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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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Antwort zufrieden; er nahm es mit dem Chef auf. Kelp hatte jetzt das Abzeichen, nicht Isaac. Seinen Freunden unter den Neulingen würde er erzählen: Er ist ein Nichts, dieser Isaac. Ich habe ihm eine reingehauen und er hat keinen Gegenschlag gelandet.
    Sie fuhren den Chef zu einem Wohnhaus an der Einundneunzigsten Ost mit zwei Pförtnern und einem gläsernen Vordach. Isaac ging in seinen dreckigen Lumpen an den Pförtnern vorbei. Er hatte sich nicht einmal bedankt.
    »Welch eine Persönlichkeit«, sagte Lyman, der wieder Luft bekam. »Der Typ geht in seinem Bettleraufzug, wohin er will. Einfach nicht zu fassen.«
    Kelp hatte weniger Erbarmen mit Isaac. »Gut, dass wir ihn los sind. Siehst du denn nicht, wie der runtergekommen ist? Der Geruch war keine Tarnung, Alfred. Der war echt. Der Typ ist nichts als Pisse und räudige Achseln.«
    »Wohnt hier nicht der First Dep? Würde der First Dep ihn bei sich zu Hause empfangen, wenn er nur aus Pisse bestünde? Nimm mal deinen Verstand zusammen. Wie kommen wir an eine goldene Medaille ran? Der First Dep musste viel von Isaac halten. Vielleicht will er Isaac wieder in seine Reihen zurückholen. Mit einem Ausgestoßenen würde er seine Zeit nicht vergeuden.«
    »Lass das Pimloes Sorge sein.«
    Kelp fuhr auf den East River Drive zu; wenn er auf den Tacho achtete, konnten sie es ins Büro schaffen, solange Pimloe noch Mittag machte; das bedeutete Malzbier, Füße auf den Schreibtisch und Telefonate mit ihren Schätzchen aus ihren eigenen Kämmerchen.
    »Nicht zu fassen.«
7
    Im vegetarischen Restaurant trug Coen seine »Spielerkluft«, ein rotes Jackett mit grünen Biesen unter den Taschen; er hatte einmal einen achtbaren Würfelspieler in einer ähnlichen Jacke gesehen.
    Auf der Speisekarte im Fenster suchte er sich die Lieblingsgerichte seines Vaters aus: Toast mit gedämpften Pilzen, Omelette mit Erbsenpüree, gehackte rumänische Auberginen, Pflaumenknödel und Mohnkuchen. Alle Coens waren überzeugte Vegetarier, Vater, Mutter und Onkel Sheb; nur der Sohn war verschont geblieben. Coens fleischlose Tage waren seltener. Ein Junge im Wachstum braucht ein bisschen Huhn im Blut, hatte sein Vater verkündet, und daher musste Coen gehackte Leber, gehackten Truthahn und Hühnerragout in seinen Salatherzen essen. Mit sechsunddreißig würgte es Coen noch, wenn er zusah, wie Salat gewaschen wurde. Der Geruch von Hühnerlebern verursachte ihm Depressionen, und der Gestank eines Truthahns machte ihn verdrossen.
    Alte Männer traten mit Rosen im Rockaufschlag aus dem Restaurant. Sie trugen ausgebeulte Kleidung in Grau- und Brauntönen, hatten ausgeleierte Socken und Schlurfstellen auf den Schuhen. Wenn er dieses Gesindel belieferte, konnte César seine Berufung in Manhattan nicht gefunden haben. Coen sorgte sich, weil er kein Anstecksträußchen hatte, bis er einen Schwung kurzstieliger rosa Rosen bemerkte, die an der Kasse verkauft wurden. Er belächelte die Gründlichkeit, mit der César vorging: Das Restaurant selbst lieferte die Rosen. Doch es bereitete ihm Schwierigkeiten, eine zu erstehen. Die Kassiererin behauptete, sie seien nur für Stammkunden. Sie gab nach, als sie Coens Augen schieferblau werden sah, eine in ihren Augen unmenschliche Farbe. Er hielt sich die übersüße Blume unter die Nase und ging. Schwindlig von all den Düften stand er bei den alten Spielern. Sie ignorierten ihn und spielten mit ihren Anstecksträußchen.
    Der Lotse tauchte mit einer Limousine für zwölf Passagiere auf, zählte Rosen und gestattete Coen den Zutritt. Acht Sitzplätze waren von den Spielern besetzt. Coens Anwesenheit machte sie übellaunig. Der Fahrer versuchte, ihnen die langen Gesichter zu nehmen. Er war dicklich und trug eine seidene Weste, die an seiner Taille Röllchen bildete. »Julie, alter Junge, glaubst du, ich hau dich übers Ohr? Boris Telfin legt seine Freunde nicht rein.« Coen gefiel die Zungenfertigkeit des Fahrers nicht, seine Andeutungen, seine Art, an den Schnallen seiner Weste zu ziehen. Er murmelte drei Worte.
    »Moses schickt mich.«
    Der Zubringerwagen schoss stadtauswärts, bog nach Osten, schlich oben am Park entlang und krabbelte dann zu einem Halt einige Straßen nördlich des vegetarischen Restaurants. Fünf der Spieler stiegen aus und warteten vor einem Waschsalon. Bei einem Schuster in der Amsterdam setzte der Fahrer einen sechsten Spieler ab. Die beiden übrigen plauderten jetzt mit dem Lotsen. »Boris, meinst du, das Wetter hält an? Es sieht nach Regen

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