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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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friedvolles, lebendiges Leuchten, wie Stephen es noch niemals gesehen hatte, und ihre Haltung strahlte etwas ungemein Kraftvolles aus, das in verwirrendem Widerspruch zu ihrer armseligen Erscheinung stand.
    Sie schienen es nicht gewohnt zu sein, viel zu sprechen.
    Einer der beiden setzte zum Sprechen an, schluckte dann aber, als müsse er sich erst auf Worte besinnen, die er seit ewigen Zeiten nicht gebraucht hatte.
    »Seit dreißig Jahren«, erklärte er schließlich,»ist diese Tür nicht geöffnet worden. Damals war ich es, der davorstand. Kommt herein.«
    Der Haupttroß der Verfolger lag etwa eine Stunde hinter dem ersten Wagen zurück. Nachdem Stephen Foxx und seine Begleiter Be’er Sheva passiert hatten, war auch Ryan aufgebrochen, um zu seinen Leuten zu stoßen.
    Dann war die Meldung gekommen, daß der Jeep die Straße nach Eilat verlassen hatte. Zuerst offensichtlich an der falschen Stelle, und die Verfolger hätten sich beinahe verraten, denn sie wollten dem Jeep schon folgen, als sie durch den Feldstecher entdeckten, daß er denselben Weg wieder zurückkam. Hätten sie nicht so großen Abstand gehalten, wären sie zu dem Zeitpunkt ebenfalls auf der Schotterpiste gewesen, so aber konnten sie vorbeifahren und sich einige Kilometer weiter in einer Haltebucht verbergen, bis der Jeep mit den drei jungen Leuten sie wieder passiert hatte.
    Zwölf Kilometer weiter bog der Jeep dann endgültig in die Wüste ab. Zum Glück hinterließ er auf dem staubigen Pfad eine Spur, die so unübersehbar war wie die einer Elefantenherde, denn mit ihrem normalen PKW fielen die Verfolger rettungslos zurück.
    »Er muß das von Anfang an geplant haben«, berichtete Ryan telefonisch an Kaun, während er mit überhöhter Geschwindigkeit an Hebron vorbeidonnerte.»Darum hat er einen Jeep gemietet.«
    Dann, tief in der Wüste, entdeckten sie den Jeep, verlassen an einem geröllübersäten Berghang stehend, und darüber das düstere Bauwerk, zwischen die zerklüfteten Felsen gebaut wie ein Adlerhorst. Sie gingen mit ihrem staubigen, arg malträtierten Fahrzeug hinter einem größeren Felsbrocken in Stellung und beobachteten den mühsamen Aufstieg der drei jungen Leute.
    »Nichts unternehmen«, befahl Ryan telefonisch.»Wir sammeln uns vor dem Berg und gehen dann gemeinsam vor.«
    Der Verkehr auf der Straße nach Tel Aviv kam nur zäh voran. Peter Eisenhardt saß auf dem Rücksitz, die Reisetasche neben sich, und schaute aus dem Fenster auf die Landschaft, die so seltsam fremd und vertraut zugleich war. Die Sonne schien greller und weißer als zu Hause, das karge Grün war bleicher, durstiger. Er mußte an Karl-May-Filme denken und an einen monumentalen Bibelfilm, den er als Vierzehnjähriger zu Ostern gesehen hatte, während er mit Fieber auf der Wohnzimmercouch lag. Die Bilder, wie dicke Zimmermannsnägel durch die Handgelenke Jesu getrieben wurden, hatten ihn in fiebrige, halbwache Träume hinein verfolgt.
    Ob er dieses Land je wieder betreten würde? Die Chancen standen nicht dafür; dazu war er nicht reiselustig genug.
    »Werden wir rechtzeitig ankommen?«fragte er die beiden schweigenden Gorillas auf den Vordersitzen.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, meinte der auf dem Beifahrersitz und dehnte die Worte dabei wie Kaugummi.»Das ist alles einkalkuliert.«
    »Wissen Sie, wann ich in Frankfurt landen werde?«
    Er bekam einen Umschlag mit dem Flugticket nach hinten gereicht.»Das sind Ihre Unterlagen.«
    Eisenhardt studierte den Flugschein. Obwohl er sich sagte, daß das ja nicht sein Problem war, brach ihm doch unwillkürlich der Schweiß aus. Die Straßenschilder zeigten noch zweiunddreißig Kilometer bis Tel Aviv, dabei öffneten wahrscheinlich in diesem Moment die Check-In-Schalter für seinen Flug. Und was für einen Flug — er würde nach Athen fliegen, von dort nach Mailand, dort mehrere Stunden Aufenthalt haben und erst gegen elf Uhr abends in Frankfurt ankommen.
    »Sagen Sie«, fiel ihm etwas ein,»Sie haben doch sicher ein Telefon dabei? Ich sollte unbedingt meine Frau anrufen. Sie weiß noch gar nicht, daß ich heute zurückkomme, und sie muß mich vom Flughafen abholen.«
    Die beiden Sicherheitsleute warfen einander fragende Blicke zu. Der Fahrer, offenbar derjenige, der zu entscheiden hatte, gab einen ausgedehnten Seufzer von sich und nickte dann. Der andere zog daraufhin sein Handy aus der Jackentasche, schaltete es ein und reichte es dem Schriftsteller nach hinten.
    Der erste Eindruck, als sie durch die schmale

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