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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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was gestern geschehen war. Als ich meine Sinne beisammen hatte, merkte ich, dass Sophie nicht mehr neben mir lag. Ich kleidete mich in Windeseile an, um ins Wohnzimmer zu kommen und zu sehen, wo sie abgeblieben war.
    Badji saß an demselben Platz wie am Tag zuvor und begrüßte mich lächelnd. Etwas verlegen grinste ich zurück. Dieser Mann hatte mir zweimal das Leben gerettet, und obwohl wir ihn nach London mitgenommen hatten, ohne uns mit ihm abzusprechen, hatte er immer noch die Kraft zu lächeln. Natürlich würde ich ihn bezahlen. Aber Badjis Lächeln verriet, dass er uns nicht nur aus beruflichen Gründen begleitete.
    Draußen war die Sonne gerade erst aufgegangen und bewahrte noch ihren orangen Farbton. Das Tageslicht milderte ein wenig das chaotische Aussehen dieser Wohnung.
    »Haben Sie etwas gefunden?«, fragte ich und kratzte mich am Kopf.
    »Nichts von Bedeutung. Aber ich bin jetzt davon überzeugt, dass es etwas zu finden gibt und dass Sie es ohne mich nicht schaffen werden. Auf dem Tisch steht Kaffee, bedienen Sie sich. Und da Sie nach Paris zurückkehren müssen, komme ich eben mit.«
    »Aber.«
    »Kein Aber. Ich komme mit, weil es mir Spaß macht, und Ihnen auch, und damit basta. Ich habe noch eine Wohnung in Paris, in der sich viele Unterlagen befinden, da werde ich in Ruhe arbeiten können.«
    Sie redete schnell, ohne mich anzublicken, während sie eifrig mitten im Wohnzimmer ihre Reisetasche packte. Sie trug dasselbe Wollkleid wie am Vortag, und etwas an Frisur, ihren Augenringen und ihrer Nervosität verriet mir, dass sie die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte.
    »Na ja, danke«, sagte ich einfach und setzte mich an den Tisch, an dem die anderen drei offensichtlich bereits gefrühstückt hatten.
    »Keine Ursache«, erwiderte sie und zog mit einem Ruck den Reißverschluss ihrer Tasche zu.
    Dann richtete sich wieder auf, drehte sich mir zu, und fragte mich mit breitem Grinsen:
    »Und, gut geschlafen?«
    »Hm, ja, ja«, stotterte ich und versuchte, nicht allzu verlegen auszusehen. »Um wie viel Uhr geht der Zug?«
    Ich schenkte mir eine Tasse Kaffee ein.
    »Um 10:23 Uhr, das heißt, wir haben nicht mehr viel Zeit«, erwiderte Sophie. »Badji und ich begleiten Sie nach Montesson. In der Zwischenzeit kann Jacqueline sich weiterhin dem Manuskript widmen.«
    Ich nickte und frühstückte. Dabei wagte ich es kaum, Sophie anzuschauen. Sie siezte mich. Wir hatten uns in der Nacht geliebt, aber sie siezte mich noch immer. Liebend gern hätte ich sie an jenem Morgen allein gesehen. Ein wenig mit ihr geredet. Aber die beiden anderen waren auch noch da. Badji wich uns nicht von der Seite, was nicht sehr hilfreich war. Und außerdem hatten wir wirklich keine Zeit. Schon bald mussten wir zum Bahnhof eilen, um nach Paris zurückzufahren.
    Im Zug, der uns nach Frankreich zurückbrachte, musste ich immer an London denken, sah immer die Bilder dieser Stadt vor mir, in der ich mit Sophie geschlafen hatte.
    *
    Montesson lag nur wenige Kilometer von Paris entfernt, wirkte aber schon sehr ländlich. Niedrige kleine Häuser, hügelige Straßen, Treibhäuser und Felder ließen die doch so nahe Hauptstadt fast vergessen.
    Wir hatten Jacqueline am Gare du Nord in ein Taxi gesetzt, und sie fuhr mit Dürers Manuskript und der Mona Lisa mit den Bleistiftzeichen in ihre Wohnung. Dann waren wir in Badjis Renault Safrane gestiegen, um den Priester zur verabredeten Zeit in diesem westlichen Vorort zu treffen. Ich konnte kaum glauben, dass wir morgens noch in London gewesen waren. Und doch träumte ich nicht. Der Rhythmus unserer Suche würde sich zweifellos noch so lange beschleunigen, wie wir brauchen würden, um unser Rätsel zu lösen, sofern nicht jemand unseren Elan bremste.
    Badji war auf der Hut. Da ich die Verabredung telefonisch getroffen hatte, war unsere Anonymität keineswegs gesichert, und er rechnete jeden Moment mit einer bösen Überraschung. Die Raben hatten uns an ihr plötzliches Auftauchen gewöhnt. Badji war angespannter als am Vortag. Er parkte den Renault Safrane auf einem kleinen geschützten Parkplatz, öffnete mir die Tür und ging uns voraus.
    Dieser kleine Pariser Vorort hatte nichts mehr mit England zu tun. Hier gab es keine zwei Häuser, die gleich aussahen, sie waren auch nicht weiß, sondern grau, und die Architektur tendierte eher zu einem mittelalterlichen Wirrwarr als zum Puppenhaus-Stil. Ältere Männer fuhren auf ihren Mofas knatternd durch die Straßen.
    Die Kirche von Montesson lag in einer

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