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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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Hintern …«
    Dieses Nuttengelaber schmerzte den First Dep. Sie war eine Irre, die sich auf der Straße vor die Männer hinkniete. Kein Lude hatte ihr beigebracht zu lächeln. Vielleicht hatte Arthur Greer Annies unsichtbares Mal ausgenutzt. Selbst zerzaust und zerschunden war sie noch immer die größte Schönheit auf der Nuttenmeile. Aber das half ihr nichts. Selbst wenn es eine Schule für Prostituierte gegeben hätte, hätte Annie sich nicht einschreiben können. Sie würde im falschen Augenblick stöhnen, ihre Zunge rausstrecken, ihren BH runterreißen. Wenn Isaac nicht zwei seiner Engel auf sie angesetzt hätte, dann wäre sie nicht mehr am Leben. Sie waren so gut in ihrem Job, dass Isaac sie nur mit Mühe entdeckte: zwei blonde Kerle an einem Tisch in der hinteren Ecke. Sie mussten nach seinem Einzug im Pennerhotel im Büro des First Dep angefangen haben. Er konnte sich nicht an ihre Namen erinnern.
    Isaac machte sich keine Gedanken über das Gefühl von Diaspora bei seinen eigenen Truppen. Seine Engel konnten sich zerstreuen, so sehr sie wollten, Hauptsache, sie blieben ihm loyal. Er musste sich um Annie kümmern, aber das Mädchen verwirrte ihn. Sie war eine Nutte, die keine Ahnung davon hatte, wie man einen Mann an den Haken kriegte. Ihr tolpatschiges Nuttenleben war einem Ritual verpflichtet, das sich außerhalb von Isaacs Erfahrungsbereich bewegte. Welchen wirren Traum lebte sie aus? Nahm sie Rache an sich selbst? Der Retsina kam Isaac zu Hilfe. Er war besser als die halben Flaschen Champagner. All das Harz in dem Wein musste ihr die Zunge gelöst haben. Sie sang Isaac was vor.
     
    Wer ist die Rose von Connemara?
    Die Königin von Cashel Hill?
    Dermott hatte ’ne Lady
    Doch die Lady ist nicht mehr.
     
    Sie konnte keinen Ton halten. Die Textzeilen schlurten nur aus ihr heraus. Isaac wünschte sich, sie würde ihm immer weiter vorsingen.
    »Castledermott«, sagte sie. »Was?«
    »Du brauchst einen Angelschein, du Blödmann.«
    Er würde mitspielen, sagen, was sie zu hören erwartete, dann würde er sich aus dem, was sie gesagt hatte, seine eigene Melodie zusammenreimen.
    »Und wo krieg ich den?«
    »Vom Fischer … er wird dir die Eier zertreten, wenn du ihm Forellen aus dem Teich klaust. Wilderer können dabei umkommen. Ist schon vorgekommen. Aber es ist Dermotts Burg. Er backt das Brot.«
    Isaac hatte nicht die Fähigkeiten, sich daraus eine Melodie zurechtzuschneidern. Burgen? Fischer? Forellen? »Annie, wo liegt dieses Castledermott?«
    »Schieb deine Hand unter meinen Rock … da liegt es. Da bist du beim richtigen Fisch.«
    Er musste diesen Blödsinn über ihre Geschlechtsteile vergessen. »War diese Burg in einem Hotel?«
    »Du Arsch«, sagte sie. »Wer ist die Rose von Connemara? Du oder ich?«
    Er fühlte sich mies dabei, sie mit Wein abzufüllen. Aber er konnte ihre Rätsel nicht lösen, wenn sie nicht noch mehr trank.
    »Hat der Fischer dir weh getan?«, fragte er.
    »Bist du irre? So ein netter alter Kerl? Father Isaac, du fragst komische Sachen.«
    Ein Kellner schlich sich mit zwei dieser langstieligen Retsinaflaschen heran. »Verschwinde«, murmelte Isaac. Er brauchte keinen Kellner, um die Flaschen zu öffnen. Isaac biss in den Korken und zog.
    »Mister, sehen Sie meine Stiefel?«
    Isaac schaute hin. Annie trug heute Sandalen.
    »Ich kaufe meine Stiefel nur bei Switzer’s. Nicht in so einem Scheißladen. Mein Mann hat nicht zugelassen, dass ich irisches Geld anfasse. Zu viele Bazillen. Beult einem die Taschen aus. Es gehört sich nicht für eine Lady so viel Bargeld mit sich herumzutragen. Aber wie soll man sich denn ein Eis kaufen, mit ’nem Scheck vielleicht? Da muss schon der Esel her.«
    »O’Toole? Hat Jamey dich beschützt? Und warum hat er sich gegen dich gewandt?«
    »Der Esel macht so was nicht. Dazu ist er zu groß.«
    »Annie, hast du mit dem König in dem Hotel gewohnt? Warst du im Shelbourne? Jamey auch?«
    Langsam wurde er verrückt, so sehr gierte es ihn nach Klarheit. Warum kümmerte er sich nicht endlich um den Fang, wie dieser Fischer, wer immer das war.
    »Ich mag keine gelben Vorhänge«, meinte Annie zu ihm. »Und andauernd sagen sie Madam dies und Madam das. Warum muss ich mit sieben Gabeln essen? Eine Gabel für Lachs. Eine für Salat. Eine für Suppe. Ist doch nur Silberbesteck. Glaubst du, er war mit so einem Leben glücklich? Ich kenne Derm. Der steckt gern seine Finger in den Fisch. War ihm egal, ob ich meine Tage hatte …«
    Konnte er jetzt über die Narbe

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