Das Janus-Monster
Spiegel. Versuchen Sie einfach nur, zum Boden zu schauen, das ist bestimmt besser.«
»Ja, ich… danke - ich versuche es.«
Suko und ich blieben nicht auf der Stelle stehen. Auch wenn wir keine Veränderungen entdeckt hatten, wollten wir die Spiegelflächen genauer untersuchen. Deshalb gingen wir näher an sie heran. Wir drehten dabei die Runde und gingen in verschiedene Richtungen weg, so dass wir uns an einem bestimmten Punkt wiedertrafen.
Diese glänzenden Flächen waren nicht normal, davon musste ich einfach ausgehen. Der Strahl wanderte mit. Er huschte aber nicht über die Spiegel hinweg, und er wurde auch nicht reflektiert, ich hatte vielmehr den Eindruck, dass die Spiegel ihn zum Teil einsaugten und er so an Leuchtkraft verlor.
In diesem Material steckte etwas. Dort verbarg sich die Kraft einer anderen Welt. Es musste durch Emma-Hoo beeinflusst worden sein. Als ich sehr nahe herantrat, veränderte sich der Spiegel. Möglicherweise sah ich ihn auch jetzt erst richtig, denn ich hatte den Eindruck, in ihn hineinschauen zu können. Eine Spiegelfläche, die Tiefe besaß, war auch nicht normal. Man konnte diese Spiegel so herstellen, praktisch dreidimensional als optische Täuschung und an den Seiten durch kleine Lichter eingerahmt, wobei sich dem Betrachter dann eine Spiegeltiefe öffnete, die so aussah wie ein in die Unendlichkeit hineinführender Weg.
Hier gab es kein Licht, abgesehen vom Endpunkt meines Lichtstrahls.
Und er zeichnete sich zwar auf der Fläche ab, aber nicht direkt vor mir, sondern tiefer. So hatte der Spiegel einen Teil der Lichtlanze praktisch in sich hineingesaugt.
Dieses Phänomen blieb auch. Er erweckte zudem bei mir den Eindruck, dass die einzelnen Spiegel aus einem recht weichen Material bestanden. Das wiederum stimmte auch nicht. Als ich mit der linken Hand darüber hinwegglitt, spürte ich schon einen kalten und auch völlig normalen Widerstand. Wenn wir hier vor den Toren zu einer anderen Welt standen, dann blieb sie noch für uns verschlossen, denn es bewegte sich nichts in dieser Tiefe.
Einige Male klopfte ich dagegen. Nur das leichte Pochen war zu hören, sonst nichts.
War das hier eine Hölle? Für den Mandarin schon, nicht für uns. Wir sahen diesen Raum nur als eine unheimliche Umgebung an. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich traf wieder mit Suko zusammen, der die Achseln zuckte. »Du hast wahrscheinlich das gleiche erlebt wie ich. Da war offiziell nichts…«
»Richtig.«
»Und was lauert wirklich dahinter?«
»Kato. Ein Teil der Hölle, wenn wir das alles glauben wollen.«
»Es fällt mir nicht leicht. Andererseits, warum sollte der Mandarin gelogen haben? Er war sich so sicher, dass wir hier das Ende unseres Schicksals erreicht haben. Wir sind auch keine Übermenschen, denen nichts passieren kann.«
»Wie wär's mit einem Test?«
Suko hob die Augenbrauen. »Wie soll der aussehen?«
»Nimm die Peitsche.«
»Gut. Daran habe ich auch schon gedacht. Was würde geschehen? Wir würden den Spiegel möglicherweise zerstören. Vielleicht sogar alles, und damit wäre der Weg für das Janus-Monster versperrt.« Er tippte gegen seine Brust. »Mich jedenfalls würde das nicht befriedigen, das kann ich dir sagen. Ich möchte diese Bestie vernichtet sehen, verstehst du das? Ich will sie nicht mehr am Leben wissen. Egal in welcher Welt und…«
»Da ist was!«
Suko verstummte mitten im Satz, denn Akinas erschreckt klingenden Worte alarmiert uns beide. Wir fuhren herum. Sie stand etwas von uns entfernt. Ein zitterndes Bündel Mensch. Beide Arme nach vorn gestreckt und auf ein bestimmtes Ziel deutend.
Es gab nur die Spiegelwand und die Tür. Akina aber wies auf die Spiegel und nickte dabei.
Ich war mit wenigen Schritten bei ihr. Suko folgte langsamer. »Was haben Sie denn gesehen?«
»Es hat sich etwas bewegt!« Sie nickte heftig. »Im Spiegel. Ich habe es mir nicht eingebildet - ehrlich. Da… da… hält sich jemand versteckt.«
»Haben Sie es erkannt, Akina?«
»Nein«, murmelte sie, »das habe ich nicht. Zumindest nicht so genau. Es kann eine Gestalt gewesen sein, aber auch eine Wolke. Das ist zwar dumm ausgedrückt, so kam es mir aber vor.«
»Kato?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie gequält. »Ich will ihn auch nicht sehen.«
Ein Lichtbalken strich bereits über die Spiegelfläche hinweg. Suko leuchtete sie an. Ebenso wie ich hoffte auch er, dass wir durch das Licht Gewissheit bekamen.
Zunächst sahen wir nichts. Darüber ärgerte sich selbst Akina, die
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