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Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Das Jahrhundert der Hexen: Roman

Titel: Das Jahrhundert der Hexen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Dyachenko , Marina Dyachenko
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purpurrotem Wasser. Ein gelbes Gesicht, von dem sich nicht sagen ließ, ob es zu einem jungen Mann oder zu einer kurzhaarigen Frau gehörte. »Tod … durch … infolge des Kontakts mit einer Njawka …«
    Ein Bär, der auf einer Laute spielte. Etwas Grelles, Sommerliches, Bälle und Zelte, lachende Kinder, funkelnde Wasserspritzer …
    Der erschlaffte Körper einer Njawka. Eine Hülle, die man wie einen Teppich zusammenrollen konnte. Ein Kopf wie ein eingetretener Ball.
    »Genug gesehen. Lass uns lieber frühstücken.«
    Priw stand hinter ihr. Der Klang seiner Stimme ließ Ywha zusammenzucken. Seine große, feste Hand legte sich beruhigend um ihre Taille.
    »Beruhige dich … Gleich kriegst du ein paar Tropfen, denn deine Nerven liegen echt blank. Eine nervöse Hexe, das ist doch einfach traurig. Fast wie ein vegetarisches Krokodil.«
    Schwach und gehorsam folgte sie ihm in die Küche. Auf dem blitzblanken Tisch dampften zwei Teller mit Fleisch, das mit Tomatenschnitzen garniert war. »Geh dir die Hände waschen …«
    Im Bad gab es rechts von einem großen Spiegel ein kleines Aquarium. Auf dem Sandboden lagen eine zerbrochene Amphora, einige Flussmuscheln und ein eingepacktes Präservativ. Zwei rote Fische schwammen gleichmütig an einem Schild vorbei: Im Notfall Scheibe mit Hammer einschlagen.
     
    »Seit einiger Zeit verstehe ich sie nicht mehr.« Der Kurator Mawyn nahm zum vierten Mal in der letzten Minute die Brille ab, um sie zu putzen. »Sie haben … ihre Vorsicht verloren. Jedes Gefühl für das richtige Maß. Jeden Verteidigungsinstinkt. Mir ist unbegreiflich, warum sie all das tun … was sie da tun. Geht es um ihren eigenen Vorteil? Was in Teufels Namen soll das für ein Vorteil sein? Diese blinde Aggressivität, die doch in der Regel mit einem Verhör in unseren Verliesen endet. Es jagt mir Angst ein, wenn ich etwas nicht begreife, und momentan verstehe ich die Hexen nicht im Geringsten …«
    »Früher konntest du dich also damit brüsten, sie zu verstehen?« Klawdi kniff die Augen zusammen und schickte einen dicken bläulichen Rauchfaden in Richtung Decke.
    »Das habe ich zumindest geglaubt, Patron«, meinte Mawyn achselzuckend. »Das half mir … bei der Arbeit.«
    Es tagte bereits. Klawdi schoss der Gedanke durch den Kopf, ein wenig zu schlafen. Bevor er, dem Büro des Kurators entkommen, endlich in seine Badehose schlüpfte und sich zu dem goldenen Strand aufmachte, nach dem er sich so sehnte, und sich vom warmen Meer liebkosen ließ. »Ich habe meine Badehose nicht mal eingepackt«, sagte er laut.
    »Wir haben Hochsaison«, erklärte Mawyn mit gequältem Lächeln, während Fedora bewusst wegsah. »Und die fällt komischerweise ausgerechnet mit der … Zeit der unverhofften Erbschaften zusammen. Da stirbt zum Beispiel eine angesehene Frau an einem Herzinfarkt. Sie ist noch nicht alt und ihr gehört, sagen wir mal, ein Friseurgeschäft. In der Regel taucht schon bald eine Erbin aus der tiefsten Provinz auf. Wie geht es dann weiter?! Nach einer kurzen Krise floriert das Geschäft wieder, nach wie vor kommen – jedenfalls mehr oder weniger – die alten Kunden … Nach einer Weile kommt es jedoch zu einem Ansturm auf die psychiatrische Klinik. Außerdem sind ein paar Infarkte, einige unerklärliche Morde, aber auch Lottogewinne zu verzeichnen. Eine Maniküre, auch das nur ein Beispiel, fängt plötzlich an zu singen und gelangt schnell ganz nach oben … Dann ziehen wir los, um die Erbinnen festzunehmen. Meist ist es schon zu spät. Die Hexenbrut hat sich längst vermehrt und ist uns über den Kopf gewachsen. Friseurinnen sind aus irgendeinem Grund besonders …« Mawyn verstummte, als sei er nicht imstande, das richtige Wort zu finden.
    »Sie flechten ihren Kundinnen ›Krötenhaare‹ ein«, meinte Fedora mit tonloser Stimme. »Alles wie gehabt, die Hexen holen sich Fingernägel und Haare von ihren Kundinnen. Aber auf Befehl? Und von wem? Wer gibt den Auftrag, ein Zimmermädchen aus einem kleinen Hotel, das ein halbes Jahr gespart hat, um sich den Besuch in diesem extravaganten Friseurladen leisten zu können, verrückt zu machen? Und wozu?«
    »Aber die Maniküre hat angefangen zu singen?«, fragte Klawdi mit hochgezogener Braue.
    »Die Maniküre!« Fedora runzelte verärgert die Stirn. »Wir haben sie ein Dutzend Mal durchleuchtet. Die können wir völlig außer Acht lassen. Vielleicht haben sich die Hexen da einfach einen schlechten Scherz erlaubt.«
    »Und machen Sie sich klar, wie viele

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