Das Jesus Sakrileg 2
Rates teilnehmen konnten, die der Gefolgschaft Nikodemus angehörten. Aber Kaiphas war zu mächtig. Und die Abstimmung an diesem Tag, an dem auch Josef anwesend war, wurde, wie von Josef befürchtet, verloren. Und der Beschluss, Joshua wegen Gotteslästerung anzuprangern, wurde niedergeschrieben. Kaiphas perfider Plan scheint aufzugehen. Sollten die Römer Joshua nicht kreuzigen, dann würde Kaiphas dafür sorgen, denn er hatte jetzt die Zustimmung des Rates.
Josef war niedergeschmettert, weil er jede Hoffnung verloren glaubte. Ich schaute in seine Augen und auch dort sah ich keine Hoffnung. Ich dachte, es wäre höchste Zeit, dass ich von den Neuigkeiten berichtete und wollte gerade ansetzen zum Sprechen, als Thomas von seinem Platz aufsprang und sagte: „Dann müssen wir kämpfen.“
„Kämpfen?“, fragte Josef leise und kopfschüttelnd.
„Ja, kämpfen. Die Menschen lieben Joshua. Wenn wir sie zum Kampf auffordern, dann werden viele zu den Waffen greifen, sich endlich gegen das Joch Roms erheben.“
„Womit sollen wir denn kämpfen, mit Mistgabeln, Messern oder Fäusten gegen die Römer? Nein, sie werden uns abschlachten wie Vieh“, gab Judas einen Einwand von sich.
„Wir könnten Barabbas fragen. Ich habe hier einen Cousin, der mit seiner Widerstandsgruppe sympathisiert. Er wird uns die Waffen liefern. Bestimmt“, sagte Matthäus.
„Ja, eine Arme, die die Römer erzittern lässt und an ihrer Spitze Joshua. Und wir werden die Römer vertreiben. Nicht der Jordan, sondern der Rubikon wird dann nur noch ihre Grenzen bilden. Und Joshua wird unser König, nein König aller Juden. Der einzig würdige Nachfolger Davids und Salomons“, beschwor Philippus und ballte die Faust.
„Ihr seid doch Narren! Ein offener Aufstand. Das ist Wahnsinn!“, sagte Josef.
„Liebet eure Feinde!“, sagte Maria, Joshuas Mutter in energischem Ton.
Alle schwiegen und blickten zu ihr.
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Dieses Gebot hat euch mein Sohn aufgetragen. Und ihr sprecht von Krieg, Gewalt und Mord. Was würde mein Sohn sagen, wenn er euch so hören würde? Ihr solltet euch schämen. Denn euch liebt er von allen am meisten. Mehr noch als seine Mutter. Wenn nicht einmal ihr seinen Worten Glauben schenken wollt, wie kann das dann der, der ihn niemals sah oder mit ihm sprach?“, fragte Maria und ich merkte, wie sehr sie mit den Tränen kämpfte. Ich konnte auch sehen, wie sehr sich alle Anwesenden schämten und auf den Boden blickten. Maria wollte aufstehen, als ich dann endlich den Mut fand zu sprechen.
„Warte Maria, ich habe euch etwas Wichtiges zu verkünden. Etwas Wunderbares. Ich war heute bei Claudia, der Tochter Tiberius und sie hat einen Plan , Joshua aus dem Gefängnis zu befreien. Dies soll in der Früh geschehen. Ist das nicht wunderbar? Und sie hat mich gebeten, dir, Josef, aufzutragen, alles in die Wege zu leiten, damit Joshua noch morgen früh Israel verlassen kann.“
„Claudia? Gesegnet sei der Allmächtige. Wieso bin ich nicht vorher auf sie gekommen“, sprach Josef, faltete die Hände zusammen und ging auf die Knie. Einige Jünger machten es ihm nach.
„Ja. Die Tochter des Kaisers, oft habe ich sie gesehen. Meist kam sie inkognito, aber ich erkannte sie. Die Worte Joshuas haben auch in ihrem Herzen die Mildtätigkeit erweckt“, fuhr Josef fort und ich sah Tränen der Hoffnung und Freude in seinen Augen. Ich habe nie an Josefs Treue und Ergebenheit gegenüber Joshua gezweifelt, aber an diesem Tage lief selbst mir ein Schauer über den Rücken, da diese Ergebenheit weit über meine Vorstellung hinausging.
„Schämen sollten wir uns, die da Gewalt in ihrem Herzen hatten und Gewalt unter dem Volke Israel entfachen wollten. Wenn die Tochter des römischen Kaisers selbst in den Worten Joshuas einen Sinn findet und ihr Herz milde stimmt, dann sollten wir erst recht Frieden und Barmherzigkeit leben. Claudia hat seine Worte verstanden. Denn niemand ist niemandes Feind. Und wenn mein Rabbi dieses über alles geliebte Land verlassen muss, dann werde ich ihm folgen, so wahr ich der Sohn des Jona bin“, sagte Petrus, stand von seinem Sitz auf und blickte einen nach dem anderen an.
Einige senkten ihre Augen, andere erwiderten den Blick Petrus und schienen die gleiche Hoffnung zu sehen, wie auch ich.
„Auch ich werde ihm folgen, egal , wohin der Herr ihn schickt“, sagte Judas, stand ebenfalls auf, ging auf Petrus zu und reichte ihm die Hand.
„Von ganzem Herzen werde ich mein Leben an
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