Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
Vom Netzwerk:
abstützen musste. »Von welchem Schmock redest du?«
    »Von deinem Mann. Lass dich von Mel scheiden, und heirate mich.«
    Isaac hatte schon eine Frau, Kathleen, die mit all den Eigentumswohnungen, die sie in den Sümpfen rund um Miami gebaut hatte, langsam zur Kaiserin von Florida aufstieg. Kathleen konnte Isaac nicht ausstehen, aber sie mochte es, Mrs. Sidel zu sein. Sie verlangte keinen Penny von ihm und Isaac hätte sie schon erwürgen müssen, um eine Scheidung von ihr zu erzwingen. Isaac dachte nicht realistisch. Er würde gegen die Gesetze von Miami und New York angehen, würde zum Bigamisten werden, wenn Jennifer ihm nur erlaubte der Vater des Kindes zu sein.
    »Isaac, du bist krank. Acht oder neun Mal in einem Hotelzimmer machen noch keine Ehe. Ich mochte dich, bevor du nach Irland abgehauen bist … dein Wurm hat mich gereizt. Ich mochte dein verrücktes Zimmer … deine dreckige Hose … die Art, wie du redest. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich Mel jemals verlasse.«
    »Versuchs mit mir«, sagte Isaac. »Ich bin als Vater mindestens so gut wie dieser Schmock.«
    »Isaac, wenn du noch mal hierher kommst und mich belästigst, mir von Heirat schwafelst, dann schrei ich die Treppe runter nach den Cops. Es ist mir scheißegal, was für ein Commissioner du bist. Ich werde dafür sorgen, dass dich jemand einbuchtet.«
    Isaac verschwand aus dem Little Red Schoolhouse. All diese Kinder in ihren Klassenzimmern irritierten ihn. Er dachte an ihre Mamis und Papis. So viele Mütter und Väter, die ein geregeltes Leben führten. Isaac hatte zwar gewisse Anlaufstellen, wo er hin konnte, ein Büro, eine Wohnung, in der er seine Klamotten aufbewahrte, aber eigentlich war er ein Tier, das nur auf der Straße lebte. Der Patriarch sehnte sich nach einem richtigen Zuhause. Erwanderte nach Uptown, ohne sich um die Ampeln zu kümmern. Farben blinkten ihn an. Isaac war das egal. Nichts konnte ihn aufhalten. Die Autos und Laster sollten besser aufpassen. Es wäre ziemlich teuer gekommen den First Dep von New York zu überfahren.
    Annie war nicht an ihrer Ecke; Isaac verzweifelte. Sie war seine Familie, auch wenn sie ihm ihren Schritt entblößte, um ihn zu verjagen. Und Dermott? Dermott gehörte auch zur Familie, auch wenn Isaac sich die Verbindung nicht erklären konnte. Er hatte sich dem König und seiner »Braut« verpflichtet. Mit einundfünfzig war er einsam geworden, selbstgenügsam, Isaac, das Hirn der City Police, der es gewohnt war Männer herumzuschieben wie Schachfiguren auf dem Brett. Für Manfred Coen, seinen toten Engel, war Schach zu kompliziert gewesen. Mit Blue Eyes hatte Isaac am liebsten Dame gespielt. Aber der First Dep war der Spielchen müde. Er würde das geheime Grummeln der Nuttenmeile beenden, all den komplizierten, rätselhaften Scheiß, und dann Urlaub nehmen. Sam hockte feist in seinem Amtssitz. »Hizzoner« konnte auch ohne Isaac Sidel überleben.
    Isaac sah Annie aus einer irischen Bar in der Nähe seines Hotels stolpern. Ihr Gesicht heilte langsam ab. Aber noch immer trug sie den Schatten eines D. Eigentum von Dermott Bride. Sie fauchte Isaac nicht an, hob ihren Rock nicht. Sie hatte den Vormittag biertrinkend verbracht, und nun suchte sie nach einem frühen Kunden, einem Freier, der für das Notwendigste zahlte: Tampons, Lippenstift und Bier. Das war die einzige Nahrung, an die sich Annie noch erinnern konnte. Sie hatte genug Bier intus, um einem neugierigen, bohrenden Cop gegenüber nicht feindselig zu werden. »Father Isaac.«
    »Annie, ich …«
    »Wenn du irgendwas, auch nur ein Wort, über ein französisches Restaurant sagst, dann hock ich mich auf der Stelle hier hin und pisse auf den Bürgersteig. Kannst du ein Mädchen nicht mal in ein anständiges Lokal einladen … ohne Kellner in schwarzen Jacken, die sich vor einem verbeugen und dir den Hintern küssen wollen?«
    Sie lockte ihn in ein griechisches Loch, in das Isaac in seiner Pennerhose auch manchmal ging. Das Lokal funktionierte nach eigenen Gesetzen. Die Kellner waren keine Griechen, sondern Syrer, grob, schlampig und geil. Sie öffneten die Retsinaflaschen mit den Zähnen. Annie liebte geharzten Wein. Sie trank mit Father Isaac. Er stellte ihr keine Fragen nach dem König. Sie wäre sonst weggelaufen, und Isaac hätte den Retsina allein trinken müssen.
    »Annie, ich habe eine Tochter, die dir sehr ähnlich ist.«
    »Mister, behalten Sie Ihre Töchter für sich … wenn Sie mir zwanzig Piepen geben, wackle ich mit dem

Weitere Kostenlose Bücher