Das Jesus Sakrileg 2
dieser Gedanken sehr fürchtete. Denn diese Gedanken ließen ihn Dinge tun, die er zutiefst verabscheute. Töten!
Er hielt sich für keinen Richter.
Gerne würde er die Ungläubigen dieser Welt von der Vollkommenheit des Christentums überzeugen, sie mit Worten und friedlichen Taten zum Glauben bekehren. Das war der wahre Ismail. Aber oft nahmen diese anderen Gedanken die Oberhand und sagten ihm, was er tun sollte. Sie hämmerten sich in seinen Kopf ein und so sehr er sich wünschte, sich ihrer zu entledigen, so sehr wusste er, dass auch sie Teil seines Ichs waren. Und sie sagten ihm, dass dieses Ich genauso zum Missionar gehörte.
Denn Menschen waren noch immer Tiere. Und um mit Tieren fertig zu werden, half manchmal nur eine starke Hand. Und Ismail schwor sich, niemals schwach zu sein. Wenn die starke Hand rief, dann würde er ihr gehorchen. Denn er hatte keine andere Wahl.
Und seine Gedanken, dass dies falsch war, diese Gedanken beseitigte er mit der Geißel.
Ja, er verstand oft die Dinge nicht, die der Kardinal und somit Gott von ihm wollten. Aber wie konnte der Kardinal sich irren, wo er doch ein direkter Vertreter Gottes Wortes war?
Wie konnte es da jemand wie Ismail wagen, sich gegen das Wort des Kardinals zu stellen? Hatte dieser ihm nicht mit der zweiten Chance bewiesen, dass seine Worte und Taten unantastbar waren?
Daher beseitigte er dieses ungute Magengefühl, welches sich manchmal bei ihm einschlich. Während der Fahrt grübelte Ismail darüber nach, was ihn erwarten mochte. Wer war dieser Onkel? Und was hatte er mit dem Buch gemeinsam? Ging es vielleicht um weitaus mehr, als er in der Lage war , zu begreifen? Musste er gar vorsichtig sein? Gott war bei ihm. Gott würde auf ihn aufpassen. Aber dennoch hieß es da auch in Jesaja 30, 15, „… wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen …“
Was, wenn dieser Onkel nicht alleine war? Was, wenn er einer islamischen Sekte angehörte, ein Terrorist war? Vielleicht führte Jalal ihn in eine Falle. Auf einmal kamen Ismail viele Fragen, auf die er keine Antwort fand. Konnte er es riskieren, dass er womöglich versagte? Wäre es doch sinnvoller, dem Deutschen zu folgen? Er wusste, dass er den Deutschen sehr leicht finden konnte. Seine Kirche würde ihm dabei helfen.
Einen Fluggast und seinen Wohnort herauszufinden, war eine der leichtesten Aufgaben für ihn, denn für seine Kirche gab es keinen Datenschutz. Wenn der Deutsche nur ein naiver Sammler war, würde er ihm nicht entwischen. Er durfte sich dieses hier nicht entgehen lassen. Irgendetwas in seinem Inneren sagte ihm, das hier war stärker als dieses Buch.
So grübelte er in seiner innersten Seele. Er blätterte in Gedanken in der Bibel, dessen Seiten er besser kannte als jeder andere Mensch, ausgenommen des Kardinals. Irgendwo auf den vielen Seiten, so wusste er, würde er die Antwort auf sein Problem finden.
„Die nächste Ecke rechts, am Ende des Sandweges ist es“, hörte er Jalal sagen.
Und mit diesen Worten fand auch Ismail die Lösung, was er zu tun hatte. Und ein mal mehr dankte er der Bibel.
„… und du wirst mein Hirte sein, als das s ich wandle im dunklen Tal … da du mein Licht bist …“, flüsterte Ismail.
„Was?“, fragte Ali.
„Wir halten hier“, befahl Ismail und ein Lächeln lag in seinem Gesicht. Es war gut zu wissen, dass Gott mit ihm war.
Kapitel 8
„… und Wehklagen lagen über Jerusalem. Die Nacht war ungewöhnlich lang an diesem Tage … Es wird geflüstert, hinter den Toren Jerusalems. Geflüstert, dass großes Unheil über dieses Heilige Land einbrechen wird. Und in den Armenhäusern wird geweint, gar fürchterlich. Und man sagt sich, dass die Kinder Israels an diesem Morgen von fürchterlichen Träumen heimgesucht wurden. Träume ohne Hoffnung. Komm, Maria. Lass auch uns flüstern, damit diese dunkle Wolke nicht über das Wohl der Menschen einbreche.“
Das waren die Worte, die Claudia leise zu mir sprach, liebes Tagebuch. Ich hatte wirklich eine Gänsehaut. Ich wollte mich gerade am Nachmittag zu ihr aufmachen, als eine Dienerin Claudias kam und nach mir verlangte. Welch glücklicher Umstand, dachte ich mir und die Hoffnung stieg in meinem Herzen, Joshua doch noch dem Tode entreißen zu können. Vor ihrer Türe verließ mich die Bedienstete mit den Worten:
“Tretet ein, die Herrin erwartet Euch.“
Also trat ich ein. Die Fenster waren noch immer verdunkelt, nur leicht schien die Sonne in das Zimmer.
Unter vorgehaltener
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