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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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man ihm erzählt?«
    »Daß man nach einem großen Metallkoffer sucht. Ein Kasten aus Metall, so groß wie ein Koffer. Angeblich das Ossua-rium eines hasmonäischen Königs.«
    »Ein Metallkoffer… Der Behälter, in dem die Kamera und die Aufnahmen die Jahrtausende überdauern sollen.«
    »Nehme ich doch an«, sagte Judith und schüttelte ihre Reisetasche zurecht.»So, die Schmutzwäsche steht bereit.«
    »Gut. Jetzt brauche ich ein paar ungestörte Minuten. Am besten, du hältst solange Wache.«
    »Von mir aus auch das.«
    Sie stand auf, und sie umrundeten einander umständlich, bis Judith am Eingang stand und Stephen neben ihrem Bett.
    Er sank neben dem Bett auf die Knie nieder.»Also, es geht los. Jetzt darf niemand kommen.«
    »Und wenn doch jemand kommt? Stina zum Beispiel?«Stina hieß ihre Zeltgefährtin.
    »Dann müssen wir uns küssen«, erklärte Stephen so trokken wie möglich.»Und uns so aufführen, daß sie sich taktvoll wieder zurückzieht.«
    Er hörte sie erschrocken einatmen.»Ist das dein Ernst?«Er sagte darauf nichts, sondern begann, den sandigen Boden unter ihrem Bett aufzugraben.
    »Na ja«, meinte sie nach einer Weile halblaut.»Sicher kommt sie ohnehin nicht.«
    Stephen mußte wider Willen grinsen, was sie zum Glück nicht sah. Er schaufelte weiter, bis er freigelegt hatte, was er heute morgen hier vergraben hatte.
    Judith machte große Augen, als er damit unter dem Bett hervorkam.»Was ist denn das?«
    »Die Jungs von der Küche haben vollkommen recht, daß sie es uns verbieten, das Essen hinauszunehmen«, grinste Stephen.»Das Geschirr kommt wirklich weg.«
    Was er in der Hand hielt, waren zwei flache Metallteller, die so aufeinandergesetzt waren, daß zwischen ihnen ein schmaler, gut geschützter Hohlraum blieb. Ringsum waren die beiden Teller mit kräftigem Klebeband aufeinander befestigt, und das Ganze sah aus wie eine kleine fliegende Untertasse vom Mars.
    »Da drin sind die Papiere?«
    »Genau. Gut geschützt, hoffentlich.«Er blies die letzten Sandkrümel von dem improvisierten Behälter und verstaute ihn dann behutsam in Judiths Reisetasche, tief unterhalb der Wäsche.
    Eisenhardt saß einsam an einem der Tische der Feldküche, umgeben von lauter leeren Bänken, und löffelte hungrig, was in seinem Teller war. Vom Mittagessen war nichts mehr übrig gewesen, als er gekommen war, aber es war schon später, als er gedacht hatte, und so hatte ihm der Koch schon etwas vom Abendessen geben können. Es schmeckte gut; ein eigenartiges, interessantes Gemüsegericht, dessen Namen er wieder vergessen hatte. Er glaubte Auberginen, Knoblauch und Kreuzkümmel herauszuschmecken, aber dann war da noch eine Soße, die ihm absolut unbekannt war. Jedenfalls lecker, vor allem, wenn man Hunger hatte.
    Die Sonne stand schon tief. Gegen den Horizont sah man die Grabungshelfer langsam in Richtung Zelte trotten, wo sie sich wahrscheinlich etwas frisch machen würden, um dann in der Küche einzufallen. Er beobachtete ein dunkelhaariges Mädchen, das eine große Reisetasche zum Parkplatz schleppte, wo sie sie im Kofferraum eines kleinen dunkelblauen Wagens verstaute. Dunkel erinnerte er sich, daß mit dem Sonnenuntergang der Sabbat begann; wahrscheinlich fuhren einige der israelischen Helfer in der Zeit nach Hause.
    Noch während er sie beobachtete — sie sah wirklich ziemlich gut aus, hatte langes schwarzes Haar und eine gute Figur -, fiel ihm ein weiterer Wagen auf, der sich in einer Staubwolke aus der Ferne dem Lager näherte. Eisenhardt runzelte die Stirn, sah genauer hin. Es war ein Taxi. Genau so ein Taxi wie das, mit dem er selber gestern abend angekommen war.
    Die Szene kam ihm so verblüffend bekannt vor, daß er vergaß zu essen. Das Taxi hielt. Während der Taxifahrer das Gepäck aus dem Kofferraum lud, traten John Kaun und der Professor heran und begrüßten den Mann, der dem Taxi entstieg und sich einigermaßen verdutzt umschaute. Soweit man das aus der Ferne erkennen konnte, war der Neuankömmling etwas älter, vielleicht so um die fünfzig, hatte einen wilden weißen Bart, eine Halbglatze und einen beeindruckenden Bauch. WilfordSmith redete auf ihn ein, in seiner betulichen Art und mit sparsamer Gestik. Dann ergriff der Medienmagnat das Wort, weit ausholend, bestimmt, dynamisch, erklärte, lä chelte verbindlich, entlockte dem Mann ein zustimmendes Nicken und faßte ihn schließlich am Ellbogen. Diensteifrige Leute sprangen herbei, schleppten die ausgeladenen Koffer davon und bezahlten den

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