Das Janus-Monster
Hölle. Die Jigoku, denn ich habe sie für Emma-Hoo nachgebaut.«
Seine letzten Worte endeten in einem hässlichen Lachen. Dann war die Tür geschlossen…
***
Finsternis umgab uns. Sie war so starr, gleichzeitig musste sie mit einem bösen, nicht sichtbaren Leben angefüllt sein. Vielleicht mit Gedanken, die sich in dieser Umgebung gesammelt hatten und einem Menschen die Angst brachten.
Das machte sich besonders bei Akina bemerkbar. Wir hörten sie laut ein- und ausatmen. Sie machte sich Gedanken über ihr weiteres Schicksal, und es waren beileibe keine positiven, denn sie sprach davon, dass sie an der Schwelle zum Tod stand.
»Der Tod ist hier, John. Ich kann ihn fühlen. Er ist so kalt. Er streift mich…«
Ich wollte sie beruhigen. »Nein, Akina, nein. Das ist nicht so. Das bildest du dir ein. Es ist eine verfluchte Umgebung, das stimmt. Aber wir können uns wehren, sollte der Tod denn auf uns zukommen. 73 Versuche nur, die Ruhe zu bewahren. Alles andere überlasse uns.«
»Gibt es denn kein Licht, John?«
Ich hatte die Verzweiflung aus ihrer Stimme hervorgehört. Spürte ihre Körperwärme, denn sie drückte sich gegen mich. »Doch, Akina, es gibt Licht. Suko und ich haben immer kleine Lampen mit dabei. Keine Sorge, wir werden sie gleich hervorholen. So etwas wie das hier ist nicht neu für uns. Wir möchten nur die Atmosphäre ein wenig auf uns einwirken lassen.«
»Habt ihr denn keine Angst?«
»Doch. Jeder Mensch hat Angst. Sie gehört einfach dazu. Nur wer sie kennt, der kann sie auch besiegen.«
»Ja, das ist gut«, flüsterte sie. »Obwohl es mir nicht weiterhilft. Aber ich bin trotzdem froh, wenn ich so etwas höre.«
»Bleiben Sie hier stehen.«
»Was machen Sie denn?«
Ich gab ihr keine Antwort, sondern rief nach Suko. Er meldete sich.
Seine Stimme klang nicht eben in meiner Nähe auf. Er hatte sich etwas von uns entfernt, ohne dass es mir aufgefallen war.
»Ich bin noch im Lande. Vielleicht gibt es hier doch Licht. Im Moment stehe ich an der Wand. Ich frage mich nur, ob wir richtig gehandelt haben. Wir sind freiwillig in dieses Loch gegangen. Mit offenen Augen ins Verderben gelaufen. Und genau das hat der verdammte Mandarin auch gewusst und gewollt.«
»Du gehst davon aus, dass er davon überzeugt ist, wir kommen hier mit heiler Haut nicht mehr heraus?«
»So ist es.«
»Spürst du denn was?«
»Nein, ich sehe auch nichts. Nur sollten wir das ändern. Ich halte die Lampe schon in der Hand.«
Meine Antwort hörte er Sekunden später. »Jetzt bin ich auch soweit.«
Ich schaltete die kleine Leuchte ein, und Suko ließ seine ebenfalls erstrahlen.
Das Licht stach in zwei verschiedene Richtungen. Wir hörten Akina aufatmen, auch flüstern. Ihre Worte waren für uns unwichtig. Es zählte einzig und allein die Umgebung. Wir hatten beim Eintreten die Größe dieses Kellerraums nicht ermessen können. Auch jetzt, wo es Licht gab, fiel es uns nicht einfach. Die Strahlen trafen Ziele, aber sie wurden auf eine ungewöhnliche Art reflektiert, denn es war kein normales Mauerwerk, über das sie hinwegstrichen.
Die Umgebung glänzte, schimmerte. Jemand musste sie poliert haben, und wenig später kam uns zugleich die Erleuchtung.
»John, das sind Spiegelwände!«
Suko hatte recht. Wohin wir auch strahlten, es blieb immer gleich. Das Licht tupfte gegen große Spiegel, die dicht nebeneinander lagen, so dass es fast keine Lücken gab. Jede Seite wurde von den Spiegeln bedeckt, nur dort, wo sich die Stahltür befand, gab es eine Lücke.
Waren es wirklich Spiegel oder nur polierte Steine? Nein, es mussten Spiegel sein, denn der Mandarin hatte davon gesprochen. Wenn seine Worte zutrafen, dann musste jeder dieser Spiegel ein Stück von dem besitzen, was sich einmal in der Fläche befunden hatte, die im Büro des Hono Nagato hing.
Etwas fiel uns auf. Wir selbst wurden von diesen Spiegeln nur undeutlich wiedergegeben. Unsere Gestalten malten sich sehr schwach auf den Flächen ab. Wir sahen aus, als würden wir darin ertrinken. Da wurde unser Spiegelbild bereits in eine andere Welt gezerrt, die für uns nicht sichtbar war.
»Das ist unheimlich«, flüsterte Akina. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Davon hat Nagato auch niemals gesprochen.« Sie hob die Schultern und schüttelte sich. »Die Spiegel machen mir angst. Ich habe immer das Gefühl, als wollten sie mich rufen. Ich… ich… soll kommen. Sie ziehen mich an.«
»Bleiben Sie ruhig«, sagte ich. »Konzentrieren Sie sich nicht auf die
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