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Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman

Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman

Titel: Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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Ich will nicht, dass sie noch wütender wird, aber jetzt, wo klar ist, dass Tom da mit drinhängt, interessiert mich das Thema doch mehr als mein Buch.
    »Kann dein Tom auch sagen, wozu das gut sein soll?«
    »Nö, er langweilt sich da, hat er gesagt. Immer dieselbe Geschichte und immer dieselben Lieder.« Mella klingt gereizt. Was hat das Thema bloß an sich, dass wir uns darüber so aufregen?
    »Ist er etwa getauft?«
    »Nö, obwohl seine Großeltern das wollten. Mit vierzehn dann das Theater, ob er sich nicht konfirmieren lassen sollte. Wieder seine Großeltern. Das hat er aber ganz klar abgelehnt. Er ist auch zur Jugendweihe gegangen, so wie ich.«
    Tom sollte zur Konfirmation gehen? Habe ich richtig gehört? Das haben wir gerade in der Schule in Ethik besprochen. Das Fach ist eigentlich ganz interessant, allerdings nur manchmal. Wir haben über Feste geredet, mit denen das Leben in so eine Art Schema kommt. Jugendweihe, das machen die meisten bei uns. Die »Weihe« ist für die, so haben wir es gelernt, die erwachsen werden und das ohne Kirche irgendwie feierlich begehen wollen. Unsere Lehrerin hat uns darauf hingewiesen, dass wir da natürlich auch hingehen können. Ist ja klar. Da meldet sich dann ein Verein, der das organisiert, und dann kann es losgehen. Das ist aber erst in der achten Klasse. Ganz sicher nehmen die meisten aus meiner Klasse daran teil, denke ich zumindest. Kann aber sein, dass ich mich täusche. Keine Ahnung. Im Unterricht war das Thema damit jedenfalls abgeschlossen. Wir haben kein Wort über die Kirche verloren. Erst jetzt merke ich, dass ich keinen blassen Schimmer davon habe. Ist eigentlich völlig doof, dass ich darüber nichts weiß.
    An Mellas Jugendweihe kann ich mich noch gut erinnern. Sie hatte ein schönes Kleid an und war der Mittelpunkt des Tages. Sogar unser Vater hatte sich gemeldet und kam zum Kaffeetrinken vorbei. Am Vormittag gab es eine Feier in einem kleinen Theater hier in der Nähe mit einer Festrede und irgendwelchen anderen Reden von seltsamen Erwachsenen. Alle Jugendlichen wurden mit Namen aufgerufen und gingen dann nach vorn. Auch Mella. Sie ist auf ihren hohen Schuhen losgestakst wie ein Storch und war total aufgeregt. Man konnte bis in die letzte Reihe sehen, dass sie rote Flecken am Hals hatte und zitterte, als sie die rote Rose, die jedem von ihnen geschenkt wurde, entgegennahm. Dann wurde allen mit feierlichem Gesicht die Hand geschüttelt. Meine Mutter hat geheult. Das war mir peinlich.
    Danach waren wir essen. Mella hat Geld geschenkt gekriegt, und ich konnte ihr ansehen, wie sie es heimlich im Geist zusammengerechnet hat. Sie wollte sich ein neues Fahrrad kaufen. Am Ende hat es nicht ganz gereicht, da hat Tante Lina ihr den Rest dazugegeben, obwohl sie gar nicht bei dem Fest dabei war. Sie ist zu alt und kann nicht mehr laufen. Mella war den ganzen Tag stolz wie eine Prinzessin. Und ich stand daneben und ab und zu hat mir mal jemand zerstreut über den Kopf gestreichelt. Wenn man die kleine Schwester ist, ist man einfach dauernd die Nebensache. Ich habe noch nie so viel Geld geschenkt bekommen und ich hatte auch noch nie so ein schönes Kleid an. Das hängt seitdem nutzlos im Schrank rum, aber als ich es letztes Jahr zum Fasching anziehen wollte, durfte ich das nicht. Mella hütet es wie einen überflüssigen Schatz. Na ja. Danach war alles wieder wie immer.
    Obwohl, vielleicht nicht ganz. Ein bisschen erwachsener kommt Mella mir seitdem schon vor. Kurz danach hatte sie ihren ersten Freund, Steffen aus ihrer Klasse. Ein cooler Typ mit himmelblauen Augen. Das war komisch, dass Mella sich plötzlich verliebt hatte und wie eine alberne Ziege dauernd von ihrem Steffen schwärmte. Aber irgendwie war es auch toll. Ich fand Steffen gut, was ich von Tom nicht behaupten kann. Der ist doof, finde ich. Aber Mella ist verliebt. Und das ist immer ein gutes Thema, denn wenn die Rede darauf kommt, fängt sie an zu erzählen und plaudert verträumt vor sich hin, und ich kriege das eine oder andere Geheimnis einfach so mit, ohne dass sie merkt, dass sie sich verquatscht hat.
    »Dann passt ihr ja zusammen, Tom und du«, versuchte ich – möglichst ohne neidisch zu klingen –, unserem Gespräch eine neue Richtung zu geben.
    Aber Mella steigt nicht ein. Schade! Wir kommen nicht weiter. Wir sind in einer blöden Situation. Das Thema Kirche bringt uns völlig durcheinander. Dazu kommt, dass das Thema Mella und Tom zur Zeit total schwierig ist. Sie wollen zu Silvester an die

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