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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Frohe Weihnachten.« Er küsste sie auf die Wange und verließ die Küche.
    Vom Fenster aus beobachtete Ella, wie er mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf zum Wagen ging.
    »Auf Wiedersehen, Stephen«, murmelte Ella traurig.

45
    Weihnachten verbrachte Rosanna in einem Taumel der Freude. Die eigentlichen Feiertage blieben sie zu Hause, genossen faul die Tage am Kamin und beobachteten, wie Nico sich mit den teuren Spielsachen vergnügte, die Roberto ihm gekauft hatte. Am Abend schauten sie nach dem Essen einen Film an und schliefen miteinander.
    Das Einzige, was Rosannas Seelenfrieden störte, waren ihre Gedanken an Stephen. Als Ella ihr von seinem Besuch erzählte, hatte sie sofort seine Geschenke versteckt. Rosanna wusste, dass sie anrufen und sich mit ihm verabreden sollte, um ihm alles von Angesicht zu Angesicht zu erklären, doch in der Euphorie über Robertos Rückkehr konnte sie sich ein Treffen mit ihm einfach nicht vorstellen. Sie hatte ein schrecklich schlechtes Gewissen.
    An Silvester führte Roberto Rosanna und Nico in Cheltenham zum Mittagessen aus. Ella kam nicht mit, weil sie Kopfschmerzen hatte. Um vier Uhr kehrten sie nach Hause zurück.
    »Ella? Ella?«, rief Rosanna vom Eingang aus.
    Als sie keine Antwort erhielt, lief sie die Treppe hinauf. Die Tür zu Ellas Zimmer war geschlossen. Rosanna klopfte, und als wieder keine Reaktion erfolgte, öffnete sie sie. Ella saß auf dem Fenstersitz, die Knie an die Brust gezogen, die Arme darum geschlungen, und blickte starr hinaus.
    »Ella, was ist los?« Ihre Nichte schenkte ihr keine Beachtung. Rosanna trat zu ihr. » Cara .« Rosanna setzte sich neben sie. »Bitte sag mir, was ist.«
    »Luca hat angerufen. Mamma ist heute Morgen um elf gestorben.«
    »O cara .« Rosanna streckte die Hand nach Ella aus. »Das tut mir so leid.«
    »Sie ist alles, was ich habe … hatte …«
    Als Rosanna ihr den Arm um die Schultern legte, spürte sie ihre Anspannung. »Du hast uns, Ella.«
    »Aber ihr wollt mich nicht. Jetzt, wo Roberto wieder da ist, störe ich nur.«
    »Ella, bitte sag so was nicht. Du liegst mir sehr am Herzen, und Nico liebt dich abgöttisch. Du bist ein wichtiger Teil unserer Familie.«
    »Ich dachte, ich hätte mich innerlich vorbereitet. Ich wusste, dass es irgendwann so weit wäre, aber jetzt, wo es tatsächlich passiert ist … Sie wollte mich nicht sehen, als sie im Sterben lag, und nun sagt Luca, dass ich auch nicht zu ihrer Beerdigung kommen soll! Warum? Rosanna, hat sie mich denn nicht geliebt?«
    »Doch, Ella! Sie hat dich über alles geliebt und wollte dir Leid ersparen. Du sollst nicht an ihrem Grab weinen. Sie war bereit, sich früher von dir zu verabschieden als eigentlich nötig. Sie hat es für dich getan.«
    »Sie war meine Mamma. Ich möchte mich von ihr verabschieden …«, schluchzte Ella an Rosannas Schulter. »Was wird jetzt aus mir? Ich kann nicht ewig bei dir bleiben. Ich muss zurück nach Neapel.«
    »Ach, Ella.« Rosanna strich ihr übers Haar. »Gefällt es dir hier denn nicht?«
    »Doch, aber es ist nicht mein Zuhause.«
    »Roberto und ich und vor allen Dingen deine Mutter wollen, dass du dich bei uns zu Hause fühlst. Du weißt, dass sie mir einen Brief geschickt hat, in dem sie mich bittet, für dich zu sorgen, bis du alt genug bist, es selbst zu tun. In dem Brief schreibt sie, hier hätte deine Stimme bessere Aussichten, gefördert zu werden, als in Neapel, weil wir dir helfen können.«
    Ella sah sie an. »Du tust es nur aus Pflichtgefühl? Weil Mamma dich darum gebeten hat?«
    »Nein.« Rosanna strich ihr sanft die langen dunklen Haare aus dem Gesicht. »Als du zu mir gekommen bist, hatte ich dich viele Jahre nicht gesehen. Wir waren uns fremd und mussten einander kennenlernen. Aber inzwischen bist du für mich wie eine Tochter und eine gute Freundin. Ich würde dich ungern gehen lassen. Wirklich, cara . Du bist mir ans Herz gewachsen.«
    »Sagst du das nicht nur so?«
    »Nein, das weißt du. Aber es ist deine Entscheidung, Ella. Wenn du nach Neapel zurück möchtest, kann niemand dich aufhalten. Doch bitte vergiss nicht, dass deine Mamma dich weggeschickt hat, damit du dich nicht wie sie um das Café deines Großvaters kümmern musst. Carlotta wollte dir eine Chance auf eine Zukunft geben, egal, wie viel sie das selbst kostete.«
    »Weil sie selbst keine hatte«, murmelte Ella. »Sie war so schön, ich habe mich oft gefragt, warum sie sich nicht mehr vom Leben erwartet.«
    »Früher war das anders«, sagte Rosanna.

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