Das Jesus Video
streng logischen Problem zu tun zu haben. Ein Problem, das im stillen Kämmerlein lösbar war, wenn man nur lange und scharf genug nachdachte. Ha! Alles Unsinn. Nein, er hatte sich nichts vorzuwerfen. Er hatte getan, was er konnte.
Der Schriftsteller sah sich um. Wenn es so war — warum war er dann so wütend? Er hatte gut verdient. Er hatte ein interessantes Abenteuer erlebt. Er hatte eine Menge Stoff gesammelt, aus dem womöglich einmal ein Roman werden konnte. Und trotzdem war er wütend.
Weil er sich benutzt fühlte. So jemand wie Kaun glaubte, er könne sich alles erlauben, nur weil er reich und mächtig war.
»Und weißt du was?«murmelte Eisenhardt im Selbstgespräch.»Er hat recht. Er kann sich tatsächlich alles erlauben, weil er reich und mächtig ist.«Das war es, was ihn kochen ließ vor Zorn.
Der Reisewecker. Er stand immer noch auf dem Nachttisch. Eisenhardt nahm ihn und stopfte ihn tief unter die Hemden und Unterhosen, dann hielt er inne und sah das Telefon an, neben dem der Wecker gestanden hatte.
Wurden die Telefongespräche wirklich alle abgehört? Sehr wahrscheinlich. Zumindest wurden alle gewählten Nummern gespeichert, zusammen mit Uhrzeit und Dauer des Anrufs, schon um die Telefonrechnung gegenprüfen zu können. In den USA war das gängige Praxis in jedem Haushalt.
Es war so ruhig. Sein eigener Atem war das lauteste Geräusch.
Und wenn schon. Was sollte ihm passieren? Er würde im Flugzeug sitzen, ehe jemand bemerkte, daß er Foxx gewarnt hatte.
Er legte die Hand auf den Hörer. Kaltes, glattes Plastik. Leben und Tod. Ging es darum? Nein. Es ging darum, ob jemand wie Kaun alles machen konnte, was er wollte. Auch Geschäfte mit dem unglaublichsten Fund der Geschichte.
Stephen Foxx war irgendwo da draußen unterwegs, um sich dem mächtigen Medienzaren zu widersetzen. Vielleicht aus den falschen Gründen und vielleicht mit untauglichen Mitteln, aber er tat es. Und ahnte nicht, daß die Männer Kauns schon hinter ihm her waren.
Dieser Anruf konnte entscheidend sein. Und er würde es sich nie verzeihen können, wenn er ihn nicht machte.
Eisenhardt holte noch einmal tief Luft. Es war immer noch so still, als sei die Welt draußen gestorben. Dann holte er den Zettel mit der Telefonnummer aus der Tasche und hob den Hörer ab.
Die Leitung war tot. Man hatte sein Telefon bereits abgeschaltet.
Von draußen hämmerte jemand mit der Faust gegen das Fenster.
Der Negev war anders, als Stephen ihn sich vorgestellt hatte, Er hatte ein Bild vor Augen gehabt von majestätisch wogen-den strahlendgelben Sanddünen, sich wie ein in der Bewegung erstarrtes Meer aus Sand von Horizont zu Horizont erstreckend, von Karawanen, die von Oase zu Oase zogen. Statt dessen fuhren sie durch eine ausgeglühte grauschwarze Steinwüste, die eher einer Mondlandschaft glich als irgendeinem Ort auf Erden, eine sich von Horizont zu Horizont erstreckende Abraumhalde, auf die eine erbarmungslose Sonne so unerbittlich herabbrannte, daß man es in den Ohren sirren zu hören glaubte. Schwarzes, ausgedörrtes Dorngestrüpp, das hin und wieder entlang der Straße zu sehen war, zeugte von der Beharrlichkeit des Lebens, sah aber so erbarmungswürdig aus, daß man geneigt war, der Wüste den Sieg zuzusprechen.
Je länger sie durch die bedrückende Ödnis fuhren, desto unglaubwürdiger erschien es Stephen, daß es dieses Kloster, von dem Yehoshuahs Vater erzählt hatte, tatsächlich geben sollte.
»Wie können Menschen hier überleben?«fragte er unvermittelt in die Stille hinein, die sich seit Be’er Sheva im Wagen ausgebreitet hatte.
»Es regnet hier hin und wieder«, erklärte Yehoshuah.»Selten und wenig, aber es regnet. Wenn man dieses Wasser in Zisternen auffängt…«Er vollendete den Satz nicht. Es klang alles andere als komfortabel. Die richtige Umgebung für Mönche, die ein möglichst entsagungsvolles Leben führen wollten.
»Es regnet? Bist du sicher?«
»Um die hundert Millimeter im Jahresschnitt. Natürlich nicht jetzt im Sommer. Aber es gibt hier diese Wadis, nicht wahr? Wir suchen ja auch nach einem. Ein Wadi ist ein vertrockneter Flußlauf. Alle fünfzig bis hundert Jahre regnet es so stark, daß in den Wadis wieder Wasser fließt, manche sogar zu reißenden Strömen werden — für ein paar Stunden.«
Stephen sah umher. Steine, Felsen, Hitze.»Von allem, was ich in den letzten Tagen an Unglaublichem gehört habe, kommt mir das am unglaublichsten vor.«
Die schmale schwarze Asphaltstraße schnitt mit
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