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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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Straße, die so steil war, dass man an der Vorderseite, die an das Pfarrhaus grenzte, sehr hohe Stufen erklimmen musste, um zum Haupteingang zu gelangen. Abgesehen von ein paar vereinzelten Mofas und ein oder zwei Damen mit ihren Einkaufstaschen war an diesem Nachmittag auf dem kleinen dreieckigen Platz nicht viel los, und Sophie, Badji und ich betraten zu dritt die stille, düstere Kirche Notre-Dame de l'Assomption.
    Zwei Männer standen vor dem Altar und unterhielten sich. Der eine, den ich nicht kannte, war sicherlich der Pfarrer von Montesson. Klein, fahler Teint, schmale Augen, und auch wenn ich von weitem nicht erkennen konnte, ob er Vietnamese oder Koreaner war, besaß er auf jeden Fall die gelassene Miene der Asiaten. Der andere, der weder sein Priestergewand noch den traditionellen dunklen Anzug mit einem Kreuz im Knopfloch trug, war der Pfarrer von Gordes in Zivil.
    Als sie uns kommen sahen, trennten sie sich sofort. Der Gemeindepfarrer lächelte uns zu und verließ dann die Kirche. Badji schloss das Kirchenportal hinter ihm und kontrollierte zur Sicherheit das Schloss. Ich sah, wie er seinen prüfenden Blick durch die Kirche gleiten ließ.
    »Guten Tag, Monsieur Louvel«, empfing mich der Priester und kam auf uns zu.
    »Das sind enge Freunde von mir«, sagte ich und deutete auf Stéphane und Sophie.
    »Madame, Monsieur.«
    Sie begrüßten ihn. Der Priester reichte mir die Hand und ich umfasste sie mit beiden Händen, um mich zu bedanken, dass er die lange Reise auf sich genommen hatte. Mit François, Badji oder Jacqueline war er ein weiterer Bauer auf meiner Seite des Schachbretts. Ein kleiner, eigensinniger Krieger, der bereit war, auf seine Weise gegen ebenso unsichtbare wie mächtige Feinde zu kämpfen.
    Der Priester gab uns ein Zeichen, ihm in das Seitenschiff zu folgen.
    Wir nahmen auf den Stühlen Platz, die er im Halbrund aufgestellt hatte. Badji hielt sich im Hintergrund.
    »Wir haben keine Zeit zu verlieren«, begann der Priester in ernstem Ton. »Ich bin fest davon überzeugt, dass ich überwacht werde. Vater Young war bereit, uns hier diskret zu empfangen. Er ist ein alter Freund. Jemand, der es gewohnt ist, dass böse Überraschungen vom oberen Ende der Leiter kommen, wenn ich so sagen darf.«
    »Die bösen Überraschungen, die vom unteren Ende der Leiter kommen, tun zumindest beim Fallen nicht so weh«, bemerkte Sophie.
    Der Priester nickte. Wir lagen auf derselben Wellenlänge.
    »Ich bin bereit, Ihnen ein wichtiges Element für Ihre Recherche zu liefern, aber zuerst möchte ich erfahren, was Sie über meine Versetzung wissen. Wie Sie sich vorstellen können, nehme ich das sehr ernst.«
    »Kennen Sie die Organisation Acta Fidei?«, fragte ich ohne zu zögern.
    Er schüttelte den Kopf. Ich warf Sophie einen Blick zu. Sie verstand, was ich von ihr erwartete und erzählte alles, was sie wusste. Sie lieferte ihm alle Informationen, die wir gesammelt hatten oder die Sphinx uns hatte zukommen lassen. Der Priester hörte aufmerksam zu, und als sie ihren Bericht beendet hatte, war er völlig niedergeschlagen.
    »Glauben Sie wirklich, dass der Vatikan über all das Bescheid weiß?«, fragte er nach langem Nachdenken.
    »Wer im Vatikan? So einfach ist das nicht. Es gibt zwangsläufig Menschen, die auf dem Laufenden sind, weil mehrere Mitglieder des Büros von Acta Fidei zur Glaubenskongregation gehören. Wir können aber nicht sicher sein, ob das bedeutet, dass weitere Personen im Vatikan eingeweiht sind.«
    »Wenn das, was Sie sagen, der Wahrheit entspricht, muss diese Bombe unbedingt explodieren!«
    »Aber nicht sofort!«, mischte Sophie sich ein. »Glauben Sie mir, wir werden die Bombe explodieren lassen. Aber nicht sofort.«
    Der Priester nickte zustimmend mit dem Kopf. Dann rieb er sich nervös das Gesicht und holte ein Heft aus seiner Tasche.
    »Das gehört Ihnen«, sagte er und reichte mir ein Notizheft.
    »Was ist das?«
    »Ihr Vater hatte mir einen Teil seiner Geschichte erzählt. Um ganz ehrlich zu sein, ich bin davon überzeugt, dass ein Körnchen Wahrheit in all dem steckt, aber ich fürchte, das meiste, das er erzählte, war ein Hirngespinst. Doch wissen Sie, mit dem, was Sie mir soeben berichtet haben, bin ich zu allem bereit. Er wusste, dass ich mit einem Uhrmacher in Gordes befreundet war und er hatte mich gebeten, eine Maschine für ihn konstruieren zu lassen.«
    »Was für eine Maschine?«
    »Die Sie in seinem Keller gesehen haben. Und die dann verbrannt ist. Ein vollkommen bizarres

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