Das Isaac-Quartett
aus.« Jetzt war Coen der mit dem langen Gesicht. Der Fahrer wandte sich nach Süden. Seine Limousine war mit einem Polizeifunkempfänger ausgestattet und auf der Fahrt in die Innenstadt konnte Coen hören wie der Fahrdienstleiter seines eigenen Bezirks ein Team von der Einbruchstruppe zurückbeorderte. Der Fahrer wollte aufschneiden. Er wollte Coen zeigen, dass César über die Bullen von Manhattan informiert war. Er schaltete einen neuen Kanal ein und erwischte die CB-Funker. Zwei Männer schrien die Vorzüge der Alpha- und Betawellen heraus. Die Spieler guckten dumm aus der Wäsche.
»Hat es bei dir jetzt mit Alpha geklappt oder nicht?«
»Ich weiß nicht so recht.«
»Wenn man sich die Augen mit einem halben Tischtennisball bedeckt, kann man in weniger als zwanzig Minuten einen Whiteout kriegen«, murmelte Coen in seinen Ärmel. Die Spieler dachten sich, er sei auch einer dieser Schwachsinnigen aus der Bronx; sie kannten die Fallstudien von César und seinen Brüdern; ein zeitweiliger Rappel, Anfälle von Vergesslichkeit und geschwollene Augen. Aber Coen sah nicht so aus wie die Guzmanns; er sprach nur mit dem Radio. Isaac hatte ihn mit der Idee der Gehirnströme bekannt gemacht. Beim Damespiel mit Coen hatte Isaac einen ungebrauchten Pingpongball mit Coens Schere in der Mitte durchgeschnitten, beide Augen mit den Hälften bedeckt, die Ballhälften mit den Backenknochen an die richtige Stelle gedrückt, an Coens lauwarmem Tee genippt und »sich in Alpha versenkt«, während Coen Geschirr spülte und abwartete, bis beide Ballhälften aus Isaacs Augen sprangen. Das bedeutete, dass Isaac aus Alpha zurückkehrte, um Coen beim Damespiel zu schlagen und sämtliche beruflichen Geheimnisse zu lösen, die ihn im Lauf des Tages gequält hatten. Coen selbst konnte nur wenig Erfolg mit dem Ball verzeichnen; er konnte seine Augen dichtmachen und stundenlang dasitzen, ohne andere Erfahrungen zu machen als einen Krampf im Hals und ein Brennen an den Stellen, an denen der Ball in seine Wangen schnitt.
Der Fahrer erreichte den East Broadway und hielt vor Bummys Bar an, in der Coen Chino Reyes gesucht hatte. Er blieb allein im Wagen sitzen; die Spieler begleiteten den Fahrer zu Bummy. Coen fragte sich, wie lange sie ihn noch rumschubsen würden. Vielleicht folgte eine kleine Rundfahrt durch Staten Island oder an die Kais von Brooklyn. Zwei Männer stiegen ein. Coen erkannte sie als zwei kleine Ganoven wieder, die man sich für dreißig Dollar täglich kaufen konnte. César musste übel dran sein. Sie pressten Coen in die Polster. Er murrte nicht. Er wusste, dass sie ihn abtasten mussten; der Lotse hatte ihnen wohl geraten, sicherzugehen, dass er keinen Funk hatte.
»Wer hat dich geschickt, Äffchen?«, fragte der Erste.
»Moses.«
»Sherwin«, sagte der Zweite, »der ist nicht sauber. Soll ich sein Gesicht retuschieren?«
»Bist du hinter Jerónimo her, kleiner Schlingel?«
Coen schüttelte den Kopf. »Ich suche César Guzmann.«
»Wer bist du?«
»Detective Coen vom zweiten Bezirk, Mord und Überfall.«
»Sherwin, ich hab dir doch gleich gesagt, dass der Typ ein Polyp ist. Er hat es auf Jerónimo abgesehen.«
»Ich bin mit César zur Schule gegangen«, sagte Coen. »Ich habe Malzbier mit Jerónimo getrunken. Was sollte ich von ihm wollen? Holt mir César ans Telefon. Sagt ihm, Manfred ist hier. In seinem Wagen.«
Die beiden Unterweltler schnitten Grimassen, berieten sich, warnten Coen, sich nicht zu rühren und holten den Fahrer aus Bummys Bar. Zu dritt regten sie sich über Coens Dienstabzeichen auf. Sie fuhren nach Osten und nach Westen, ehe sie in einer Parklücke an der Hudson Street anhielten. Coen musste dringend pinkeln. Sie gestatteten ihm, hinter die Bude des Parkplatzwächters zu gehen. Sie kicherten über das Plätschern gegen die Bretter. Dieses Kichern ließ Coen stoßweise pinkeln. Er schüttelte die meisten Tropfen ab und kehrte zur Limousine zurück. Er fand weder den Fahrer noch die beiden Idioten vor. Schließlich vernahm er das Murmeln der Schafsköpfe. »Was wissen denn wir? Er sagt, Schulkamerad. Kennen wir uns etwa mit Abzeichen aus?«
Sie mussten mit einem Vierten hinter der Bude stehen. Einer der beiden, die bei Bummy zugestiegen waren, hielt sich die Backe, als er auftauchte. Der Fahrer verdrückte sich in die Bude. Der dritte Mann kam auf die Limousine zu und hielt César die Tür auf. Coen war sich nicht sicher, ob César gekommen war, um ihn umzulegen oder um ihn zu umarmen. Er war unter
Weitere Kostenlose Bücher