Das Isaac-Quartett
Wangen zerfurchten sich, bei schlechtem Wetter schmerzten seine Gelenke, das Blond wich aus seinem Haar, doch Sheb war in den letzten dreizehn Jahren nicht gealtert.
Sollte er sich in das Asyl begeben und Onkel Sheb aushorchen? Das wäre sinnlos gewesen. Sollte er Isaacs Techniken an seinem Onkel ausprobieren? Ihn mit Fragen in die Enge treiben? Ihn schikanieren? Ihn zum Weinen bringen? Was konnte Sheb zu Geldangelegenheiten sagen? Albert hatte ihm nie mehr als einen Dollar anvertraut. Sheb konnte auch nicht zwischen Albert und Papa Guzmann geraten sein. An der Boston Road wurden gewisse Ritterlichkeiten gepflegt. Papa, der Jerónimo allein großgezogen hatte und wusste, was es bedeutete, einen begriffsstutzigen Jungen zu haben, hätte Sheb nicht benutzt, um Albert mit Drohungen aus seinem Eierladen zu vertreiben. Coen war nicht danach zumute, in die Bronx zu ziehen und sich auf Papas Schwelle niederzulassen. Was würden die Guzmanns zugeben? Er zog sich Straßenkleidung an und schrieb den Schlaf ab. Er würde Isaacs Wege beschreiten, Umwege.
Arnold bemerkte Coens konzentrierte Anspannung und winkte ihm nicht. Er hatte seine Fühler ausgestreckt; der Bulle war in eine Privatangelegenheit vertieft. Coen nahm den Bus Nummer 10 zur Lesbenbar, dem Dwarf, um Odile zu wecken. Er hätte nicht sagen können, warum. Vielleicht war er einfach dazu aufgelegt, durch die Innenstadt zu ziehen. Er glaubte auch, unter Odiles Röcken César zu finden und von dort aus zu Papa zu gelangen. Vielleicht gelüstete es ihn auch nur, Mädchen beim Tanzen zuzusehen. Doch diesmal arbeitete Coen nicht kostümiert für den First Deputy. Und die Lesben an der Tür, stämmiger und breitschultriger als er, warfen finstere Blicke auf seine Männlichkeit und fragten ihn nach seinem Mitgliedsausweis.
»Ich bin Gast«, murmelte Coen in die Biesen ihrer zweireihigen Anzüge.
Die Mädchen, die Cousinen Janice und Sweeney, ließen sich von einem Coen nicht zum Narren halten. »Wer würde so was wie dich einladen?«
»Odette. Odette Leonhardy«, sagte Coen, dem Odiles offizieller Name gerade noch rechtzeitig eingefallen war.
Doch auch das kauften ihm die Cousinen nicht ab. »Odile kennt die Hausordnung. Sie weiß, dass hier niemand belästigt wird.«
Coen entschloss sich, seine Ausdauer auf steifen Tischtennisknien gegen die Mädchen zu erproben, als Odile ihre Nase durch den Vorhang steckte. Sie erkannte Coen und versuchte, die Cousinen zu beschwichtigen. »Überlass den mir, Sweeney. Der gehört meinem Onkel Vander. Ein echter Knallfrosch. Er holt Mädchen aus Argentinien. Geht mit Filmsternchen ins Kino. Das ist ein ganz spezieller Bulle.«
Die Meinungen der Cousinen über Coen gingen auseinander. Sweeney hätte ihn hereingelassen, wenn er versprach, nicht mit Odile zu tanzen, doch Janice, deren Stimme im Dwarf ausschlaggebend war, weigerte sich, ihn einzulassen. Daher ging Odile mit ihm in die Jane Street. Sie saßen in ihren eineinhalb Zimmern, Odile in einem einfachen Leinenkleid, ein Mädchen mit knochigem Gesicht, fantastischen Fingern und einem derben Profil, und sie fragte ihn, was er von ihr wolle. »Offen reden«, sagte er.
»Oh, der ehrgeizige kleine Bulle. Erst herzerweichendes Gerede, Odettes Geständnisse, dann eine Verführungsnummer, bei der Sie Ihre Hose auf meinen Stuhl legen. Mister, ich bin in der Saison nicht allzu scharf auf Männer.«
»Sei nicht so angespannt, Odette. Das ist bei mir nicht nötig. Ich habe nicht mehr viel mit Mädchen im Sinn. Das meiste werde ich an der Tischtennisplatte los.«
»Odile«, sagte sie. »Ich heiße Odile. Odette bin ich nur für geile Männer. Tischtennis. Ich erinnere mich. Sie haben ohne Krawatte gegen Vander gespielt. Warum sind Sie gekommen?«
»Weil ich von allen Seiten nur noch Scheiße erzählt bekomme, und vielleicht wollen dieselben Leute, die mich für blöd verkaufen wollen, dich auch für blöd verkaufen.«
Sie entschied, dass er als Bulle nichts Besonderes war, und sogleich erwärmte sie sich beträchtlich für ihn. Sie presste zwei Zitronen aus und machte ihm einen heißen Rumgrog. Sie öffnete ihren Kühlschrank für ihn, gönnte ihm die dreieckigen Schnitten, die sie männlichen Kunden und Vanders Freunden vorsetzte, und bereitete ihm mit primitiven Küchengeräten und ihrer ganz persönlichen Unbeholfenheit einen riesigen, unnatürlichen Pfannkuchen zu. Der Pfannkuchen war es, gefüllt mit kleinen, rohen Bläschen aus Eiermasse und mit Zuckerklümpchen, der Coens
Weitere Kostenlose Bücher