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Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Titel: Das Jahrhundert der Hexen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Dyachenko , Marina Dyachenko
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ihr Brennholz gebracht. Seit dem Tag ist er wie ausgewechselt, sitzt ständig zu Hause … lässt unseren Sohn zufrieden …«
    »Ist Ihnen klar, dass es einen Straftatbestand darstellt, eine Hexe zu beauftragen?«
    »Was heißt hier beauftragen ? Ich habe nichts unterschrieben, kein Papier. Nichts! Außerdem kann ja wohl niemand etwas dagegen haben, wenn mein Mann, dieser Säufer und Hurenbock, wieder anständ …«
    »Und was würden Sie dazu sagen, wenn zu derselben Hexe morgen die Geliebte Ihres Mannes ginge? Wenn die Hexe ihr ebenfalls helfen würde? Indem sie alles wieder rückgängig machte?«
    Die Frau brachte kein Wort heraus. Schnaufte und schwieg. Das Ohr, das der Kamera zugekehrt war, färbte sich allmählich knallrot.
    Die nächste Einstellung. Eine junge, quirlige Frau. Ihre Augen verbarg ein schwarzer Balken.
    »Weshalb hast du das getan?«
    »Die hat mir meinen Freund ausgespannt.«
    »Den, den du heiraten wolltest?«
    »Genau! Aber jetzt hab ich's mir überlegt! Diese Fo…«
    Die aufmerksame Zensur überblendete den unflätigen Ausdruck mit einem langen kräftigen Piepton.
    »Weißt du, was jetzt passieren kann?«
    »Mir egal! Das kriegt die Hexe ab, nicht ich.«
    »Hast du sie bezahlt?«
    »Pah! Wie käme ich dazu?! Wenn ich sie bezahlt hätte, wäre es ein Auftrag. Aber so …«
    »Die Frau hat beide Beine verloren, tut sie dir denn gar nicht leid?«
    »Das hätte sie sich halt eher überlegen müssen, bevor … sie einer anderen den Freund ausspannt! Diese Fo…!«
    Ein erneuter Bildwechsel. Der Kommentator schaute so eindringlich, dass Ywha der Ausdruck Stierauge in den Sinn kam.
    »Die Menschheit lebt nicht erst seit gestern in einer Gemeinschaft mit Hexen. Und auch nicht erst seit einem Jahrhundert. Man braucht sich ja nur einmal umzusehen. Wer hätte denn noch nie die Dienste einer Hexe in Anspruch genommen? Insofern müssen wir alle uns fragen, warum wir jetzt jammern, sobald wir im Heft unseres kranken Sohnes das Zeichen der Kette entdecken, auf einer Postkarte, die ihm eine Klassenkameradin geschenkt hat?«
    Ywha stellte den Ton wieder leiser.
    »Was ist das Zeichen der Kette?«
    »Könntest du mich vielleicht in Ruhe arbeiten lassen?«
    Der Referent zog die Brauen zusammen, in seinen Augen lag jedoch keine Verärgerung. Der junge, ehrgeizige Mann, der es aber wohl trotz allem nie zum Inquisitor bringen würde, mochte sie im Grunde, das wusste Ywha.
    Als sie lächelte, bemerkte sie selbst, wie freundlich und charmant sich ihre Mundwinkel verzogen. »Tut mir leid … Myran.«
    Schnaufend gab der Referent vor, von den Dingen auf seinem Computerbildschirm aufs Äußerste gefesselt zu sein, bis er sich ihr schließlich doch mit einem resignierten Seufzer zuwandte. »Das Zeichen der Kette steht für eine einmalige Manipulation. Es wird von allen Hexen verwendet, die mindestens einen dreißiger Brunnen haben. Dir ist klar, was es mit dem Wert eines Brunnens auf sich hat?«
    »In etwa«, bestätigte Ywha.
    »Gut. Das Zeichen der Kette ruft eine Art Drogenabhängigkeit hervor, von dem Menschen verursacht, der dieses Zeichen einsetzt. Es funktioniert wie eine konzentrierte Variante des Liebestranks, indem es eine Art Sklaven-Herr-Beziehung herstellt. Der Mensch an der Kette ist sozusagen auf Turkey, sobald er sich nicht in Gesellschaft seines Herrn befindet. Manchmal stirbt er auch. Manchmal gesundet er unter großen Qualen, wobei in der Regel das Trauma sein ganzes Leben nachwirkt. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
    »Wie eine Enzyklopädie«, erwiderte Ywha ernst.
    Als das Telefon klingelte, nahm der Referent den Hörer ab, um ihn gewohnheitsgemäß mit der Schulter ans Ohr zu pressen. »Vorzimmer Wyshna-Eins.«
    Ywha beobachtete, wie seine Brauen vibrierten. Seine Stimme änderte sich jedoch um keinen Deut.
    »Ja, Eure Durchlaucht, die Direktverbindung ist in der Tat abgeschaltet … Ja, Eure Durchlaucht, einen Augenblick, bitte.«
    Er drückte einen Knopf. Jetzt sprach der Referent mit anderer Stimme, nicht trocken-höflich wie mit Ywha und, wie sich gezeigt hatte, auch mit dem Herzog, sondern verhalten und gehorsam, so wie er ausschließlich mit Klawdi sprach. »Es tut mir leid, Patron … Seine Durchlaucht ist am Apparat, Patron … Ja, Patron …«
    Eine halbe Stunde später öffnete sich die Tür von Klawdis Büro. Den Referenten ignorierend, nickte der wolkenfinstere Inquisitor Ywha nur kurz zu: »Gehen wir. Wir haben Arbeit.«
    … Ein Flug wie ein Rausch, ein Fluss wie eine

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