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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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sie sein mochte.
    Ich spürte, dass Stéphane auf der Hut war. Er musterte das junge Mädchen und drehte sich ein wenig, um vor mir zu stehen.
    »Ist in Ordnung, Badji«, meinte ich beruhigend.
    Ich ging auf das junge Mädchen zu, das hochblickte, als ich näher kam.
    »Guten Tag«, sagte ich stirnrunzelnd. »Sie suchen Mademoiselle de Saint-Elbe?«
    »Alice?«, fragte das junge Mädchen und beäugte mich mit zur Seite geneigtem Kopf. »Sind Sie Alice?«
    »Sphinx?«, fragte ich überrascht.
    »Ja!«, rief das junge Mädchen und sprang auf.
    Ihr Blick verriet echte Erleichterung. Ich war auf alles gefasst gewesen, aber darauf nicht. Ein Mädchen. Das schien mir unglaublich. Und was, wenn sie gar nicht Sphinx war …
    »Äh, wie kann ich sicher sein, dass Sie es wirklich sind?« fragte ich etwas verlegen.
    »Haigormeyer, Unired, Chile?«, zählte sie fragend auf.
    Ja, er war es. Oder besser: sie war es.
    »Aber wie alt bist du denn?« Diese Frage konnte ich mir nicht verkneifen.
    »Neunzehn.«
    »Wieso treibst du dich den ganzen Tag vorm Computer herum? Bist du nicht an der Uni?«
    Sie zog eine Grimasse. »Ist das ein Verhör? Im Oktober bin ich rausgeflogen.«
    »Von der Uni geflogen? Das kann doch nicht wahr sein! Und was tust du jetzt?«
    Sie musste ja denken, dass ich mich wie ein alter Trottel aufspielte, aber ich konnte es einfach nicht fassen. Ein neunzehnjähriges Mädchen, das seine Zeit damit verbrachte, mehr oder weniger legale Recherchen im Internet anzustellen, das war mir ziemlich unheimlich.
    »Hören Sie, Damien – so heißen Sie doch, nicht wahr? – ich bin neunzehn, nicht zwölf. Ich komme zurecht, machen Sie sich keine Sorgen um mich. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt online, und das bringt mehr ein, als wenn ich Ärztin geworden wäre.«
    »Einverstanden«, gab ich klein bei.
    Nach all dem, was sie für uns getan hatte, wollte ich ihr gern glauben. Ich war nur schockiert, aber allmählich begann ich, mich an den Gedanken zu gewöhnen.
    »Gut, und was machst du hier?«
    Sie wollte sofort antworten, aber ich schnitt ihr das Wort ab. »Warte, wir wollen nicht hier darüber reden. Hm, darf ich dir Stéphane vorstellen, der uns begleitet?«
    »Guten Tag.«
    Sie sprach schnell, als hätte sie Angst, nicht genug Zeit zu haben, alles zu sagen.
    Badji nickte lediglich.
    »Hast du schon gegessen?«, fragte ich sie.
    »Nein. Ich muss unbedingt mit Ihnen reden.«
    Sie rieb sich ängstlich die Hände. Irgendetwas war vorgefallen.
    »Gut, wir suchen uns eine ruhige Ecke und du erzählst mir alles.«
    Sie folgte mir ins Hotelrestaurant. Der Kellner schlug uns einen Tisch in einer kleinen Nische vor. Er schien sich allmählieh an mein Bedürfnis nach Abgeschiedenheit zu gewöhnen. Mit meinem seltsamen Verhalten und meinem Bodyguard hielt er mich wahrscheinlich für einen Mafioso oder einen Geheimagenten.
    »Was ist passiert?«, fragte ich das junge Mädchen und versuchte, sie beruhigend anzulächeln.
    »Haigormeyer, also Sophie, ist sie nicht da?«
    »Nein.«
    »Ich habe gefunden, was Sie suchen.«
    »Du hast also Infos über Acta Fidei?«
    »Viel besser.«
    Sie kaute an der Unterlippe und blickte sich rasch um. Dadurch wirkte sie noch paranoider als ich.
    »Ich habe ihren Server geknackt! Ich habe das Dokument des Todes geklaut!«
    »Das bedeutet?«
    »Sie werden es mir nicht glauben.«
    »Sprich!«
    »Ein Foto der Platte, die sie den Mönchen gestohlen haben!«
    Ich riss die Augen auf.
    »Du machst Witze?«
    »Nein.«
    Sie zog eine CD-ROM aus der Tasche ihrer abgetragenen Jeansjacke und legte sie vor mich hin.
    »Da ist alles drauf«, versicherte sie und ließ mich nicht aus den Augen.
    Ich konnte es nicht fassen. Ich war mir nicht sicher, ob ich sie richtig verstand. Hatte sie tatsächlich den verschlüsselten Text Jesu gefunden? Oder handelte es sich um etwas anderes?
    »Ist der Text Jesu darauf?«, hakte ich nach.
    »Jedenfalls sein Foto. Ein Farbscan. Gute Qualität.«
    Ich betrachtete sie wie betäubt. »Äh, äh …«, stammelte ich, »bist du dir absolut sicher?«
    Sie verdrehte die Augen.
    »Ich behaupte es ganz entschieden. Es ist das Foto einer Steinplatte. Darauf ist ein Text graviert. Eigentlich kein richtiger Text, sondern Buchstaben.«
    »Wie viele?«
    »Was heißt wie viele? Ich habe sie nicht gezählt!«
    »Grob geschätzt?«, beharrte ich. »Eher zehn oder eher tausend?«
    »Ungefähr dreißig«, vermutete sie.
    »Könnten es vierunddreißig sein?«, schlug ich vor und wurde immer

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