Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
Vom Netzwerk:
nach Art der Guzmanns ab, steckte den Knöchel in den Mund. Mit dem Ergebnis zufrieden, schenkte er Coen ein Glas ein, das seine Düsternis nach der Begegnung im Keller nicht abschütteln konnte.
    »Warum machst du dir die Mühe mit deinen tausend Adressen, César? Ich habe Childs Mann im Keller dabei ertappt, wie er deine Leitung angezapft hat. Was läuft mit dir und Child?«
    »Er dreht Videofilme und wirft mir vor, dass ich ihn rücksichtslos aus dem Geschäft dränge.«
    »Tust du das, César? Treibst du ihn in die Enge? Rückst du Child auf die Pelle?«
    »So ein Unsinn. Vander handelt nur mit Mist.«
    »Ist seine Nichte der Star?«
    »Wer? Die Prallbusige? Odette? Odette Leonhardy?«
    »Heißt sie nicht Odile?«
    »Odette, Odile, das Mädchen ist verlaust. Sie ist krank. Sie macht es mit zehn auf einmal.«
    »Hat sie je für dich gearbeitet, César?«
    César steckte seine Nase in die Sangria und schnupperte. »Mein Job ist das Würfelspiel, Manfred. Du hast den Lotsen getroffen. Ich stelle nur die Tische, mehr nicht. Meine Kunden treffen ihre eigenen Abmachungen mit den Mädchen. Vielleicht kann sie dir sagen, wie oft sie sich mit Würfelspielern einlässt. Bin ich für Odette verantwortlich?«
    »Wer hat Carrie Child nach Mexiko gebracht?«
    »Sag mir’s.«
    »Streng dich ein bisschen mehr an, César. Wenn du so schnell herausgefunden hast, wo sie ist, musst du auch wissen, wer sie aus Manhattan weggebracht hat.«
    »Frag Isaac«, sagte César und zog seine feuchte Nase aus dem Krug. »Frag den besten Kopf.«
    Coen traf beinah der Schlag. »Willst du damit sagen, dass Isaac im Auftrag deines Vaters Mädchenhandel betreibt? Mich überrascht gar nichts mehr.«
    Beide mümmelten Eis und knabberten an den Schalen. Sie knabberten, als es an der Tür läutete. Coen verschluckte sich am Eis und hustete, als er eine Strähne rotes Haar im Türspalt sah. César lachte über das Schauspiel; Coen und der Chinese sahen einander misstrauisch an; aus den Mänteln der beiden schauten Halfter hervor. »Legt eure Waffen ab«, sagte César, den der obszöne Winkel anekelte, in dem die Pistolen runterhingen. Keiner der Guzmanns besaß eine Handfeuerwaffe. Papa vertraute keiner Mechanik. Er hatte Angst, seine Söhne könnten sich die Zinken abschießen. Daher konnten Papa und die anderen Marranen es in Peru als Taschendiebe nicht zum Erfolg bringen. Jeder andere drittklassige Gauner und Polizist trug seine Pistola.
    »César«, sagte Coen. »Ist das der Experte, dem du mich anvertraust? Vergiss es. Ich komme auch allein nach Mexiko.«
    »Manfred, du träumst. In Mexiko City wirst du mit Haut und Haaren verschlungen. Chino kann dich einschleusen. Er kennt die Hombres und alle Straßen.«
    Der Chinese nahm seine Perücke ab. »Ich mach dich fertig, Coen, dich blauäugiges Arschloch. Aber ich habe César mein Wort gegeben, dir vorher zu helfen.« Er drehte sich aus der Hüfte, um Coen am rechten Ohr zu packen (den buckligen Stiefel hatte er nicht dabei). In Mänteln rangen sie miteinander. Der Chinese warf Coen in Césars Bücherschrank. »Glaubst du vielleicht, du bist hier im Revier, Bulle? Du langst mir wohl gern ins Gesicht, wenn andere Bullen drum rum stehen. Wenn wir zurückkommen, mach ich dich fertig, Mann.«
    César räumte Bücher von Coen ab. Der Chinese kauerte sich hin und tat so, als würde er sich abwischen. »Hier, Coen, jetzt kannst du mir die Fingerabdrücke abnehmen.«
    Coen stand knurrend auf, und César musste Frieden stiften. Sie vereinbarten den Zeitpunkt, das entsprechende Hotel und die Vorgehensweise, wie sie Caroline Child wiederbekommen wollten. César bot dem Chinesen nichts von der Sangria an. Coen besorgte dem Chinesen ein Glas. Chino wollte nicht ohne Césars Zustimmung trinken. Coen fühlte sich wie ein getretener Wurm. Er kam nicht dahinter, ob César sich im Sinne seines Vaters nach der Etikette der Marranen richtete. Vielleicht durften die Guzmanns nicht mit Killern trinken, die sie engagierten. Doch er nickte dem Chinesen zu, und ehe er an der Sangria nippte, sagte der »Salud«. Coen lächelte. Der gezuckerte Alkohol stieg ihm in den Kopf. »Vander zahlt den gesamten Ausflug«, sagte er.
    Césars Backen flackerten auf wie Zorneswolken. »Manfred, du übernimmst deine Kosten selbst. Ich sorge für Chino und das Mädchen.« Dann wurden seine Wangen fahler, und er knabberte wieder an den Obstschalen. »Dieses Geschenk mache ich Vander.« Er umarmte Coen ein letztes Mal. »Manfred, ich mache

Weitere Kostenlose Bücher