Das italienische Maedchen
tun.«
»Danke«, sagte Carlotta erleichtert. »Würdest du, wenn du Ella nach England gebracht hast, zu mir zurückkommen und bei mir bleiben? In der Nähe von Pompeji gibt es ein von Nonnen geführtes Hospiz, das Sterbende in ihren letzten Wochen aufnimmt. Dorthin würde ich gern gehen.«
»Das muss ich mit dem Priesterseminar besprechen, aber du weißt, dass ich an deiner Seite bleibe, solange du willst.«
Carlotta ergriff seine Hand.
»Bis zum Ende, Luca.«
Später dachte er in dem schmalen Bett, in dem er als Kind geschlafen hatte, traurig darüber nach, wie viele Fehlentscheidungen im Namen der Liebe gefällt wurden.
39
Der Jumbo der British Airways rollte auf der Landebahn von JFK aus. Als Stephen Rosannas gerunzelte Stirn sah, drückte er ihre Hand.
»Alles in Ordnung, Schatz?«
Rosanna nickte müde. Wenn sie ihn doch nur nicht nach New York begleitet hätte! Nico hatte beim Abschied morgens um halb sieben geweint, Abi ziemlich angespannt gewirkt. Als Rosanna mit Stephen die Ankunftshalle betrat, fiel ihr unwillkürlich ein, wie viele Male sie früher mit Roberto hier gewesen war.
An der Passkontrolle mussten sie ziemlich lange anstehen; Roberto und sie waren immer gleich durchgewunken und zu einer wartenden Limousine gebracht worden. Bei den Taxis dauerte es wieder, bis sie endlich nach Manhattan unterwegs waren. Im Plaza bekamen sie ein hübsches Zimmer, jedoch keine Suite mit dem besten Blick. Rosanna schalt sich dafür, dass sie diese Vergleiche anstellte. Die Zeiten mit Roberto waren vorbei.
Während Stephen duschte, legte sie sich aufs Bett und rief zu Hause an. Abi erklärte ihr, dass Nico sich bald wieder beruhigt habe und nun tief und fest schlafe. Erleichtert, aber auch müde und gereizt, weil es in New York erst kurz nach zwei war, begann Rosanna ihre Sachen in den Schrank zu hängen.
Stephen kam aus der Dusche. »Jetzt fühle ich mich wie ein neuer Mensch. Nach Flügen komme ich mir immer irgendwie schmutzig vor.«
Rosanna nickte.
Stephen beobachtete sie beim Auspacken. »Was würdest du heute Nachmittag gern machen? Shoppen, Sightseeing?«
»Mir ist alles recht, entscheide du.«
»Tut’s dir schon leid, dass du mitgekommen bist?«, fragte er unvermittelt.
Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, bekam sie ein schlechtes Gewissen. »Nein, ich bin nur müde vom Flug.« Ihre Unterlippe begann zu beben, und Tränen traten ihr in die Augen.
»Was ist denn? Ist es die Erinnerung an ihn?«
»Sorry, ich kann nichts dafür. Ich dachte, ich wär endlich drüber weg. Aber hier zu sein … Ich kann es nicht erklären.« Rosanna wischte sich die Augen mit dem Handrücken ab. Stephen reichte ihr ein Papiertaschentuch.
»Allein die Tatsache, dass du in der Lage bist, ein Flugzeug zu besteigen und hierherzukommen, bedeutet, dass es besser wird. Noch vor ein paar Wochen hättest du das nicht mal in Erwägung gezogen. Auf der Welt gibt es so viele Orte, an denen du mit Roberto gewesen bist, dass du fast nirgendwo mehr hinkönntest. Du musst dich deinen Dämonen stellen.«
»Dieser Ort ist der schlimmste. Wir haben so viel Zeit in New York verbracht, und nun lebt er auch noch hier.«
»Roberto ist nicht da, Rosanna, sondern Tausende von Kilometern weit weg in Paris.«
»Tut mir leid, Stephen. Vielleicht war es doch zu früh und ich sollte wieder nach Hause fahren. Ich …«
»Hör auf, dich zu entschuldigen, Rosanna. Mit mir kannst du über alles reden. Bitte sei ehrlich zu mir. Das ist unsere einzige Chance, jemals eine richtige Beziehung zu führen.«
»Du bist so gut zu mir, ich verdiene dich gar nicht. Was würde ich nur ohne dich machen?«, schniefte sie an seiner Schulter.
»Vermutlich nicht allzu viel«, meinte er schmunzelnd. »Was hältst du davon, wenn wir uns vom Zimmerservice ein Club Sandwich und einen Tee bringen lassen? Hinterher ruhst du dich aus, während ich mich mit potenziellen Kunden treffe. Und bitte überleg dir, wo du heute Abend essen möchtest. Klingt das gut?«
»Sogar sehr gut.« Sie nickte dankbar.
Als Stephen sich eine Stunde später auf den Weg machte, legte Rosanna sich ins Bett. Kurz darauf schlief sie tief und fest und erwachte erfrischt. Nach dem Duschen wählte sie eins ihrer Lieblingscocktailkleider für den Abend und schalt sich dafür, Stephen solchen Kummer zu bereiten. »Wenn du dich nicht zusammenreißt, verlierst du ihn«, erklärte sie ihrem Spiegelbild gerade, als Stephen die Tür öffnete.
»Wow, du siehst toll aus.« Er küsste sie auf die
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