Das italienische Maedchen
strichen über seinen Rücken.
»Dann küss mich.«
»Nein … ich …« Ihr Gesicht war verführerisch nahe.
Als sie ihn zu sich heranzog, die Arme um ihn schlang und ihn küsste, spürte sie, wie er sich entspannte und endlich reagierte.
Abi hatte sich diesen Moment sehr oft vorgestellt, doch die Realität war noch viel besser.
Plötzlich löste er sich von ihr. »Bitte hör auf!«
»Warum? Ich weiß, was du für mich empfindest. Ich hab’s mir nicht bloß eingebildet, stimmt’s? In den vergangenen vier Jahren bin ich mit Jungs ausgegangen, aber die waren mir nicht wichtig. In meinem Herzen hat es nie einen anderen gegeben als dich. Und so wird es auch immer bleiben.«
Als Abi sich wieder auf ihn zubewegte, wich Luca zurück wie ein in die Enge getriebenes Tier, sank aufs Sofa und bedeckte das Gesicht mit den Händen.
»Luca, was ist? Bitte sag es mir.«
Abi sah, dass er Tränen in den Augen hatte.
Er schüttelte traurig den Kopf. »Das verstehst du nicht.«
»Doch. Wenn wir das Gleiche füreinander empfinden, gibt es eine Lösung.« Sie setzte sich neben ihn.
»Nein, Abi. Wir haben keine gemeinsame Zukunft. Tut mir leid, dass ich dich einen Moment lang in dem Glauben gelassen habe.«
Sie holte tief Luft und schüttelte die Haare aus dem Gesicht. »Erklär mir, warum nicht.«
»Na schön. Ich versuch’s. In meiner Jugend hab ich mich immer gefragt, warum ich unglücklich bin. Es war, als wäre ich auf der Suche nach etwas, das mir weder Frauen noch beruflicher Erfolg geben konnten. Dann bin ich mit Rosanna nach Mailand gekommen und, Ironie des Schicksals: Gleich am ersten Tag hier habe ich herausgefunden, was es ist.«
»Wie? Und wo?«
»Ich bin in die Chiesa della Beata Vergine Maria gestolpert … und habe sie gesehen.«
»Wen?« Ihre Lippen bebten.
»Die heilige Mutter Gottes«, antwortete Luca mit leiser Stimme. »Das mag albern klingen, aber sie hat zu mir gesprochen. Plötzlich hat alles einen Sinn ergeben, und mein Weg lag klar vor mir.« Er griff nach Abis Hand. »Deshalb kann ich weder dich noch eine andere Frau lieben. Ich habe mein Leben Gott geweiht.«
Abi sah ihn mit offenem Mund an. Erst nach einer ganzen Weile fand sie ihre Sprache wieder.
»Ich glaube doch auch an Gott. Heißt das denn, dass man niemanden lieben darf? Ich dachte, Gott ist Liebe?«
»Ja, aber ich werde auch noch den letzten Schritt gehen. Damit habe ich gewartet, bis Rosanna mit der Musikschule fertig ist. Sie war immer meine oberste Priorität. Schon sehr bald werde ich in ein Priesterseminar in Bergamo eintreten und sieben Jahre dort bleiben. Abi, ich möchte Priester werden. Deswegen kann ich nicht mit dir zusammen sein. Nun ist es heraus. Ich erwarte weder von dir noch von Rosanna Verständnis für meine Entscheidung.«
Abi war so verblüfft, dass sie fast hysterisch zu lachen anfing. Doch als sie in seine Augen blickte, erkannte sie, dass das, was er gesagt hatte, aus tiefster Seele kam.
»Jetzt hältst du mich für verrückt, stimmt’s?«
»Nein. Wirklich nicht. Wenn du Geistlicher werden willst, bedeutet das, dass du auf alle weltlichen Freuden verzichtest. Bist du dazu tatsächlich bereit?«
»Ja.«
»Und trotzdem kannst du nicht sagen, dass du nichts für mich empfindest?«
»Nein. Schon bei unserer ersten Begegnung hatte ich Gefühle für dich, die sich schwer beschreiben lassen. Du hast einen festen Platz in meinem Herzen. In den letzten vier Jahren sind wir uns sehr nahegekommen.«
»Stimmt. Vielleicht ist es Liebe.«
»Vielleicht. Aber begreifst du denn nicht? Du bist eine der Prüfungen, die Gott mir auferlegt. Und gerade eben habe ich versagt.« Luca ließ die Schultern hängen.
»Ich weiß nicht, ob ich mich geschmeichelt fühlen oder beleidigt sein soll«, sagte Abi mit leiser Stimme.
»Tut mir leid, das war unsensibel«, entschuldigte sich Luca hastig. »Eigentlich habe ich es positiv gemeint. Du bist die erste und einzige Frau, die ich je geliebt habe.«
»Dann gibst du also zu, dass du mich liebst?«
»Ja, ich glaube, ich liebe dich, Abi. Ich habe so viele Nächte an dich gedacht, mich nach dir verzehrt und Gott um Beistand gebeten. Deine Anwesenheit hier hat es mir oft sehr schwergemacht. Möglicherweise habe ich deshalb manchmal ein wenig … distanziert gewirkt«, gestand Luca.
Abi begann zu begreifen, dass sie nichts an der Situation ändern konnte. »Wann willst du in dieses … Priesterseminar eintreten?«
»Die ersten Gespräche habe ich bereits hinter mir. Wenn alles
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