiel nicht die Mama für ihn. Marsh wird sich ein neues Überlebenspaket suchen … eine Barnard-Studentin, die ihm die Unterhosen wäscht.«
»Hast du Geld?«
»Nein, aber ich werde vor einem Restaurant Weihnachtslieder singen.«
»Sylvia, das ist die falsche Jahreszeit. Es ist noch nicht Weihnachten. Du wirst hungern. Wer war der Witzbold bei dir?«
»Niemand besonderes. Ich hab ihn vor zwei Stunden in einem Süßwarenladen kennengelernt.«
»Hast du einen Platz … ein Zuhause?«
Darauf musste sie nichts antworten. Marshalls Frau lebte zwischen den Mülltonnen. Wenn ihr Drang, von Marsh loszukommen, so stark war, würde Isaac nicht versuchen ihr einzureden, das Gegenteil zu tun. »Komm mit mir.«
Der First Dep hatte eine kleine Wohnung in der Rivington Street. Dort bewahrte er den Großteil seiner Klamotten auf. Er überließ Sylvia die Wohnung.
»Isaac, bleibst du bei mir?«
Er zog ihr die dreckige Bluse aus, schrubbte ihr den Rücken und trug sie in sein Bett. Wer kam dabei schlechter weg? Sylvia nicht. Er nicht. Und wie ein Wunderrabbi konnte Isaac sie vielleicht so weit beruhigen, dass sie zu Marsh zurückwollte. Nur das Kind, das in Jennifer Pears steckte, kam ihm in die Quere. Der alte Penner wurde züchtig. Er gab ihr Essensgeld und eine Telefonnummer, wo sie ihn erreichen konnte. Er war schon weg, bevor Sylvia sich bei ihm bedanken oder ihm in den Ärmel kriechen konnte. Sie hätte nichts dagegen gehabt, Isaac den Reinen zu vergewaltigen.
18
Manchmal fragte er sich, ob er überhaupt ein Büro hatte. Was ging im zwölften Stock des Police Plaza vor? Er brauchte Unabhängigkeit, Ungebundenheit, das Recht, in dreckigen Hosen durch die Stadt streifen zu können. Und dann fragte er sich, warum seine Engel ohne ihn so überaus gut funktionierten. Seine Ratten bohrten im Untergrund und tauchten mit einem Haufen bestechlicher Cops auf. Isaac hatte seine Leute zum Einsatz gebracht. Er hatte sie darauf trainiert, Blut zu wittern.
Er hatte noch andere Engel, andere Einheiten, die für ihn arbeiteten. Sie konnten zwar O’Toole, den irischen Esel des Königs, nicht auftreiben, aber dafür kamen sie mit Bruchstücken über den König selbst zurück. Sie waren nach New Haven gefahren und hatten sich in Dermotts Laufbahn in Yale vertieft. Sie hatten seine Abschriften gefunden, seine Zimmer im Wohnheim, Eintragungen des Rektors an seinem College, von Professoren, von New Havens ehemaligem Polizeichef. Wie es schien, war der Bursche auf recht höfliche Weise von der Schule gefeuert worden. Die Yale Corporation lud ihn nie wieder ein. Die Gründe dafür waren Isaacs Leuten nicht klar. Cops waren auf dem Campus erschienen und hatten nach Dermott Bride gesucht. Er leitete eine Art Schmugglerring innerhalb des Colleges. Dermott versorgte Yalies und College-Hausmeister, Tellerwäscher und Köche mit gestohlenen Radios, Fernsehern, Kameras, Angelruten und anderem Plunder. Er bekam seinen Nachschub von einer Niggergang. Aber niemand konnte ihnen sagen, um wen es sich bei dieser Gang handelte. Isaac musste lächeln:
Der Bursche war mit Arthur Greer ins Geschäft gekommen. Er hatte sich nie von den Devils getrennt. Arthurs alte Gang klaute die Radios und brachte die Ware nach Yale.
Isaac sah sich die Unterlagen an: In Yale hatte der Knabe angefangen seinen Namen zu kürzen und sich Dermott Bride zu nennen. Isaac hätte schwören können, dass der König niemals Arthurs Gang verlassen hatte. Die Clay Avenue Devils beherrschten die Nuttenmeile.
Aber Isaacs Männer fanden nach Dermotts Abgang in Yale nichts mehr über ihn heraus. Was war in den sechzehn Jahren zwischen New Haven und dem Shelbourne geschehen? Wie hatte es Dermott geschafft sich mit derart viel Geheimnistuerei und Finesse zu umgeben? Isaac pochte der Kopf. Er beschloss sich auszuruhen. Am Vormittag tauchte er im Little Red Schoolhouse auf. Jennifer wollte keinen Cappuccino mit ihm trinken. Er musste ihr
seinen Antrag vor der Tür zum Dachspielplatz machen.
»Lass dich von dem Schmock scheiden«, sagte er.
Ihre Augen brannten so grün, so wild, dass Isaac sich an der Wand
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