Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
Case ein. »Es ist schwierig, gute Leute für die Jobs dort zu bekommen.«
Janson wandte den Blick nicht von Helms. »Was hatte die Amber Dawn in der Nacht, als sie versenkt wurde, südlich von Île de Forée zu tun?«
»Auch das hätte ich Ihnen am Telefon sagen können.«
»Was hat das Offshore-Serviceschiff südlich der Insel getan, wo es keine Ölplattformen gibt, die es hätte anlaufen können?«
»Die Amber Dawn führte eine geheime seismische Erkundung des Meeresbodens vor Île de Forée durch. Wir hatten eine kleine holländische Firma mit dem Projekt beauftragt, und die setzte dafür dieses Schiff ein.«
Ein verstohlener Blick zu Doug Case verriet Janson, dass sich die Augen des Sicherheitschefs von ASC überrascht weiteten.
»Warum habt ihr kein richtiges Explorationsschiff hingeschickt?«, fragte Janson. »Was war das große Geheimnis?«
»Ich hab dir ja vor zwei Wochen von den kleinen Firmen erzählt, die für uns arbeiten«, warf Case ein.
»Du hast mir nicht gesagt, dass die Amber Dawn für unabhängige Firmen gearbeitet hat.«
Case richtete einen zornigen Blick auf Kingsman Helms. »Diese Information lag wohl über meiner Gehaltsstufe.«
»Dann hören wir uns doch Mr. Helms’ Version der Wahrheit an«, schlug Janson vor.
Helms zuckte mit den Schultern. »Die Wahrheit ist, dass es im Ölgeschäft nun mal nicht ohne Geheimhaltung geht. Das war schon immer so. Wir handeln mit einer geheimnisvollen Ware. Der Preis wird dadurch bestimmt, wie viel Erdöl verfügbar ist und welche Reserven im Boden vermutet werden.«
»Und wie viel Sie den Ländern zahlen, denen der Boden gehört?«
»Ich seh schon, worauf Sie hinauswollen, aber Sie irren sich. Es ist nicht so, dass wir Ferdinand Poe reingelegt hätten.«
»Nicht? Wen haben Sie denn reingelegt?«
»Unsere Konkurrenten. Andere Erdölfirmen. Vor allem die Chinesen. Es ist doch wohl verständlich, dass wir es nicht an die große Glocke hängen, wenn wir irgendwo einen großen Fund vermuten, bis wir uns sicher sind. Sie dürfen nicht vergessen, wir suchen Öl an Plätzen, wo die Wahrscheinlichkeit nicht sehr hoch ist. Aber wissen kann man es nie. Der Boden steckt voller Überraschungen.«
»Aber was in der Tiefsee vor Île de Forée zu holen ist, das ist für Sie keine Vermutung mehr, sondern Gewissheit, nicht wahr?«
Helms schüttelte den Kopf. »So weit würde ich nicht gehen. Ich gebe zu, wir haben, unter uns gesagt, Grund zur Hoffnung. Aber noch ist nichts in trockenen Tüchern.«
»Es war jedenfalls konkret genug, um im Bürgerkrieg auf Île de Forée beide Seiten zu unterstützen.«
Kingsman Helms leugnete den Vorwurf nicht. Er schaute Paul Janson ins Gesicht und sagte: »Das Problem ist immer, an die Ressourcen im Boden heranzukommen. Doch aus einer rein technischen Aufgabe wird oft ein politisches Problem, wenn die Regierungen ihre Forderungen stellen.«
»Darüber beklagen sich Unternehmen oft.«
»Jammern bringt nichts. Wenn uns die Regierungen keine Wahl lassen, muss man bereit sein, Entscheidungen zu treffen, um an das Produkt heranzukommen, das unsere Kunden wollen.«
»Welche Entscheidungen hat ASC getroffen, um nach dem Öl vor Île de Forée zu bohren?«
»Überlebenswichtige Entscheidungen«, antwortete Helms ausweichend. »Wir von ASC müssen uns allein gegen eine starke Konkurrenz behaupten. Die Zeiten sind vorbei, da wir uns auf die bloße Existenz der amerikanischen Militärmacht stützen konnten. Wir sind ein globales Unternehmen, doch hinter unseren Konkurrenten stehen die Regierungen von China und Russland. Sie haben längst keine Angst mehr vor uns.«
Helms verstummte.
»Welche überlebenswichtigen Entscheidungen haben Sie getroffen?«
»Überall, wo wir nach Ressourcen suchen, haben wir es mit anarchistischen Einheimischen und habgierigen Chinesen zu tun. Die American Synergy Corporation muss selbst sehen, wie sie in diesem Umfeld klarkommt. Wenn unsere Regierung uns nicht unterstützt – und das tut sie nicht –, dann müssen wir die Dinge selbst in die Hand nehmen. Unser Steuergeld nehmen sie gern, aber Schutz bekommen wir dafür keinen. Wenn unsere Regierung nicht für gleiche Startbedingungen sorgt, muss sich ASC selbst die nötigen Voraussetzungen schaffen, damit wir’s mit den Chinesen aufnehmen können.«
»Mit anderen Worten: Wenn die US-Regierung ASC nicht hilft, dann hilft sich ASC selbst.«
»Und das ohne schlechtes Gewissen!«, schoss Helms zurück. »Die Welt hat sich geändert, Janson. Die
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