Das Jesus Video
Soldaten vorzustellen, und schüttelte, als ihm das nicht gelingen wollte, grinsend den Kopf.»Hat sich damals wohl in Land und Leute verliebt, wie man so sagt, hmm?«
»Wahrscheinlich.«
»Eliah«, sagte Ryan, breitbeinig knöcheltief im Chaos stehend.»Komm mal her.«
Eliah schob die Schublade, die er gerade aufgezogen hatte, wieder zu, erhob sich und bahnte sich einen Weg hinüber zu seinem Befehlshaber. Jedenfalls kam Ryan ihm so vor mit seinem militärisch kurzen Haarschnitt, seinem ewig gleichen Khaki-Outfit und seinem herrischen Gehabe. Eliah mußte ab und zu zwinkern und sich daran erinnern, daß die Zeit bei der Armee vorbei war. Er war jetzt Angestellter eines Sicherheitsdienstes, mit Tarifurlaub, monatlichem Gehalt, Überstundenregelung und Rentenanspruch. Die Kaun Enterprises hatten ihn engagiert, nicht rekrutiert.
Aber gut, der Kunde war König. Er trat neben den drahtigen Amerikaner — Ryan? War das nicht ein irischer Name? -und begutachtete den Fund, den dieser aus irgendeinem Winkel in dem Regal über dem Bett gezogen hatte.
Es war eine dicke Kladde, ein Notizbuch mit kleinen blauen und roten Elefanten darauf. Ziemlich zerfleddertes Teil. Ryan hielt es aufgeschlagen und betrachtete die Seiten, die eng in pedantisch kleiner Schrift vollgeschrieben waren.
In Hebräisch.
»Das ist ein Tagebuch, oder?«fragte Ryan und deutete auf Datumsangaben zwischen einzelnen Aufschrieben, teilweise mit farbigem Filzstift geschrieben. Er drehte das Buch herum: Er hatte es falsch herum gehalten, weil ihm nicht gleich eingefallen war, daß hebräische Bücher von hinten nach vorn gelesen wurden.
»Sieht so aus, ja«, nickte Eliah. Na und? Tagebücher waren eine ziemlich weibische Angelegenheit. Daß dieser Yehoshuah Menez eines geführt hatte, stempelte ihn in seinen Augen zum Weichling.
Ryan blätterte, sichtlich irritiert, nach vorn bis zur letzten beschriebenen Seite.»Das ist das Datum vom Samstag«, meinte er.»Er muß also an diesem Tag noch einmal hier gewesen sein. Und er hat eine ganze Menge geschrieben; die Schrift wirkt hektisch und aufgeregt. Etwas hat ihn ziemlich durcheinandergebracht.«Er hielt Eliah das Buch hin.»Was steht da?«
Eliah nahm das Tagebuch mit spitzen Fingern, ungefähr so, als habe ihm Ryan zugemutet, die benutzte Monatsbinde einer Frau in die Hand zu nehmen.»Ziemliche Sauklaue«, beschwerte er sich und starrte auf die krakelige Handschrift.»Er schreibt irgend etwas von Polyethylenfolie und Übergang von Kohlenwasserstoffen in Papier… Ich verstehe kein Wort, ehrlich…«
»Übersetz es einfach ins Englische«, sagte Ryan mit jener unnatürlichen Ruhe, die Eliah eine Gänsehaut über den Rükken laufen ließ.
Er seufzte, konzentrierte sich.»Das verbesserte Färbemittel hat auf dem ersten Blatt des Briefes wahre Wunder gewirkt, blieb auf dem zweiten Blatt aber beinahe wirkungslos. Dann kam mir der Gedanke, daß sich im Lauf der Zeit aus der Polyethylenhülle Kohlenwasserstoffe in das Papier eingelagert haben könnten. Ich habe daher versucht, es mit Tetrahydronapthalin vorzubehandeln, und dann noch einmal das Färbemittel eingesetzt. Allerdings wünschte ich nun, ich hätte es nicht getan — hätte niemals etwas mit dieser ganzen Geschichte zu tun gehabt.«
Ryan war plötzlich aufgeregt. Verglichen mit einem richtigen Menschen war er immer noch ein Eisklotz, aber wenn man eine Weile mit ihm zu tun gehabt hatte, war eine gewisse Anspannung bei ihm deutlich wahrzunehmen.»Weiter«, drängte er.
»Schon die erste Textstelle, aufs Geratewohl ausgewählt«, übersetzte Eliah weiter,»hat das Versteck der Kamera enthüllt, nach der alle so angestrengt suchen…«
30
TEMPEL, HERODIANISCHER. Im 15. oder 18. Jahr seiner Regierung begann Herodes d.Gr. mit dem Bau eines neuen T., der in der jüd. Geschichtsschreibung als Zweiter T. bezeichnet wird. Baubeginn war etwa das ]ahr 20 v.Chr., die Arbeiten erstreckten sich über 46 Jahre. 70 n.Chr., kurz nach seiner Fertigstellung, wurde der T. bei der Eroberung Jerusalems durch die Römer (Niederschlagung des ersten jüd. Aufstands) zerstört.
Avraham Stern, Lexikon der biblischen Archäologie »JESSICA JONES«, ERKLÄRTE Stephen im Plauderton,»ist die gute Seele, das allwissende Auge, das Herz und das Hirn. Ihr Vater war ein enger Vertrauter von Martin Luther King, und ihr Bruder ist der erste schwarze Bürgermeister einer Stadt in den Südstaaten, in der vor dreißig Jahren ein Weißer nicht einmal neben einem Schwarzen auf einer
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