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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Versteck hinter der Klagemauer ist seit fünfhundert Jahren leer.«
    Auf der Rückseite der Verkehrsschilder waren Videokameras angebracht, eine pro Fahrspur, die den vorbeifließenden Verkehr registrierten. Die Bilder, die sie aufnahmen, liefen direkt in einen hochleistungsfähigen Computer, auf dem eine spezielle, hochmoderne Bildverarbeitungssoftware arbeitete, die imstande war, in Realzeit sämtliche Nummernschilder aller vorbeifahrenden Autos in den Pixeln der Videobilder zu identifizieren und in lesbare Zeichen und Zahlen umzuwandein. Die identifizierten Autonummern, ein unaufhörlicher Strom von Daten, wurden über ein Netzwerk, das die gesamte Stadt und noch zahlreiche ähnliche Anlagen umfaßte, an einen zentralen Rechner der Polizei übermittelt, der alle gemeldeten Autonummern zusammen mit den Orten, an denen sie registriert worden waren, und der genauen Uhrzeit ihrer Registrierung in einer Datenbank speicherte. Außerdem verglich er jedes Autokennzeichen mit einer Tabelle gemeldeter Kennzeichen, in der neben einer Reihe weiterer verwaltungstechnischer Angaben gespeichert war, was im Falle einer Entdeckung geschehen sollte.
    Das Kennzeichen des Jeep Cherokee, den Stephen fuhr, war seit einem Tag in dieser Tabelle gespeichert. Als Handlungsanweisung war angegeben: stiller Alarm. Keine sechzig Sekunden, nachdem die Videokamera das Bild des Fahrzeugs erfaßt hatte, begann auf dem Bildschirm des Wachhabenden eine Meldung zu blinken.
    Diesmal war es eine andere Sekretärin, die Kaun das Telefon brachte, als sie alle über einem großformatigen Plan des Tempelbergs brüteten. Der Medienzar lauschte mit ernster Miene.»Danke«, sagte er dann.»Vielen Dank, Jehuda. Schalom.«
    Ein hungriges Glitzern trat in seine Augen, als er die Verbindung unterbrach.»Rufen Sie Ihre Leute zusammen, Ryan«, sagte er.»Foxx fährt in Richtung Hebron.«Er zog einen Zettel aus der Tasche.»Er fährt einen dunkelblauen Jeep Cherokee, sein Kennzeichen ist… Ach, zum Teufel, ich kann das nicht lesen. Hier.«Er reichte ihm den Zettel.
    Ryan starrte das zerknitterte Papier mit sichtlicher Verblüffung an.»Woher wissen Sie das?«
    Kaun genoß es.»Ziemlich einfach. Über die Autonummer des Wagens, den Foxx am Museum zurückließ, habe ich die Verleihfirma ermitteln lassen. Die haben mir gesagt, was für ein Auto er jetzt fährt. Und mit dem ist er vor einer halben Stunde durch eine der automatischen Kontrollanlagen der Polizei gefahren.«
    »Das habe ich alles auch probiert, aber mir wollte niemand Auskunft geben…«
    »Beziehungen. Der Polizeichef war so freundlich, eine stille Fahndung zu veranlassen, die jetzt als irrtümlich wieder gelöscht wird. Nach Hebron kann er ihn ohnehin nicht verfolgen lassen, da Foxx dort in die Zuständigkeit der palästinensischen Polizei fiele.«Er reichte Ryan das Telefon.»Das werden Sie jetzt brauchen, schätze ich.«
    Ryan nickte.»Und eine Karte von Israel.«
    Shimon Bar-Lev sah dem hageren Sicherheitsmann mit großen Augen und offenem Mund nach, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Dann fiel bei ihm der Groschen.»Das heißt ja wohl«, konstatierte er erleichtert,»daß sich das Thema Westmauer erledigt hat.«
    Sie umrundeten Hebron auf einer weiträumig angelegten, neu aussehenden, aber schmalen Umgehungsstraße und fuhren weiter, immer weiter. Langsam wurden die grünen Stellen rechts und links der Fahrbahn seltener, ging der Blick weiter in eine graue, staubige Ferne. Und es war heiß, brütend heiß. Die Sonne stieg immer höher. Fortwährend schien die Straße am Horizont in blau flirrendem Wasser zu versinken, das natürlich nur eine optische Täuschung war, der kleine Bruder einer richtigen Fata Morgana.
    Kurz vor Be’er Sheva war weitab von der Straße ein eigenartiges stählernes Gebilde zu sehen.
    »Halt mal kurz an«, gab Yehoshuah von hinten den Tip.
    Tatsächlich, als sie am Straßenrand hielten und ausstiegen, konnten sie es singen hören. Es war, wie Yehoshuah bereitwillig erklärte, ein Heldendenkmal, aus den Überresten zerschossener feindlicher Panzer geschmiedet und wie eine riesige Orgelpfeife konstruiert, so daß es wehklagende, fast menschlich klingende Laute produzierte, wenn der heiße Wind aus der Wüste über den Hügel strich, auf dem es sich erhob.
    Für einen Moment war weit und breit kein anderes Auto zu sehen und auch keiner der zahllosen Tanklaster, die unaufhörlich über die Straßen donnerten. Stephen blinzelte zu dem bizarren Kunstwerk hinüber und

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