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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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und einem Hochgebirgsschuh hing er mit dem Hals unter Sweeneys Ellbogen. Odile katapultierte ihn aus dem Dwarf; sie hakte sich mit beiden Händen unter seine Hosenträger, überzeugt, dass ein solches Federgewicht keinen von Janices Angriffen überlebt haben konnte. Sie war von dem Chinesen begeistert, hatte aber nicht die Absicht, es zu zeigen. »Schwachkopf«, sagte sie, »du kannst dich auf mich stützen, wenn du willst.«
    »Leier die Hosenträger nicht aus«, sagte er, mehr nicht. Weder ein Mann noch eine Frau hatten jemals sein Gesicht mit Schlagringen tätowiert; in seinem Kopf heulte es auf. Er saugte an einem Fetzen seiner roten Mähne, um bei diesem Lärm nicht den Verstand zu verlieren. Odile fragte sich schon, warum er seinen Schopf nass machte.
    »Ohne den Stiefel könnte ich dich besser tragen, Chino.«
    Doch der Chinese wehrte sich. Er war nicht bereit, seinen hohen Schuh im Rinnstein liegen zu lassen, ganz gleich, wie taub er auch von dem Dröhnen in seinem Kopf werden mochte. Odile brachte ihn zu sich nach Hause. Sie weichte sein Ohr in einer Jodlösung ein und verband es. Das Heulen hörte auf, aber die Schärfe des Jods zwang ihn, in die Perücke zu beißen. Odile knöpfte seinen Kragen auf und wusch die Blutspuren von seinem Hals. An seinen Rippen sah sie, wie angespannt er war. Sie bestand darauf, seine Temperatur zu messen. Der Chinese murmelte mit Odettes Thermometer im Mund. »Ich muss nach Mexiko, Odette.« Er lag mit mehreren Kissen unter dem Kopf auf ihrer Matratze.
    Sie legte Kissen auf seine Knie. Als weitsichtiges Mädchen konnte sie das Thermometer nicht ablesen. (Odile besaß keine Brille). Daher tat sie so, als würde sie es ablesen. »Achtunddreißig. Achtunddreißig eins. Janice muss dir Grippe verursacht haben.«
    Der Chinese vergaß sein brennendes Ohr. Er konnte es sich nicht leisten, Zorro zu enttäuschen; er hatte versprochen, Blue Eyes’ Anstandsdame zu spielen. Er grapschte das Thermometer und sah selbst auf der Skala nach. Stirnrunzelnd sah er durch das Glas. »Das Ding ist alle, Odette. Da ist kein Quecksilber mehr drin.«
    »Lügner«, sagte sie.
    Er zerbrach das Thermometer über Odiles Hand; es fielen keine Quecksilberkügelchen raus. Der Chinese belächelte seinen Sieg. Odette war sauer. »Knöpf deinen Kragen zu, Chino. Ich mag keine nackten Männer in meinem Bett.«
    Der Chinese war nicht mehr ganz so groggy; sein Ohr hatte sich beruhigt, und er hatte nicht die Absicht, sich von einem Mädchen schikanieren zu lassen, das für ihn arbeitete, aber nichts anderes als Anrufe von ihm entgegennahm, das ihm Bargeld von den Kunden, die er für sie auftrieb, in parfümierten Briefumschlägen zuschickte, ihn jedoch mit Missachtung behandelte. Jetzt war der Chinese endlich im Vorteil; er nahm eine günstige Stellung auf ihrer Matratze ein. Er grapschte nicht nach ihr. Er zerwühlte das Bettzeug nicht. Er ging mit Logik an die Pornokönigin heran.
    »Jemand, der es mit Bummy tut, sollte nicht so wählerisch sein.« Er drückte seine Spatzenbrust nach vorn. »Ich bin zehn Mal besser gebaut als Bummy.«
    Odile war versucht, ihn auszuziehen. Der Huppel unter seiner Unterwäsche war köstlich. Doch seine Argumente prallten an ihr ab. »Ich tue es nie mit Bummy Gilman«, sagte sie. »Er zahlt dafür, dass ich ihm die Eier wasche. Einen Hunderter – nein, eineinhalb Hunderter für jede Wäsche.«
    Der Chinese war erleichtert, dass die Rausschmeißerinnen seine Taschen nicht durchsucht hatten; er zog einen Packen Fünfziger aus seinem Geldclip. »Ich zahle. Bar und ohne Abzüge. Was bedeuten mir vierhundert Dollar?«
    »Ich kann kein Geld von dir annehmen, Chino«, sagte sie und brachte ihn dazu, das Geld wieder einzustecken. »Du hast zu viel mit Zorro zu tun. Wenn er das herausfindet, bringt er mich um.«
    Der Chinese tat ihr leid, sein düsteres Gesicht, sein Herzklopfen, sein verbundenes Ohr, der Knick in seinem Abzugsfinger, und sein Geldangebot hatte ihr geschmeichelt; bisher hatte ihr noch kein Mann vierhundert Dollar für ihre simplen Tricks angeboten. Sie beschwichtigte ihn, legte ihre Hand auf seine Brust. Sein Brustbein hämmerte gegen ihre Handfläche. »Wir spielen«, sagte sie. »Aber Unterwäsche darf nicht ausgezogen werden.«
    Der Chinese wusste nicht, wie viele Schranken Odile ihm auferlegen würde; er konnte sie nicht bis zum Strumpfhalter runterhandeln. Eigentlich hätte er sich gedemütigt fühlen sollen, aber er wollte ihre Hand auf seiner Brust spüren. Er

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