Das Isaac-Quartett
Polizei. Lyman wohnte mit einer Stewardess zusammen, Kelp hatte einen Haufen beeindruckender Freundinnen, und die beiden frischgebackenen Streifenbullen hatten am John Jay College für Verbrechensforschung Kurse in Sozialpathologie und puerto-ricanischer Kultur belegt.
»Weiber in einem Funkstreifenwagen«, sagte Lyman. »Mann, das ist ja nicht zu glauben.«
»Alfred, erwartest du vielleicht, dass sie den ganzen Tag lang im Revier sitzen und tippen? Stell dir nur mal die vielen steifen Schwänze vor, die sie damit erzeugen würden.«
»Hör mal, wenn erst mit Scheiße geworfen wird, wenn es drüben auf der Seventh Avenue haarig wird, wenn die Junkies dir Antennen in die Augen pieksen wollen und die Transvestiten mit ihren Stockdegen auf dich zukommen, dann schließen sich die dummen Weiber in dem Wagen ein und funken nicht mal um Hilfe. Und die Einsatzzentrale glaubt, du bumst sie auf dem Rücksitz. Einfach unglaublich.«
Die Neulinge waren gerade versetzt worden; Pimloe hatte sie aus ihren Revieren geholt. Ihre Stellung war keineswegs ruhmreich. Anstelle von Geheimaufträgen mit Drähten zwischen den Brustwarzen und einem Halfter um die Leisten chauffierten sie in einem Wagen des First Deputy Inspektoren durch die Gegend. Sie hätten Pimloe verflucht und ihn als hochkarätigen Saftsack beschimpft, wenn er ihnen nicht heute einen Sonderauftrag erteilt hätte: Sie sollten sich mit dem früheren Star des First Deputy treffen, dem legendären Isaac, der durch seine eigenen schändlichen Taten in Ungnade gefallen war und einen Makel auf der Abteilung hinterlassen hatte. Doch seine früheren Mitarbeiter waren dem Chef immer noch ergeben; von ihnen hatten Lyman und Kelp Geschichten über Isaac gehört. Diesen Detectives passte Pimloe nicht; sie waren Isaacs »Engel« geblieben.
»Alfred, was glaubst du, wie viel Isaac eingesackt hat? Eine halbe Million?«
»Mehr, viel mehr. Warum hätte er sich für weniger seine Karriere in den Arsch schieben sollen?«
»Scheiße, wir haben Pimloe, und dabei hätten wir den Chef haben können.«
»Mann, er hätte noch ein paar Jahre warten sollen, bevor er zu den Spielern in die Gosse geht. Kannst du dir vorstellen, mit Isaac eine Razzia durchzuziehen? Mit Flinten im Arsch. Nicht zu fassen.«
Als Treffpunkt war ein Briefkasten am Minford Place vereinbart, zwei Ecken von der Boston Road. Der Mann am Briefkasten hatte es nicht nötig, ein Zeichen zu geben. Er setzte sich auch nicht auf den Rücksitz, den »Bossstuhl«. Er kletterte zu ihnen nach vorn. Seine Lumpen machten ihnen nichts aus; Isaac war ein Verkleidungskünstler. Aber sein Gestank war überwältigend. Lyman, der in der Mitte saß, schnappte nach Luft. Kelp, der für eine praxisbezogene Übung bei John Jay einmal in einem Männerheim gelebt hatte, hatte mehr Erfahrung mit ungewaschenen Männern. Er stellte freiwillig die erste Frage.
»Fahre ich zu schnell, Chef?«
»Nenn mich nicht Chef«, knurrte Isaac ihn an.
»Soll ich langsamer fahren, Inspektor Sidel?«
»Ich bin Isaac. Einfach Isaac. Fahr, wie du willst.«
Kelp lenkte und sah selbstgefällig in den Spiegel; die Anhänger Isaacs hatten übertrieben. Er war nichts weiter als ein fetter Mann mit unbändigen Koteletten und Haarausfall auf der Schädeldecke. Ein entehrter Deputy Chief Inspector, der in der Bronx vor die Hunde ging. Kelp war jetzt froh, dass er nie Gelegenheit gehabt hatte, einer von Isaacs Engeln zu werden. In Kelps Vorstellung gewann Pimloe an Ansehen. Pimloe hatte keine Fettröllchen hinter dem Kiefer und kein Tripelkinn. Pimloe war Neulingen gegenüber respektvoll. Er hätte sich nicht gedemütigt, indem er sich auf den Vordersitz setzte.
Der Wagen kroch auf Manhattan zu; kein Ton fiel. Nicht zu fassen, dachte Lyman, der sich fürchtete, auch nur ein Wort zu murmeln. Sein Gesicht wich vor dem Gestank in Kelps Schulter. Kelp begrüßte Isaacs Verschlossenheit. Mit einem Bullen mit Speckfalten wollte er keine Fragen der Taktik diskutieren. Er beobachtete den fetten Mann im Spiegel. Soll er doch an allem ersticken, was er nicht sagt. An der Brücke der Willis Avenue taute Isaac auf. »Wie geht es Herbert?«
»Pimloe?«, murmelte Lyman unter Kelps Arm. »Dem gehts gut. Er hat gesagt, wir sollten uns um dich kümmern. Er lässt dir Grüße ausrichten.«
»Hat er meinen Stuhl verkratzt?«
»Was?«, sagte Kelp.
»Der Stuhl, auf dem er sitzt. In meinem Büro. Ist der zerkratzt?«
»Darauf habe ich nicht geachtet, Isaac.«
Kelp war mit seiner
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