Das Jesus Sakrileg - das Tagebuch der Maria Magdalena 1
diesen Kelch an mir vorbeiziehen … denn wenn nicht einmal die, die mit mir das Brot brechen und aus dem selben Becher trinken, meinen Worten glauben, wie kann das Volk Israel und seine Feinde meinen Worten glauben? Die Angst der Menschen ist über mich gekommen. Bin ich dir überhaupt noch würdig, mein Vater?“
Ich war schon auf wenige Schritte an ihn herangekommen und mich verletzten diese Worte. Ich weiß auch nicht warum aber ich kam mir nicht vor, als würde ich lauschen. Es war, als würde eine innere Stimme zu mir sagen: „Maria, nimm dich seiner an. Er bedarf einer aufrichtigen Liebe. Sonst ist Israel verloren.“
Also ging ich auf ihn zu und berührte mit meiner rechten Hand seinen Nacken ganz vorsichtig und streichelte diesen zärtlich.
Joshua drehte sich zu mir um und ich sah seine Tränen.
Liebevoll wischte ich sie weg.
„Wenn David Goliath bezwingen konnte, was vermag dann erst Gottes S ohn“, sagte ich . Noch immer schaute mich Joshua an.
„Und du Maria, glaubst du mir?“, fragte er dann schon fast so leise, dass ich ihn kaum hörte. „Ich glaube dir, wie auch viele andere dir glauben. Du bist der Messias , w enn nicht du, wer kann dann den Menschen wieder den Glauben an das Leben zurückgeben? Sie brauchen dich!“, sagte ich ihm und mein Blick wich nicht dem Seinigen aus.
„Ich habe heute meinen himmlischen Vater gebeten, mich meiner Aufgabe zu entledigen, auch deinetwegen“, sagte Joshua und mir blieb für einen kurzen Augenblick fast das Herz stehen. Doch es war schon zu viel in letzter Zeit geschehen, als dass ich noch immer die gleichen naiven Gedanken pflegte.
„Vor gar nicht langer Zeit hätte ich alles für diese Worte gegeben. Doch ich weiß jetzt, dass du nicht mir alleine gehörst. Es gibt da draußen viel Leid und Not. Sie bedürfen deiner mehr als ich. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das deine Worte der Liebe das gleiche Feuer in den Herzen aller Menschen entzünden, wie dies bereits in meinem Herzen geschehen ist“, sagte ich und griff nach Joshuas Hand. Er erwiderte meinen Griff mit einem sanften Gegendruck
Ich weiß nicht, ob ich es mir einbildete aber Joshuas Augen bekamen wieder dieses Leuchten.
Ich spürte wie sensibel und wie sehr er auf die Liebe seiner Nächsten angewiesen war , a us ihnen schöpfte er Kraft.
Joshua nahm meine Hand und küsste sie zärtlich.
„ W as du heute Abend getan hast, hast du aus Liebe zu den Menschen getan. Dein Wort soll im Himmel bei meinem Vater das gleiche Gewicht haben wie auf Erden.“
„Gehe schlafen, Maria. Ich will noch hier unten ein wenig unter den Sternen weilen“, sagte Joshua . Am nächsten Morgen wurden wir sehr früh durch Lärm geweckt. Draußen war ein junger Diener des Lazarus, der Joshuas Namen schrie.
„Bist du still, du Wicht. Es ist noch Schlafenszeit“, rief ihm Thomas unsanft entgegen.
„Der Kummer lässt dich laut werden“, hörte ich eine Stimme und sah, dass sie Joshua gehörte.
Er war schon wach und angekleidet, sein Kopf war mit einem langen Tuch bedeckt. Er trat hinter einem Busch hervor.
„Verzeiht Herr aber meine Herrin hat mich zu euch geschickt. Ihr Bruder, mein Herr Lazarus von Bethanien, liegt im Sterben und wünscht ein letztes Mal euch sehen zu dürfen.“
„Gehe hin zu deiner Herrin und sage ihr, diese Krankheit führt nicht zum Tode Lazarus, sondern damit Gottes W erk erfüllt werde.
Nach dem Joshua dies gesagt hatte, machte sich der Junge sofort auf den Weg.
„Sollten wir nicht nach Bethanien gehen, Meister?“, fragte Thaddäus.
Ich glaube er war genauso erstaunt, wie viele von uns, dass Joshua dem letzten Wunsch eines sterbenden Mannes nicht folgte.
Schließlich war Lazarus unser aller Freund.
„Heute nicht, M orgen und Ü bermorgen wird der Menschensohn predigen und am Tage darauf wird er nach Bethanien gehen, um an Lazarus Gottes W erk zu bezeugen und dorthin einzuziehen, wo er Gottes W erk erfüllen wird“, sagte Joshua und verschwand wieder.
Keiner von uns sagte etwas und keiner folgte ihm.
Dass Joshua seinen Freund im Stich ließ, wollte ich nicht glauben. Aber, dass Lazarus in drei Tagen noch leben würde, auch nicht. Wir alle wussten um den Gesundheitszustand von Lazarus.
So war auch keiner von uns verwundert, als wir am Hause Lazarus ankamen und statt Freude Trauer empfingen.
Lazarus war gestorben.
Maria und Martha machten Joshua keinen Vorwurf, dass er der letzten Bitte Lazarus nicht nachgekommen war oder gar, das er diesen hätte heilen
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