Das Isaac-Quartett
Coen Heidelbeermarmelade auf das Croissant. Child nahm an, Coen habe es sich anders überlegt und wolle nun doch für ihn arbeiten. Doch Coen lächelte nicht und bewegte sein Kinn nur bis zur Kaffeetasse. »Vander, spitzeln Sie für Pimloe oder für Isaac?«
Child verzehrte beide Schmalseiten seines Croissants. Mit einem Zipfel seiner Serviette wischte er sich Krümel aus dem Gesicht. Als er von seinem Kaffee trinken wollte, legte Coen seine Hand über die Tasse. »Vander, Sie haben mich auf der ganzen Linie missbraucht. Sie wollten Ihre Tochter loswerden, ins Ausland, damit Sie mehr Platz für Ihre Pornoshows haben. Warum haben Sie Césars Bräute nach Mexiko gebracht? Hat es Sie heiß gemacht, die Mädchen auszuliefern? Sie Saukerl, wie viel haben Sie den Zuhältern an der Bushaltestelle bezahlt? Zwanzig Dollar pro Kopf? Oder haben Sie die Mädchen etwa selbst aus dem Bus geholt, um die Frachtkosten zu verringern? Was immer Sie mit Isaac ausgehandelt haben, geht daneben. Kein Richter in ganz Amerika würde es billigen, dass ein Mann aus der Fifth Avenue minderjährige Bräute aus dem Land schmuggelt.«
Coen hielt Child die Tasse an die Lippen. »Trink, du Schurke!«
»Geld«, sagte Child mit Kaffee im Mund. »Ich war in einer Klemme.«
»Sie gelten als der große Broadway-Mäzen. Wozu sollten Sie Césars Brotkrumen brauchen? Sie wissen, wo sein Vater wohnt? In einem Süßwarenladen. Papa Guzmann mixt Eiscremesodas. Hundert täglich. Er hat zwei Söhne, die nicht ganz dicht sind, und zwei andere, die gerade an der Grenze sind. César ist der Jüngste und der Hellste, aber Sie hätten sich etwas Besseres suchen können.«
»Coen, ich verliere hunderttausend Dollar jährlich an meinen Unterstützungen für Broadway-Aufführungen. Die Wohnung kostet mich weitere tausend monatlich. Ich habe eine Ehefrau in Florida und muss eine Limousine unterhalten. Ohne diese Filme könnte ich keinen Penny investieren. Coen, wer hat Harold Pinter in New York gehalten? Wer hat George Bernard Shaw wieder auferstehen lassen? Wer hat für die Gorki-Übersetzungen bezahlt?«
»Vander, ich war in meinem ganzen Leben noch nicht im Theater, außer, um für das Sonderdezernat die Gattin eines Botschafters zu begleiten. Und das waren immer nur Musicals.«
Coen erkannte Odile an ihrem Kichern. Sie setzte sich in einem Frotteebademantel zu ihnen an den Tisch und stellte sofort ihre nackten Füße auf Coens zweifarbige Schuhe.
»Die klassische Konfrontation«, sagte sie. »Der Kultur-Freak klärt den Höhlenmenschen auf. Ihr seid beide zum Kotzen.«
Coen schleckte sich Marmelade von den Fingern. »Aus meiner Sicht kommst du auch nicht allzu gut weg. Du hast mitgeholfen, Carrie nach Mexiko zu schmuggeln, weil sie dir im Weg war. Keiner von euch ist je auf die Idee gekommen, dass ich nah genug an César rankommen könnte, um sie zurückzuholen. In der Zwischenzeit habt ihr euch in Vanders Wohnung vergnügt, und in der Innenstadt habt ihr auch ein Zimmer. Vielleicht mochte Carrie nicht, dass ihr Vater überall nach dir roch.«
»Onkel, sag ihm, er soll still sein. Er ist ein alter Lügner. Er schleicht sich in Mädchenbars ein, damit er einen nackten Nippel zu sehen bekommt. Er schläft mit einer Pistole auf dem Sofa.«
Vander wusch die Tassen, das Messer und die Kaffeelöffel ab. Odile spielte mit ihren Füßen zwischen Coens Beinen, ohne daran zu denken, was sie getan hatte. Sie hasste den Bullen, sie wollte ihm Marmelade in die Augen schütten. Nachdem sie eine halbe Nacht mit ihm verbracht hatte, hatte sie seinen drahtigen Körper in ihrem Bett vermisst. Sie wollte sich nicht an einen Mann gebunden fühlen. Ihr Onkel parierte, ließ sich von ihr herumschubsen wie ein Stoffteddybär, weil er sich immer noch vor César Guzmann fürchtete und sie eines von Césars Mädchen war. Doch Coen konnte sie nicht verladen. Er glotzte sie nicht so blöd an wie der Chinese. Er zeigte ihr seine Zunge nicht. Er ähnelte eher César, der nicht direkt schwul war, aber für eine Frau nicht öfter als ein- oder zweimal im Monat Verwendung hatte. Sie hatte sogar mit Jerónimo schon geschlafen, ihn verführt, während er sich in der Jane Street versteckt hielt, weil sie glaubte, das würde César gefallen, und auf dem gelben Gesicht des Babys stand derselbe verächtliche Ausdruck, ehe sich sein Samen in sie ergoss, ein Mundvoll Zähne, diese Unabhängigkeit, dieser harte, mutterlose Blick. Sie fragte sich, ob vor ihr jemals eine Frau Jerónimos Eier
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