Das Isaac-Quartett
stellen, hatte sie ihn mit Steinbrocken beworfen, Fetzen aus seinem Hemd gerissen und ihn herausgefordert, ihre Spalte anzugucken. Ihre Verrücktheit war so unverhohlen, dass die Guzmanns die Anträge, die sie Jerónimo machte, duldeten. Dergestalt ermutigt, schnappte sie ihn sich allein bei einem Feuerlöscher, ohne César und Alejandro, lockte seinen Daumen unter ihren Rock und schrie, bis ein Streifenpolizist hinzukam. Coen saß auf seiner Feuertreppe. Er stolperte die Stufen hinunter, hüpfte von der Leiter und nahm den Polizisten zur Seite. Mit Isaac im Rücken fummelte er, der Neuling bei der Polizei, mit seinem Abzeichen herum. »Eine zivilrechtliche Frage«, sagte er, und er solle sich verpissen. »Ich kümmere mich schon darum.« Papa, César, Topal, Alejandro und Jorge hockten hinter dem Hydranten, spritzten Jerónimo nass und beobachteten Coen. César wollte den Streifenpolizisten anspringen, doch Papa hielt ihn hinter dem Hydranten zurück. Papa fürchtete sich immer noch, fürchtete sich sogar mehr als seine Söhne. Coen erinnerte sich daran, wie Papa in sich zusammensackte; zwar war er seit fast einem Vierteljahrhundert Nordamerikaner, doch er hatte immer noch die Haltung eines Fremden, eines Peruana in der Bronx. Der Streifenpolizist ging mit Jerónimo weg. »Ich helfe ihm, Papa«, schrie Coen. Er nahm an, der Streifenpolizist sei von einem von Papas Rivalen gekauft. Er rannte zum nächsten Telefon und rief Isaac an. Isaac fing den Streifenpolizisten ab, brachte ihn dazu, ein paar Formulierungen in seinem Bericht zu ändern, und übergab Jerónimo an Coen. Jerónimo ging auf direktestem Wege zum Süßwarenladen, trank zwei Liter Schokoladenmilch, ruinierte drei Pappdeckeltassen, und Papa bekundete Coen seine Dankbarkeit und gelobte seine jüdisch-christlichen Kerzen zum Andenken an Coens Chef anzuzünden.
Coen kam zu früh bei Césars Adresse an der Neunundachtzigsten Straße West an und lungerte vor dem Gebäude herum. Ein Mann mit einer großen Blechkiste trat aus einem Wagen, der gegenüber geparkt war, und sagte: »Telefonreparaturen«, betrat das Gebäude, schwatzte mit dem Nachtportier, schüttelte ihm die Hand und ging auf den Aufzug zu. Coen gefiel die selbstgefällige Art nicht, mit der sich der Portier im Spiegel betrachtete. Hier ist jemand geschmiert worden, drängte es sich ihm auf. Der Pförtner öffnete seine Brieftasche, als Coen ihn nach Apartment 9-D fragte.
»Wen suchen Sie?«
Es widerstrebte Coen, Zorro zu sagen. Daher tat er dem Pförtner gegenüber geheimnisvoll. »Rufen Sie ihn an. Sagen Sie ihm, Coen sei hier.«
Der Pförtner wich zurück. »Werden Sie von dem Herrn erwartet, Sir? Sie können gleich raufgehen.«
Coen ging in den Keller hinunter. Er fand den Handwerker mit einem Notizbuch auf dem Schoß neben den Telefonkabeln vor; der Mann hatte Kopfhörer auf und zapfte mit einer kleinen Zange eine Leitung an. Am meisten ärgerte sich Coen über das Vergnügen, mit dem der Mann seiner Arbeit nachging; leise gluckste er über jedes Wort in sich hinein, das er über die Kopfhörer mitbekam. Coen zog die Kiste unter seinem Arsch raus und schleifte ihn am Hemd durch den Raum.
»Dalli, dalli«, sagte Coen. »Wer bezahlt dich?«
»Moment mal«, sagte der Mann. »Ich spiele mit, aber lassen Sie uns doch in Ruhe darüber reden.« Coen lockerte seinen Griff und steckte dem Mann den Kolben seiner außerdienstlichen.38er in den Bauch. Beim Anblick der Waffe gurrte der Mann.
»Das ist ja eine Dienstwaffe. Polizei, was? Jesus, haben Sie mich erschreckt. Ich habe Sie für einen Gorilla gehalten. Her mit ihrer Dienstnummer, Ihnen werde ich’s schon heimzahlen. Meine Leute haben gute Beziehungen nach oben.«
»Dir geht es an den Kragen, du Idiot. Du hast für die nächsten zehn Jahre wund gelegene Stellen am Arsch. Man zapft nicht zum Spaß Telefonleitungen an.«
Der Mann sabberte in sein Notizbuch. »Warten Sie. Ich arbeite privat, Jameson. Nehmen Sie meine Karte. Es war nur ein Scherz, ich schwöre es Ihnen. Ich wollte gerade gehen.«
»Wer zahlt dich?«
»Child.«
Coen trampelte auf den Kopfhörern herum und schmiss Jameson mit einem Tritt aus dem Keller.
César erwartete Coen in einem Schlafanzug mit weiten Ärmeln; der Schlafanzug schien seine Laune zu verbessern. Er lächelte, umarmte Coen an der Tür und setzte ihm einen Kelch Sangria mit Obst auf dem Boden vor. Er rührte das Obst um und überprüfte mit einem Finger die Süße des Getränks. Er schleckte seinen Finger
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