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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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rückte seinen Stuhl eine Idee weiter an die Zeltplane heran, legte die Uzi quer über den Schoß und lehnte sich zurück. Die Stimmen der drei Männer waren ziemlich gut zu vernehmen.
    Zum vereinbarten Zeitpunkt wählte Eisenhardt die Nummer, die er an diesem Morgen schon einmal gewählt hatte. Auf der anderen Seite wurde sofort abgenommen.»Uri Liebermann.«
    »Guten Abend, Herr Liebermann. Peter Eisenhardt hier.«
    »Ah, Herr Eisenhardt, ja. Sehr angenehm.«
    »Nun«, fragte der Schriftsteller gespannt,»konnten Sie etwas herausfinden?«»Ja.«
    Eisenhardt holte tief Luft.»Ich höre.«
    »Tja.«Auch der Journalist schien erst einmal Anlauf nehmen zu müssen.»Also, Sie hatten recht. Es ist wirklich eine ganze Menge Material über Professor WilfordSmith in unserem Archiv gespeichert. Eine einzige simple Abfrage, und es rauscht nur so über den Bildschirm. Der Mann gräbt sich durch den Boden Israels, daß man nur staunen kann.«
    »Aha.«
    »Aber«, fügte Liebermann hinzu,»ich fürchte, er genießt trotz allem keinen guten Ruf in wissenschaftlichen Kreisen.«
    Eisenhardt spürte, wie sich seine Mundwinkel beinahe wie von selbst zu einem Grinsen nach oben zogen. Das war ja interessant!»Was heißt das konkret?«
    »Man wirft ihm hauptsächlich vor, schlampig zu arbeiten. Immer wieder heißt es, er behandle Fundstücke nicht sorgfältig, ihm gehe mehr kaputt als anderen und er grabe zu viel und zu schnell. Ich habe ein Interview mit Yigael Yadin gefunden, wo er sagt, WilfordSmith scheine Masse mit Klasse zu verwechseln, und in einem Interviewteil, der nicht veröffentlicht wurde, sagt er sogar wörtlich,» dieser Mann ist eine Strafe für die israelische Archäologien«
    »Ziemlich hart.«Eisenhardt hatte noch nie von diesem Yigael Yadin gehört. Wahrscheinlich auch ein Archäologe, und zwar ein anerkannter.
    »Außerdem ist es wohl so, daß WilfordSmith ziemlich wenig veröffentlicht, und davon ist das meiste entweder langweilig oder umstritten. Ist Ihnen Benjamin Mazar ein Begriff?«
    Eisenhardt zögerte.»Kann ich nicht behaupten.«
    »Eine Kapazität hierzulande. Hat Ausgrabungen an der Klagemauer durchgeführt. Er hat sich vor etlichen Jahren einmal dahingehend geäußert, daß er den Verdacht habe, WilfordSmith kenne sich in weiten Bereichen der Geschichte Palästinas überhaupt nicht aus.«
    »Allerhand.«
    »Das einzige, was anscheinend jeder andere Archäologe an ihm bewundert, ist, daß WilfordSmith immer wieder einen Sponsor findet für seine Vorhaben.«
    »Vielleicht können sie ihn deswegen nicht leiden?«
    »Wie gesagt, ich kann mir dazu kein Urteil erlauben. Ich habe unsere Datenbank gesichtet, wie ich es Ihnen versprochen hatte, aber ich bin völliger Laie, was die Geschichte des Altertums anbelangt. Schwierig genug, mit der Zeitgeschichte Schritt zu halten.«
    Eisenhardt machte sich eifrig Notizen.»Sein Professorentitel — ist der echt?«fragte er dann.
    Er hörte Liebermann seufzen.»Ja und nein. Im Prinzip ist der Titel echt, WilfordSmith ist Professor für Geschichte an der Barnford University in Südengland. Die aber wiederum ist eine etwas umstrittene Institution, die einer wenig bekannten religiösen Gemeinschaft gehört, der True Church Of Barnford.«
    »Nie gehört.«
    »Ich auch nicht, muß ich zugeben. Es war auch nichts darüber herauszufinden in der Kürze der Zeit.«
    Eisenhardt kritzelte Barnford auf seinen Notizblock, unterstrich das Wort dreimal und malte ein dickes Fragezeichen daneben.»Sonst noch etwas?«
    Der Journalist lachte leise.»Das Beste kommt noch.«
    »Ich dachte, als Journalist bringt man das Beste immer zuerst.«
    »Nur in einem Zeitungsartikel. Wußten Sie, daß WilfordSmith ursprünglich Berufssoldat war?«
    Eisenhardt glaubte seinen Ohren nicht zu trauen.»Soldat?«
    »Er diente im Krieg unter Montgomery in Nordafrika und war danach im britischen Mandatsgebiet Palästina Nahost stationiert. Er war unter den britischen Truppen, die bei der Gründung des Staates Israel im Mai 1948 Palästina verließen.«
    »Unglaublich.«Eisenhardt versuchte, sich den betulichen, gebückt gehenden Wissenschaftler als tapferen Wüstenkrieger und Patrouillengänger vorzustellen.
    »Tja, und er scheint eine unvergängliche Zuneigung zu unserem Land behalten zu haben. Er kehrte damals nach England zurück, schied aus dem Militärdienst aus, heiratete, nahm eine Stellung als leitender Angestellter in einer Tuchwarenfabrik an und führte ein ruhiges Leben. Bis zum Jahr 1969. Damals,

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