Das Isaac-Quartett
tauscht er die Braut anstandslos um. Wie er sie rüberschmuggelt, interessiert keinen Menschen. Was ich wissen will, ist, wo er das Rohmaterial aufgabelt. Er hat sich auf junges Kroppzeug spezialisiert.«
»Am Busbahnhof«, sagte Coen freiwillig.
»Was?«
Er machte den Mund nicht mehr auf, bis ihn der Chauffeur vor Schillers Kellertreppe absetzte. »Pimloe strengt sich an der falschen Ecke an. Isaac hätte einen Club der Einsamen Herzen in einer Woche hochgehen lassen. Sie schnappen sich streunende Mädchen vor dem Busbahnhof. Ausreißerinnen. Dort machen sie die Hauptausbeute. Jetzt sagst du mir, was in Pimloes Kopf vorgeht. Warum will er Jerónimo etwas anhaben?«
Der Chauffeur zuckte die Achseln. »Wer ist Jerónimo?«
Coen lief neben dem Wagen her und trat gegen die Schutzbleche des Wagens des First Deputy.
»Manfred, hör auf- ich kann dir nichts über Jerónimo sagen.«
Die Obstverkäufer an der Columbus mochten Coen. Sie winkten ihm zu, während er auf den Wagen eintrat.
»Manfred, ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht mit Jerónimo geredet. Frag Pimloe selbst. Pimloe lügt dir nichts vor.«
Er ging zu Schiller. Arnold war noch mit Vander Child an Coens Tisch. Sie sahen die bleichen Flecken auf seinen Wangen, seine geschwollenen blauen Ringe unter den Augen. »Was fehlt dir, Manfred?« Mit Arnold allein gefiel Child Coens Unterschlupf viel besser. Er äußerte kein abfälliges Wort über den Lumpen, den sich Arnold um den Fuß geknotet hatte. (Arnold war nicht bereit, sich der unwürdigen Behandlung zu unterziehen, die ihn beim Anpassen eines neuen orthopädischen Schuhs erwartete; er wollte warten, bis Coen seinen alten Schuh von Chino Reyes zurückerobert hatte.) Child verwirrte die Hingabe, die Coen dem Hinkenden entlocken konnte. »Was fehlt dir, Manfred?«
»Ich bin müde, Arnold. Ich ruhe mich in Schillers Zimmer aus.«
Child packte seinen Butterfly ein. »Manfred, ich hatte gehofft, wir könnten alle Unklarheiten beseitigen – anständig spielen – nicht so tun als ob, keine Täuschungsmanöver – ohne diesen César.«
»Später, Mr. Child. Vielleicht später.«
Er packte seine Einkaufstüte und verließ in seiner weißen Hose den Raum. Schiller verabschiedete ihn nicht. Arnold holte Coen ein Kissen.
Als sich Coen, am Boden zerstört, in seiner Turnhose in Schillers winziges Kämmerchen zurückgezogen hatte, ging Arnold nach oben in sein Zimmer. Schillers Treppe machte ihm Schwierigkeiten, weil er beide Hände brauchte, um sich am Geländer festzuklammern; er hüpfte mit dem schlimmen Fuß in der Luft. Die Lumpen wickelten sich ab, und Arnold musste sich aus Zeitungspapier und Schnur aus Schillers Keller einen neuen provisorischen Schuh basteln. Mit dieser neuen Konstruktion hoppelte er in den zweiten Stock des Hotels, und die verlausten Hunde und Babys, die sich in den Gängen zusammengerottet hatten, bewunderten seinen Papierstiefel. Arnolds Mitbewohner wussten, dass er eine gemeine Petze war, Coens Spitzel; aufgrund seiner Handschellen und der abgelaufenen Detectivelizenz (Coens) genoss er dennoch gewisse Privilegien.
Arnold war der unbezahlte Sheriff des Hotels. Er patrouillierte auf den Gängen, hielt Dealer fern, garantierte die Sicherheit der Prostituierten innerhalb und außerhalb ihrer Zimmer, besorgte pensionierten älteren Herren, die der Gier ihrer jüngeren Mitbewohner ausgesetzt waren, gestohlene Essensmarken und Schecks vom Fürsorgeamt wieder. Seine einzige Macht bestand in der Sichtbarkeit seiner Handschellen. Jeder einzelne der jüngeren Gauner hätte ihm die Füße brechen können, den heilen und den kaputten, doch jedem war bewusst, wie Arnold an die Handschellen gekommen war, und mit Coen wollte sich niemand anlegen. Sie hatten von der »Isaac-Maschinerie« in der Abteilung des First Deputy gehört, Männer mit blaueren Augen als Coen, die einem mit dem Daumen die Nase zerquetschen und mit einer Dienstwaffe Kerben ins Ohr schießen konnten. Dennoch behinderte der Verlust seines Schuhs Arnold bei der Arbeit.
Er besuchte die Säufer, die sich mit ihrer kalorienarmen Limo auf den Treppenabsätzen versammelten, und brachte sie durch Drohungen dazu, die leeren Flaschen von den Treppen zu entfernen.
»Amigos, mit dem Glas verkrüppelt ihr die Hunde. Ihr könnt Jesus danken, dass noch kein Kind an euren Glassplittern erstickt ist.«
Der älteste Alkoholiker, Piss, ein früherer Varietékünstler mit tiefen Furchen im Schädel von all den Kopfständen, die er
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